Produktion von Atemschutzmasken
Reuters/Umit Bektas
Coronavirus

China forciert Produktion von Schutzmasken

Die chinesische Regierung ruft im Kampf gegen das Coronavirus angesichts des zunehmenden Mangels an wichtigen Medizinprodukten die Hersteller auf, diese rasch zu produzieren. Dringender Bedarf bestehe unter anderem an Schutzkleidung, Atemschutzmasken, Schutzbrillen und Medikamenten.

Die Zentralregierung erklärte, sie selbst sei verantwortlich für die einheitliche Verteilung der Güter. Die lokalen Verwaltungen dürften die Lieferungen nicht abfangen und weiterleiten, aber sie müssten sicherstellen, dass die Firmen an Ort und Stelle diese Dinge herstellen.

Medienberichte zufolge gibt es in Chinas Produktionsstätten für Schutzmasken im Gegensatz zu vielen anderen Unternehmen keine coronavirusbedingte Verlängerung der Neujahrsferien. In Schanghai hätten alle 17 lokalen Schutzmaskenfabriken ihre Produktion bereits wieder aufgenommen, wie etwa die Zeitung „Shanghai Daily“ (Onlineausgabe) dazu am Freitag berichtete.

Angestellte in einem Supermarkt mit Atemschutzmasken
AP/Vincent Yu
Das Coronavirus sorgt für einen weltweiten Run auf Atemschutzmasken

Den Angaben zufolge sei die Produktion mittlerweile zudem verdoppelt worden. In Schanghai seien vor dem Neujahrsfest am 27. Jänner bis zu 500.000 Masken hergestellt worden – am Donnerstag seien es dann rund 1,4 Millionen gewesen. Als Ersatz für die über die Feiertage in ihre Heimatstädte gefahrenen Arbeiter seien in einigen Fabriken auch Verwaltungsangestellte, Regierungsbeamte und Freiwillige an der Produktion beteiligt. Behördenangaben zufolge würden zur Vermeidung des befürchteten Engpasses aber auch verstärkt Masken aus dem Ausland zugekauft.

Die staatliche Agentur Xinhua verwies in diesem Zusammenhang auf das Hilfsangebot aus Südkorea. Seoul wolle medizinische Hilfsgüter im Wert von umgerechnet 4,5 Millionen Euro in die vom Coronavirus besonders betroffene Metropole Wuhan liefern.

„Wir sind komplett ausverkauft“

Im Kampf gegen die Ausbreitung des neuartigen Coronavirus müssen auch Häftlinge in Hongkong deutlich mehr Schutzmasken produzieren als gewöhnlich. Bisher würden rund 50.000 Stück Mundschutz täglich in den Gefängnissen der chinesischen Sonderverwaltungszone angefertigt, sagte Verwaltungschef Matthew Cheung am Donnerstag. „Wir werden rund um die Uhr arbeiten, um die Produktion hoffentlich von monatlich 1,1 Millionen auf 1,8 Millionen zu erhöhen“, so Cheung.

Auch in vielen anderen Ländern hat die Angst vor einer Ansteckung vor dem Coronavirus einen wahren Ansturm auf Atemschutzmasken ausgelöst. „Wir sind komplett ausverkauft“, hieß es dazu beispielsweise bei dem in Tschechien beheimateten Produzenten Pardam.

Zahl der Infizierten weiter angestiegen

Trotz drastischer Maßnahmen ist unterdessen die Zahl der Coronavirus-Infizierten weiter angestiegen. Immer mehr Staaten wollen ihre Staatsbürger aus der besonders stark betroffenen Region um die Elfmillionenmetropole Wuhan ausfliegen. Agenturberichten zufolge sei für Freitag auch der von der deutschen Regierung angekündigte Bundeswehrflug geplant. Eventuell werden auch sieben Österreicher in der Provinz Hubei mit diesem Flug ausgeflogen, wie die dpa dazu berichtete.

Um die Fälle in einzelnen Provinzen zu sehen, in die Karte zoomen

Die Zahl der Infektionen mit dem neuen Coronavirus hat am Donnerstag unterdessen die weltweiten Fälle bei der durch das Schwere Akute Atemwegssyndrom (SARS) vor 17 Jahren ausgelösten Pandemie übertroffen. Mit 317 neuen Erkrankungen, die die Behörden der schwer betroffenen Provinz Hubei in Zentralchina am Donnerstag berichteten, stieg die Gesamtzahl weltweit auf mehr als 8.100. An SARS waren 2002/2003 nach Auskunft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) 8.096 Menschen erkrankt und 774 gestorben. Durch das neue Virus, das mit dem SARS-Erreger verwandt ist, sind bisher 170 Menschen ums Leben gekommen.

TV-Hinweis

ORF III widmet dem Thema am Montag (20.15 Uhr) ein „ORF III Aktuell“ und anschließend (21.05 Uhr) einen Themenabend mit Dokumentationen, unter anderem unter dem Titel „Auf der Spur der Superkeime“ – mehr dazu in tv.ORF.at.

Entwarnung auf Kreuzfahrtschiff

Entwarnung wurde unterdessen an Bord des Kreuzfahrtschiffes „Costa Smeralda“ gegeben, das am Donnerstag wegen eines Verdachts auf Coronavirus im Hafen der italienischen Stadt Civitavecchi festgehalten wurde. Wie aus Tests hervorging, die in dem auf Infektionskrankheiten spezialisierten römischen Spital Spallanzani durchgeführt wurden, gab es keinen Hinweis auf den Erreger der Lungenkrankheit aus China.

Wegen des Verdachts auf das Virus waren rund 7.000 Menschen – darunter etwa 6.000 Passagiere – stundenlang an Bord festgehalten worden. Zu ihnen zählten auch 37 Österreicher. Eine Touristin aus der chinesischen Sonderverwaltungszone Macao hatte an Bord Symptome wie Fieber und Atemprobleme gehabt, die ein Anzeichen für das Coronavirus sein könnten. Auch ihr Mann war untersucht worden.

Kreuzfahrtschiff Costa Smeralda
AP/Andrew Medichini
Rund 7.000 Menschen saßen am Donnerstag auf der „Costa Smeralda“ fest

Außerhalb der Volksrepublik sind in rund 20 Ländern etwas mehr als 100 nachgewiesene Infektionen gezählt worden. Darunter sind Thailand, Japan, Singapur, Malaysia, die USA, Australien und Südkorea. Neu hinzu kamen am Donnerstag Indien und die Philippinen. In Frankreich wurde eine sechste Infektion bestätigt, in den USA die erste Übertragung des Virus von Mensch zu Mensch nachgewiesen. Vielfach sind die Infizierten Reisende aus China, aber es kommt auch zu neuen Ansteckungen außerhalb des Landes.

Karte von Italien
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Neue Verdachtsfälle in Österreich

In Österreich gibt es neue Verdachtsfälle. Die Landessanitätsdirektion Kärnten gab am Donnerstag bekannt, dass es einen neuen Coronavirus-Verdachtsfall in Klagenfurt-Land gibt. Eine Probe des Patienten wird nach Wien geschickt, ein Ergebnis soll am Freitag vorliegen. Zwei frühere Verdachtsfälle in Kärnten ergaben keine Coronavirus-Infektion – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

Telefonhotline zu Coronavirus

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hat unter 0800-555621 eine Gratistelefonhotline montags bis freitags von 9.00 bis 17.00 Uhr für Fragen von Bürgerinnen und Bürgern eingerichtet.

Auch in Wien gibt es einen neuen Verdachtsfall. Ein chinesischer Tourist kam am Donnerstag kurz vor Mittag ins Wiener AKH und klagte über Halsschmerzen und Fieber. Er wurde unter Einhaltung der Hygienebestimmungen mit der Rettung ins Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ) gebracht, wo er nun getestet wird, hieß es aus dem Wiener Krankenanstaltenverbund (KAV).
Bei den vorherigen sechs Verdachtsfällen gab es Entwarnung.

Eine infizierte Deutsche rief unterdessen auch die zuständigen Behörden in Tirol auf den Plan. Nach Angaben der Landessanitätsdirektion Tirol hatte sich die Betroffene letztes Wochenende in Tirol, konkret auf der Dortmunder Hütte im Kühtai, aufgehalten – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Russland und Mongolei schließen Grenzen

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus schloss Russland seine 4.250 Kilometer lange Grenze zu China. Eine entsprechende Anordnung sei unterzeichnet und bereits in Kraft getreten, nun würden „alle über die beschlossenen Maßnahmen informiert“, zitierten die russischen Nachrichtenagenturen am Donnerstag Ministerpräsidenten Michail Mischustin. Details zur Dauer der Grenzschließung nannte er nicht. Bereits am Montag hatte die Mongolei ihre knapp 4.700 Kilometer lange Grenze zum chinesischen Nachbarn geschlossen.