Laborant mit Gummihandschuhen untersucht eine Probe aus einer Eprouvette
APA/AFP/dpa/Marijan Murat
Symptome und Behandlung

Was über das Coronavirus bekannt ist

Das neue Coronavirus (2019-nCoV) breitet sich weiter aus, der Höhepunkt der Epidemie steht laut der chinesischen Expertenkommission für das Virus noch bevor. Im Folgenden Antworten auf die wichtigsten Fragen zu der Epidemie.

Das neue Virus gehört zur Familie der Coronaviren, die ihren Namen von ihrem Aussehen haben. Eine Infektion mit einem Virus dieser Gruppe kann zu Atemwegserkrankungen führen. Einige von ihnen sind schwer und können tödlich sein, wie etwa MERS (Middle East Respiratory Syndrome) und SARS (Severe Acut Respiratory Syndrome). Leichtere Erkrankungen ähneln einer gewöhnlichen Erkältung.

Die Symptome bei einer Infektion reichen von Fieber, Husten, Kurzatmigkeit bis zur Atemnot. In schweren Fällen können sie zu Lungenentzündung, Nierenversagen und zum Tod führen. Es gibt auch milde Verlaufsformen und Infektionen ohne Symptome. Die Behandlung erfolgt symptomatisch, zum Beispiel durch fiebersenkende Mittel.

Vor allem ältere und Immunschwache gefährdet

Laut AGES geht man aktuell von einer Sterblichkeit von bis zu drei Prozent aus. Ähnlich wie bei der saisonalen Grippe durch Influenzaviren (Sterblichkeit unter ein Prozent) sind vor allem alte Menschen und immungeschwächte Personen betroffen.

Die Inkubationszeit des Virus beträgt zwei bis 14 Tage. Es wird offenbar vorrangig von Mensch zu Mensch per Tröpfcheninfektion übertragen, also wenn ein infizierter Mensch hustet oder niest. Es kann sich auch als Schmierinfektion über Türgriffe oder Geländer verbreiten. Laut WHO ist es aber unwahrscheinlich, dass das Virus sich längerfristig auf Objekten festsetzt. Die Annahmen von Waren, Briefen oder Päckchen aus China sei etwa ungefährlich.

Hygienische Vorsichtsmaßnahmen

Um eine Ausbreitung von Infektionskrankheiten der Atemwege zu vermeiden, sollte besonders in stark betroffenen Regionen auf gute Händehygiene geachtet werden und die Husten- und Niesetikette (in ein Taschentuch, und nicht in die Hände nießen) sowie Abstand zu (möglicherweise) Erkrankten eingehalten werden. In Anbetracht der herrschenden Grippewelle sind diese Maßnahmen derzeit aber überall und jederzeit angeraten. Verwendete Masken und Taschentücher sollten sofort entsorgt werden.

Computerdarstellung des Coronavirus (2019-nCoV)
AP/CDC
Eine Illustration von 2019-nCoV

Laut der WHO sei die Nutzung von Masken eine mögliche Präventionsmaßnahme, die alleine aber nicht ausreichend sei. Die Masken könnten einen „falschen Eindruck vermeintlicher Sicherheit“ vermitteln und eine Vernachlässigung anderer Maßnahmen zur Folge haben. Sie empfiehlt Masken vorrangig bei Menschen, die Symptome einer Atemwegserkrankung aufweisen. Bei der Nutzung von Masken sei auf die richtige Handhabung – etwa ein regelmäßiger Wechsel und richtige Entsorgung – zu achten.

Grundsätzlich schützen herkömmliche Masken unter anderem aufgrund des lockeren Sitzes nicht vor Viren, die über die Luft übertragen werden. Sie können aber verhindern, dass sich Menschen zu oft an Nase und Mund greifen und damit Schmierinfektionen verursachen.

Kein Impfstoff verfügbar

Einen Impfstoff gegen das neue Virus, das offenbar auch mutiert, gibt es gegenwärtig nicht. Ob auch andere Körperflüssigkeiten infektiös sind, wird aktuell noch geprüft. Eine Verbreitung über Bluttransfusionen ist laut dem US-amerikanischen Roten Kreuz aber extrem unwahrscheinlich. Es gebe keine Hinweise auf eine Verbreitung von Atemwegsviren über Transfusionen, zudem verwies die Organisation auf strenge Kontrollen der Transfusionsbeutel.

Viele Fragen zum Virus sind noch offen und werden aktuell erforscht, gültige Erkenntnisse könnten auch noch revidiert werden. Details einer wissenschaftlichen Auswertung veröffentlichten etwa chinesische Fachleute im „New England Journal of Medicine“ am 21. Jänner. Für die Studie analysierten Wissenschaftler um Qun Li und eine ganze Reihe von Koautoren, überwiegend vom Zentrum für Krankheitskontrolle Chinas, aber auch von der medizinischen Fakultät der Universität Hongkong, die Daten von 425 Coronavirus-Patienten aus Wuhan. Das erfolgte bis zum 22. Jänner dieses Jahres.

Kinder offenbar bisher kaum betroffen

„Unter den ersten 425 Patienten mit labormäßig bestätigter Coronavirus-Infektion lag das mittlere Alter bei 59 Jahren. 56 Prozent waren männlich. Die Mehrheit der Fälle (55 Prozent) mit einem Krankheitsbeginn vor dem 1. Jänner 2020 waren mit dem Huanan-Fisch-und-Meeresfrüchte-Großmarkt verbunden, nur noch 8,6 Prozent der Fälle nachher“, schrieben die Experten. Bemerkenswert sei, dass bisher kaum Kinder betroffen gewesen seien.

Die mittlere Inkubationszeit betrug 5,2 Tage. 95 Prozent der Erkrankungen traten innerhalb von 12,5 Tagen auf, was für eine 14-tätige Quarantäne von Betroffenen spreche. „Im Anfang verdoppelte sich die Epidemie alle 7,4 Tage“, schrieben die Experten. „Die Basis-Reproduktionszahl (R0, Anm.) betrug 2,2.“ Die Basisreproduktionszahl liegt beim Keuchhusten (bakterielle Infektion) zwischen zwölf und 17, bei den Masern zwischen zwölf und 18. Für die saisonale Influenza geht man von Werten zwischen 1,2 und zwei aus.

Damit ist 2019-nCoV nicht nur nach den Erwartungen der Experten, sondern auch aufgrund von harten Daten bezüglich der Infektiosität mit der Influenza vergleichbar. Allerdings, wie die Fachleute schrieben: „Im Allgemeinen wird eine Epidemie sich verstärken, solange der R0-Wert über eins liegt (…). Es ist möglich, dass die Kontrollmaßnahmen in Wuhan und in jüngerer Zeit in anderen Landesteilen und in Übersee die Übertragungsfrequenz reduziert hat. Aber die Entdeckung von immer mehr Fällen in anderen Regionen Chinas und rund um die Welt deutet darauf hin, dass die Größe der Epidemie weiterhin zunimmt.“

Hälfte mit chronischer Grunderkrankung

In der britischen Fachzeitschrift „The Lancet“ haben zudem Kliniker und Experten für Öffentliche Gesundheit aus Wuhan den Verlauf der 2019-cCoV-Erkrankungen von 99 Patienten beschrieben, welche in das Rujin-Krankenhaus in Wuhan eingeliefert worden waren, beschrieben. Ihr Alter war im Durchschnitt 55,5 Jahre. Zu zwei Drittel handelte es sich um Männer. 51 Prozent der Patienten hatten eine chronische Grunderkrankung. Fieber (83 Prozent), Husten (81 Prozent), Kurzatmigkeit (31 Prozent) und Muskelschmerzen (elf Prozent) waren die häufigsten Symptome bei Spitalsaufnahme.

75 Prozent der Patienten zeigten Zeichen einer beidseitigen, also beide Lungenflügel betreffenden Lungenentzündung. 17 Prozent entwickelten ein akutes Lungenversagen. Elf Prozent starben. Die Anteile betreffen ausschließlich hospitalisierte, also schwerkranke Coronavirus-Patienten.