Gwyneth Paltrow bei einer Vorstellung des Goop Lab in Los Angeles
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„Gesundheitsgefährdend“:

Warnungen vor Paltrow-Serie häufen sich

Seit wenigen Tagen ist Gwyneth Paltrows Netflix-Serie „The Goop Lab“ zu sehen – und die Kritik daran nimmt laufend zu. Nach zahlreichen Wissenschaftlern warnte nun auch der Chef der britischen Gesundheitsbehörde (NHS) bei einer Rede vor den Empfehlungen der Schauspielerin. Im Zentrum von „The Goop Lab“ steht Paltrows Lifestyle- und Esoterikunternehmen Goop, das schon zuvor immer wieder ins Kreuzfeuer der Kritik geriet.

Goop vermarktet Produkte, die mitunter äußerst skurril sind und Heilsversprechen abgeben, die jeder wissenschaftlichen Grundlage entbehren. Für Wirbel sorgten unter anderem rund 60 Euro teure Vaginaleier aus Jade oder Rosenquarz, die Sexualität und „Chi“ verbessern sollten. Ausbleibende Wirkung sorgte für Konsumentenklagen und einem Vergleich über 145.000 Dollar. Zudem gibt Goop immer wieder fragwürdige „Gesundheitstipps“, die mitunter auch schädlich sind.

In der Serie „The Goop Lab“ nehmen Paltrow und ihr Team nun „Psychedelika, Energiearbeit und andere umstrittene Wellnessthemen unter die Lupe“, wie Netflix beschreibt. Dazu zählen unter anderem ein Orgasmusworkshop, eine Kältetherapie und Exorzismus.

Gwyneth Paltrow
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Seit Jahren wird Paltrow für ihre Lifestyle- und Gesundheitstipps kritisiert – was sie nicht stört, wie sie sagt

„Geldverschwendung“ und „gesundheitsgefährdend“

Stevens erklärte bei seiner Rede in Oxford, dass die Produkte und Informationen Paltrows im besten Fall Geldverschwendung, im schlimmsten gesundheitsgefährdend seien. Er verglich die Thesen Paltrows mit jenen der Anti-Impf-Bewegung, die zu einem nachweislichen Anstieg der Masern und Mumpsfälle in Europa geführt habe.

Als besonders absurd hob Stevens ein „psychic vampire repellent“ (frei übersetzt ein Abwehrmittel gegen kraftraubende Mitmenschen) hervor, das um 27 Dollar (24,4 Euro) verkauft wird. Gefährlich sei die Warnung Paltrows vor Sonnenschutzmitteln sowie ihre Werbung für regelmäßige Darmreinigung, die laut NHS keine wissenschaftlich belegten Vorteile habe und eindeutig gesundheitliche Risiken berge.

„Unwissenschaftlich, unbewiesen“

Herbe Kritik kam zuvor schon von Wissenschaftlern. Zu Wort meldete sich unter anderem die US-Gynäkologin Jennifer Gunter, die mit ihrer Kritik an Goop selbst Bekanntheit erlangt hatte. Der Netflix-Trailer sei „klassisch Goop: einiges an Desinformation, präsentiert mit unwissenschaftlichen, unbewiesenen, potenziell schädlichen Behandlungsmethoden, um Aufmerksamkeit zu erlangen – versehen mit dem Hinweis: Wir reden ja nur darüber“, so Gunter zur „Today Show“.

Auch der kanadische Professor für Gesundheitsrecht Timothy Caulfield, der in einer Factchecking-TV-Serie selbst dubiose medizinische Behandlungen testet, schrieb auf dem Kurznachrichtendienst Twitter: „Liebes Netflix, die Verbreitung von medizinischer Desinformation verursacht echten Schaden. Nicht nur, dass ihr unbewiesene Ideen und Produkte bewerbt, es trägt zur Erosion des kritischen Denkens bei.“

Kritik als kalkulierte Marketingmaßnahme

Auch zahlreiche User zeigten sich empört. Im offiziellen Goop-Statement heißt es, man nehme Beschwerden sehr ernst. Man weise auch auf der Website darauf hin, dass man Methoden und Produkte bewerbe, die von der Wissenschaft nicht unterstützt würden oder sich in einem sehr frühen Stadium der Entwicklung und Forschung befänden.

Paltrow selbst hat Goop stets verteidigt und betonte in der „Today Show“ zuletzt auch, man arbeite mit der Wissenschaft zusammen. Die Serie solle die Marke Goop im kommenden Jahr stärken. Bereits mehrfach machte Paltrow aber auch klar, dass sich Entrüstung über das Unternehmen monetarisieren lasse. Tatsächlich wächst Goop – im kommenden Jahr soll es sogar eine Kreuzfahrt geben.

Kerze mit Duft nach Paltrows Vagina: ausverkauft

Ungefährlich, dafür aber befremdlich und ein schönes Beispiel für Paltrows Zugang ist eine Kerze, die für umgerechnet 75 Euro im Goop-Shop angeboten wird. „Smells like my vagina“ („Riecht wie meine Vagina“) heißt die Duftkerze, sie riecht laut Produktbeschreibung nach „einer Mischung aus Geranien, säuerlicher Bergamotte und Zedernholz, denen Damaskusrosen und Ambrettesamen gegenüberstehen“. Sie hätte mit dem Parfumeur gescherzt, dass die Mischung sie an ihren Intimgeruch erinnere, so Paltrow. Mit ihrem offenbar untrüglichen Riecher fürs große Geschäft blieb sie bei dem Namen, die Kerze war nach kurzer Zeit ausverkauft und ist nun nur per Wartelistenvorbestellung erhältlich.