Van der Bellen bei Gedenken zur Auschwitz-Befreiung

Bundespräsident Alexander Van der Bellen hat am Montag anlässlich des 75. Jahrestages der Befreiung des NS-Vernichtungslagers Auschwitz-Birkenau am Gedenken in Polen teilgenommen. „Auschwitz zu besuchen ist nicht leicht. Aber es ist notwendig“, sagte Van der Bellen. Gleichzeitig verwies er erneut auf die Mitverantwortung Österreichs am Holocaust. Er empfinde „tiefes Entsetzen“ darüber, was im KZ Auschwitz den Menschen angetan wurde.

Opfer der „nationalsozialistischen Vernichtungsmaschinerie“ seien auch Zehntausende Menschen aus Österreich gewesen. Gleichzeitig empfinde er Scham, sagte Van der Bellen. Viele Österreicherinnen und Österreicher hätten bei dem „barbarischen Verbrechen“ als Täterinnen und Täter „mitgewirkt“. Begleitet wurde Van der Bellen nach Polen von seiner Frau Doris Schmidauer, EU-Ministerin Karoline Edtstadler (ÖVP), den Präsidenten der Israelitischen Kultusgemeinde (IKG), Oskar Deutsch, sowie dem Auschwitz-Überlebenden Viktor Klein.

Steinmeier warnte vor Nationalismus und Rassenhass

Der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier warnte vor einem Wiederaufleben von übersteigertem Nationalismus und völkischen Ideologien. „Auschwitz, das ist die Summe von völkischem Denken, Rassenhass und nationaler Raserei“, sagte Steinmeier heute in der Gedenkstätte.

Wenn er sich die heutige Zeit anschaue, habe er manchmal den Eindruck, „dass das Böse noch vorhanden ist“, sagte der Bundespräsident. „Und deshalb reden wir hier in Auschwitz – und das ist auch der Wunsch der Überlebenden – nicht nur über die Vergangenheit, sondern begreifen es als leitende Verantwortung, den Anfängen zu wehren, auch in unserem Land.“

Auschwitz sei „ein Ort des Schreckens und deutscher Schuld“, sagte Steinmeier. „Wir ringen um Worte, wenn wir das Ausmaß des Grauens beschreiben wollen.“ Auschwitz sei eine Mahnung, „dass wir uns erinnern, um im Hier und Jetzt vorbereitet zu sein“. Ins Gästebuch der Gedenkstätte schrieb Steinmeier: „Wir wissen, was geschehen ist, und müssen wissen, dass es wieder geschehen kann.“

Entspannung zwischen Israel und Polen

Zum Holocaust-Gedenken zeichnet sich eine Entspannung im Verhältnis zwischen Israel und Polen ab. Israels Präsident Reuven Rivlin lud seinen polnischen Kollegen Andrzej Duda heute zu einem Besuch ein. „Wir möchten der polnischen Nation heute die Hand geben und bitten, dass wir erneut auf den Weg zurückkehren, den wir gemeinsam gehen können“, sagte Rivlin in Auschwitz nach einer Begegnung mit Duda vor der Gedenkfeier.

Duda hatte am Donnerstag nicht am Holocaust-Gedenken in Jad Vaschem teilgenommen – aus Protest dagegen, dass die Organisatoren ihm kein Rederecht einräumen wollten. Das hatte das polnisch-israelische Verhältnis belastet. In Jad Vaschem hatten außer Rivlin unter anderen der deutsche Bundespräsident Frank-Walter Steinmeier und Russlands Präsident Wladimir Putin gesprochen. Putin hatte die Polen zuvor mit Äußerungen über die Vorgeschichte des Zweiten Weltkriegs verärgert.