Flugzeug am Flughafen in Tokio
AP/The Yomiuri Shimbun/Koji Ito
Coronavirus

Rückkehrern „drohen“ 14 Tage Quarantäne

Zahlreiche Länder haben damit begonnen, ihre Staatsangehörigen aus der vom neuen Coronavirus am stärksten betroffenen chinesischen Provinz Hubei mit der Provinzhauptstadt Wuhan heimzuholen. Damit stellt sich auch die Frage der Quarantäne. So sollen etwa Briten und Britinnen, die aus Wuhan zurückkehren, einem Medienbericht zufolge zwei Wochen in Quarantäne verbringen.

Das Gesundheitsministerium erwäge, die Betroffenen in einer Einrichtung auf einer britischen Militärbasis unterzubringen, berichtete die Nachrichtenagentur PA. Sie müssten dann wohl einen Vertrag unterschreiben, in dem sie der Quarantäne zustimmen. Wer damit nicht einverstanden ist, müsse womöglich zunächst in China bleiben, hieß es. Schätzungsweise 200 Briten halten sich in Wuhan auf. Sie sollen am Donnerstag per Flugzeug zurückgeholt werden.

„Wir arbeiten hart daran, Briten aus Wuhan zurückzuholen“, teilte der britische Gesundheitsminister Matt Hancock am Mittwoch auf Twitter mit. Die Sicherheit für die Öffentlichkeit vor dem Coronavirus habe aber absoluten Vorrang.

Flugzeug am Flughafen Anchorage
APA/AFP/Getty Images/Lance King
Eine Maschine mit japanischen Staatsangehörigen, die aus Wuhan ausgeflogen wurden

US-Flugzeug auf Militärbasis umgeleitet

Die zwei Wochen ergeben sich aus der Inkubationszeit für die Krankheit, rund 14 Tage nach der Infektion kann sie ausbrechen. Die Ansteckung kann allerdings auch bereits während der Inkubationszeit erfolgen. Auch ein von der US-Regierung für die Rückholung von US-Bürgern und -Bürgerinnen aus Wuhan gechartertes Flugzeug wurde auf eine Militärbasis umgeleitet. Die Quarantänezeit soll allerdings nur 72 Stunden betragen.

Deutschland will seine Staatsangehörigen mit einem Flugzeug der deutschen Bundeswehr „in den nächsten Tagen“ ausfliegen, wie es am Mittwoch hieß. Laut „Bild“-Zeitung sollen sie bei ihrer Rückkehr nach Deutschland ebenfalls unter Quarantäne gestellt werden.

Japan flog indes 206 Staatsangehörige per Charterflug aus Wuhan aus. Der japanische Außenminister Toshimitsu Motegi sagte, dass 650 japanische Bürger auf ihre Heimkehr hoffen. Ministerpräsident Shinzo Abe betonte, dass die Regierung alle möglichen Maßnahmen prüfen werde, um jene zurückzubringen, die nach Japan zurückkehren möchten.

Quarantänezone für Australier auf Weihnachtsinsel

Auch der australische Premierminister Scott Morrison kündigte eine Evakuierungsaktion an. Für die ausgeflogenen australischen Landsleute werde auf der Weihnachtsinsel eine eigene Quarantänezone eingerichtet, in der sich die Betroffenen zunächst 14 Tage aufhalten müssten. Wie vielen der rund 600 in Hubei registrierten Australier geholfen werden könne, ließ Morrison offen.

„Aber ich betone, dass es hier eher ein begrenztes Zeitfenster gibt.“ Die Menschen würden auf der Weihnachtsinsel zunächst unter Quarantäne gestellt, so Morrison. Die Weihnachtsinsel, ein australisches Territorium im Indischen Ozean, liegt rund 1.500 Kilometer vom Festland entfernt. Dort befindet sich auch ein umstrittenes Gefängnis für Migranten und Flüchtlinge.

Frauenfußballnationalteam muss in Hotel bleiben

Auch Chinesen und Chinesinnen sind von Quarantänemaßnahmen betroffen. So wurde Chinas Fußballnationalteam der Frauen bei der Ankunft in Australien für die bevorstehenden Spiele zur Olympiaqualifikation unter Quarantäne gestellt. Übereinstimmenden Medienberichten zufolge soll sich das Team bis zum 5. Februar in seinem Hotel in Brisbane aufhalten. Die Delegation landete am Dienstag (Ortszeit) von Schanghai kommend in Australien.

Am 22. Jänner soll sich die Auswahl noch in Wuhan aufgehalten haben. Nach Aussagen der zuständigen Gesundheitsverantwortlichen von Queensland sollen 32 Personen – Trainer und Spielerinnen – erst vor einer Woche durch das vom Virus stark betroffene Gebiet gereist sein. Symptome sollen bei bisher keiner Person aus der Delegation festgestellt worden sein. Die Qualifikationsspiele von 3. bis 9. Februar hätten eigentlich in Wuhan, dann in Nanjing stattfinden sollen. Von dort wurden sie nach Sydney verlegt. Neben China treten Australien, Taiwan und Thailand an.

Telefonhotline zu Coronavirus

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat unter 0800-555621 eine Gratistelefonhotline montags bis freitags von 9.00 bis 17.00 Uhr für Fragen von Bürgerinnen und Bürgern eingerichtet.

Auch China ruft zu Quarantäne auf

Auch innerhalb Chinas wird zur Quarantäne geraten. Reisende, die in der schwer betroffenen Metropole Wuhan waren, würden aufgefordert, zwei Wochen zu Hause zu bleiben und engen Kontakt zu anderen Menschen zu meiden, sagte der Atemwegsexperte Zhan Qingyuan. Als generelle Schutzmaßnahme empfahl er, in Nahverkehrsmitteln und beim Besuch öffentlicher Plätze Gesichtsmasken zu tragen.

Der Kampf gegen das Coronavirus in China ist aus Sicht der nationalen Gesundheitskommission in einer „kritischen Phase“. Sprecher Mi Feng sagte am Mittwoch vor der Presse in Peking, die eingeleiteten drastischen Maßnahmen seien „der einzige Weg, um eine weitere Ausbreitung zu verhindern“. Auch die Isolation – von Erkrankten, Verdachtsfällen und Risikopersonen – sei effektiv. Ältere Menschen litten besonders unter der Lungenkrankheit, weil sie häufig auch andere – chronische – Krankheiten hätten, sagte Feng Zijian, Vizedirektor des chinesischen Gesundheitsamts. „So ist das Risiko bedeutend höher.“ Ältere Menschen sowie Kinder und Säuglinge seien leichter infizierbar, warnte er.

AUA und Lufthansa streichen Flüge

Die AUA hat – wie die Mutter Lufthansa und die Schwesterairline Swiss – alle China-Flüge ausgesetzt, aus heutiger Sicht für die Dauer bis 9. Februar. Zuvor hatten bereits mehrere andere Airlines wegen des sich ausbreitenden Coronavirus ihre China-Verbindungen gestrichen – mehr dazu in noe.ORF.at.

Coronavirus wirkt sich auf Wirtschaft aus

Aufgrund des Coronavirus steht die Produktion vieler Unternehmen, die ihre Güter in China erzeugen lassen, still. Zudem haben einige Airlines ihre Flüge nach China eingestellt.

Rückholaktion für Österreicher in Hubei

Mindestens 600 EU-Bürger wollen nach Angaben der EU-Kommission aus Wuhan ausreisen. 14 EU-Länder hätten der Kommission bisher die Zahl ihrer ausreisewilligen Staatsangehörigen mitgeteilt, sagte EU-Katastrophenschutzkommissar Janez Lenarcic am Mittwoch. Die Brüsseler Behörde bemühe sich nun um koordinierte Rückholaktionen. Währenddessen melden sich zunehmend österreichische Staatsbürger aus Hubei beim Außenministerium. „Mittlerweile gibt es dort sieben Österreicher, die wir bei ihrer Ausreise aus Hubei unterstützen“, sagte Außenministeriumssprecher Peter Guschelbauer am Mittwoch. Die sieben Österreicher sollen noch „vor dem Wochenende“ heimgeholt werden.

Flughafenmitarbeiter mit Schutzmaske beladet ein Flugzeug mit Paletten von in Folien und Netzen eingepacktem Gepäck
AP/Xinhua/Cheng Min
Auf dem Flughafen in Wuhan tragen Mitarbeiter Gesichtsmasken

Alle sieben „sind wohlauf“, sagte Guschelbauer. Sie waren „teils aus beruflichen, teils aus privaten Gründen“ nach China gereist. Ihre Rückholung erfolge „in enger Zusammenarbeit mit den europäischen Partnern, allen voran Frankreich und Deutschland“, so Guschelbauer. Auch in China ansässige österreichische Unternehmen bereiten sich auf das Virus vor, so etwa die voestalpine – mehr dazu in ooe.ORF.at, und der steirische Leiterplattenhersteller AT&S – mehr dazu in steiermark.ORF.at. In der Steiermark gibt es derzeit erste Verdachtsfälle. Ein Fall wird aktuell im Grazer LKH West näher untersucht, in sieben weiteren Fällen konnte bereits Entwarnung gegeben werden – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Infektion bei Ausländern in China festgestellt

Erstmals wurde in China eine Coronavirus-Infektion bei fünf Ausländern bestätigt. Es handelt sich um zwei Australier, einen Pakistaner und zwei Hongkonger, wie der Vizechef des Gesundheitsamtes der südchinesischen Provinz Guangdong, Chen Zhusheng, nach Angaben des Nachrichtenportals Zhongguo Xinwenwang am Mittwoch berichtete. Zwar waren zuvor auch schon mehrere andere Ausländer erkrankt, allerdings wurde bei ihnen die Infektion nicht in China diagnostiziert.

Die beiden Australier seien von Wuhan zurückgekommen. Der erkrankte Pakistaner habe in Wuhan studiert. Sein Zustand sei stabil. Einer der beiden Hongkonger habe lange in Wuhan gearbeitet. Der andere sei in der Provinz Hubei gewesen und nach der Rückkehr erkrankt. Sein Zustand sei stabil. Ein Drohnenvideo zeigt unterdessen die menschenleeren Straßen von Wuhan.

Wuhan wirkt wie verlassen

Ein Drohnenvideo zeigt die menschenleeren Straßen von Wuhan. Die Stadt wirkt wie verlassen. Die Angst vor der Ansteckung mit dem Coronavirus ist offenbar groß. (Videoquelle: EBU)

Zahl der Fälle bereits höher als bei SARS

Obwohl die Zahl der Neuinfektionen mit dem neuen Coronavirus in China erstmals zurückgegangen ist, ist die Zahl der Fälle inzwischen höher als seinerzeit bei der SARS-Epidemie. Laut neuen Zahlen der chinesischen Regierung von Mittwoch stieg die Zahl der infizierten Menschen auf 5.974. Durch das SARS-Virus waren in den Jahren 2002 und 2003 in Festlandchina laut der offiziellen Bilanz 5.327 Menschen infiziert worden.

Patienten und Ärzte im Krankenhaus in Wuhan
Reuters/Social Media/Reuters/Social Media/The central hospital of Wuhan Via Weibo
Erkrankte werden in Wuhan im Krankenhaus behandelt

Offenbar gibt es aber erste Erfolge bei der Eindämmung des neuen Coronavirus. Wie aus am Mittwoch in Peking veröffentlichten Zahlen hervorgeht, ging die Zahl der Neuinfektionen erstmals zurück. Konkret wurden am Dienstag 1.459 neue Fälle bestätigt, während es am Montag 1.700 gewesen waren. Die Zahl der Todesopfer stieg um 26 auf 132. Am Montag waren 24 Menschen gestorben. Eine interaktive Karte der Johns-Hopkins-Universität zeigt die aktuelle Lage an Coronavirus-Fällen in China.

Zu den 5.974 Menschen, in deren Körper das Coronavirus festgestellt wurde, kämen noch 9.239 Verdachtsfälle, berichtete die chinesische Gesundheitskommission am Mittwoch weiter. Nach dem Ausbruch der Krankheit in der Provinz Hubei hatten die Behörden drastische Eindämmungsmaßnahmen verhängt, von Ausreisesperren bis zum kompletten Stopp des öffentlichen Nahverkehrs. Den aktuellen Zahlen zufolge bleibt die Krankheit stark auf Hubei begrenzt. Außerhalb Chinas wurden bisher insgesamt etwa 50 Fälle von Infektionen mit dem Virus verzeichnet, sie verteilen sich auf 15 Länder.