Schild mit der Aufschrift „Kein Zugang zur Isolation“
APA/Sven Hoppe
Coronavirus

Erster Fall in Bayern beschäftigt Behörden

Während es in Österreich bei den Coronavirus-Verdachtsfällen in Wien am Vormittag Entwarnung gegeben hat, ist nun ein erster Infektionsfall in Bayern bekanntgeworden. Der Fall hält die Behörden auf Trab, sie müssen nun die Kontakte des Betroffenen überprüfen, um mögliche Neuansteckungen rechtzeitig zu erkennen.

Bei dem Fall handelt sich um einen 33-jährigen Mann. „Es geht ihm recht gut, gestern Vormittag hat er noch gearbeitet“, sagte der Präsident des Bayerischen Landesamts für Gesundheit und Lebensmittelsicherheit, Andreas Zapf, am Dienstag in München.

Besonders an dem Fall in Bayern ist, dass es einer von bisher erst drei bekannten Nachweisen weltweit ist, bei denen die Ansteckung außerhalb Chinas geschah. Der Mann habe sich bei einem chinesischen Gast seiner Firma Webasto angesteckt. Er liegt derzeit auf der Isolierstation im Münchner Klinikum Schwabing in einem Zimmer mit Schleuse. „Er ist fieberfrei, hat auch derzeit keine Atemwegssymptomatik mehr“, sagte Clemens Wendtner, Chefarzt im Klinikum.

Kontakte „ganz rasch“ finden

Die Behörden seien damit beschäftigt herauszufinden, mit wem die beiden Mitarbeiter der Firma Webasto Kontakt hatten, hieß es weiter. Das müsse jetzt „ganz rasch“ gehen. Enge Kontaktpersonen wie Familienmitglieder und Kollegen des Mannes sind aufgerufen, zu Hause zu bleiben.

Derzeit würden 40 Kontaktpersonen in der Firma und der Familie überprüft, sagte der Leiter der „Taskforce Infektiologie“, Martin Hoch. „Die Zahl kann noch steigen.“ Unter Beobachtung steht auch ein Kindergarten: Der Erkrankte stamme aus dem Landkreis Landsberg am Lech und hat den Angaben zufolge Kinder in dem Kindergarten.

Kollegin aus Schanghai fühlte sich krank

Der Mann habe an einer Schulung seiner Firma teilgenommen, an der auch eine Kollegin aus dem Werk des Unternehmens in Schanghai teilgenommen habe, hieß es weiter. Die Frau habe vor ihrer Reise nach Deutschland Besuch von ihren Eltern gehabt, die aus der besonders betroffenen Stadt Wuhan in Zentralchina stammen. Sie sei am 23. Jänner zurückgeflogen und habe sich auf dem Heimweg krank gefühlt. Sie befindet sich nach Angaben von Webasto ebenfalls in stationärer Behandlung.

Die Chinesin und der deutsche Mitarbeiter hätten im Rahmen der Schulung in einer kleinen Gruppe zusammengearbeitet, sagte Hoch. Die Ansteckung habe „in einem Intervall, in dem die Chinesin noch symptomfrei war“, stattgefunden, sagte Landesamtspräsident Zapf weiter.

Karte von Italien
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Gesundheitsbehörden in Taiwan meldeten am Dienstag einen ersten Fall einer Ansteckung mit dem Coronavirus innerhalb des eigenen Landes. Ein um die 50 Jahre alter Mann habe sich bei seiner Frau angesteckt, nachdem diese von einer Reise in die zentralchinesische Stadt Wuhan zurückgekehrt sei, teilte die zuständige Behörde CECC mit. Die Frau war wenige Tage nach ihrer Rückkehr mit Fieber in ein Krankenhaus eingewiesen worden. Bisher hat Taiwan acht Fälle des Virus gemeldet.

Entwarnung in Wien

Unterdessen haben sich die beiden Coronavirus-Verdachtsfälle in Wien als negativ herausgestellt. Wie es Dienstagvormittag aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV) hieß, haben sich weder der behandelte Mann noch die Frau mit dem neuen Virus infiziert. Derzeit gibt es keinen weiteren Verdachtsfall in der Bundeshauptstadt.

Telefonhotline zum Coronavirus

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) bietet unter der Gratisnummer 0800-555621 montags bis freitags von 9.00 bis 17.00 Uhr Antworten auf Fragen von Bürgerinnen und Bürgern.

Die Frau und der Mann wiesen nach einer China-Reise grippeähnliche Symptome auf und begaben sich unabhängig voneinander und selbstständig ins Spital. Dann wurden sie auf die 4. Medizinische Abteilung im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital überstellt, die auf Diagnose und Behandlung derartiger Virenerkrankungen spezialisiert ist. Dort wurde schließlich Entwarnung gegeben. In Klagenfurt wurde am Dienstag eine Person unter Quarantäne gestellt, teilte die Stadtpresse Klagenfurt in einer Erstmeldung mit – mehr dazu in kaernten.ORF.at. Hier gibt es noch keinen Befund.

Koordination aller EU-Länder

Im Kampf gegen die Ausbreitung des Virus will die EU-Kommission ein koordiniertes Vorgehen aller EU-Länder bei der Überwachung von Einreisen. Man habe deshalb um kontinuierliche und detaillierte Informationen gebeten, hieß es am Dienstag nach einer Sitzung des Ausschusses für Gesundheitssicherheit in Brüssel.

Entwarnung bei Corona-Verdachtsfällen in Wien

Die beiden Coronavirus-Verdachtsfälle in Wien – ein Mann und eine Frau – sind negativ. Sie sind nicht mit dem Virus infiziert, wie am Dienstag bekanntgegeben wurde.

Das Koordinierungsgremium der europäischen Gesundheitsbehörden (Health Security Committee, HSC) habe sich bereits zum dritten Mal getroffen, teilte eine Sprecherin der EU-Kommission mit. Im Zentrum der Diskussion seien die Abwehrmaßnahmen in den einzelnen EU-Staaten, die Information der Bevölkerung, Reisehinweise und die weitere Koordinierung gestanden. Weitere Treffen des Ausschusses seien geplant.

Coronavirus wirkt sich auf Reisebranche aus

Das Coronovirus wirkt sich auch auf die heimische Reisebranche aus. In Europa sind Wien und Salzburg beliebte Reiseziele. Hier gebe es in Hotels des Verkehrsbüros bereits erste Stornierungen von Gruppen aus China, sagt der Tourismuskonzern.

China: Bereits mehr als 4.000 Infizierte

Chinas Präsident Xi Jinping bezeichnete das Coronavirus am Dienstag als „Teufel“. Er sei aber zuversichtlich, den Kampf dagegen zu gewinnen. Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) und die internationale Gemeinschaft dürften die Erkrankung „ruhig, objektiv und rational“ einordnen, sagt er im Staatsfernsehen.

Die Zahl der Todesopfer durch das Coronavirus in China ist erneut sprunghaft gestiegen. Sie wuchs um weitere 24 Fälle auf mindestens 106 Verstorbene, wie die chinesische Regierung am Dienstag mitteilte. Ferner wurden 1.291 neue Fälle von Erkrankungen durch den Erreger verzeichnet, womit die offizielle Gesamtzahl der Krankheitsfälle in der Volksrepublik auf mehr als 4.000 stieg.

Fast 6.000 Ärzte und Pfleger aus ganz China sind in die schwer betroffenen Provinz Hubei entsandt worden. Wie die Gesundheitskommission nach Angaben der Nachrichtenagentur Xinhua heute in Peking berichtete, seien mehr als 4.100 bereits an Ort und Stelle und hätten die Arbeit aufgenommen. Weitere 1.800 dürften bis zum Abend eintreffen, um die völlig überforderten Krankenhäuser zu unterstützen.

Hongkong macht Grenzen dicht

Hongkong macht seine Grenze für Chinesen aus der Volksrepublik weitgehend dicht. Alle Zugs- und Fährverbindungen werden ab Donnerstag gekappt, wie Regierungschefin Carrie Lam am Dienstag berichtete.

Nachdem bereits keine Pauschalreisen aus China mehr erlaubt sind, sei mit den Behörden der Volksrepublik vereinbart worden, auch alle Individualreisen chinesischer Staatsbürger auszusetzen. Hongkong halbiere auch die Zahl der Flüge aus China, sagte Lam, die mit einem Mundschutz vor die Presse trat.

WHO vertraut auf China

Die WHO warnte trotz der weiteren Verbreitung des Coronavirus vor Panik. Er sei zuversichtlich, dass China die Ausbreitung kontrollieren und eindämmen könne, sagte WHO-Generalsekretär Tedros Adhanom Ghebreyesus am Dienstag laut der staatlichen Nachrichtenagentur Xinhua nach einem Treffen mit Behördenvertretern in Peking.

Er befürworte die Maßnahmen der chinesischen Regierung. Der WHO-Chef sprach sich den Angaben zufolge dagegen aus, Ausländer, die sich derzeit in China aufhalten, außer Landes zu bringen. Zugleich forderte er die Menschen auf, Ruhe zu bewahren.