Chrome: Zusätzliche Daten an Google auch ohne Cookies

Der momentan meistgenutzte Webbrowser Google Chrome wurde schon in der Vergangenheit wegen Datenschutzbedenken kritisiert. Gestern erhob ein Entwickler auf der Plattform Github neue Vorwürfe. Davon sind alle Nutzerinnen und Nutzer des Browsers betroffen – auch solche, die bei Google-Diensten nicht angemeldet sind und andere Sicherheitsmaßnahmen verwenden.

Chrome überträgt offenbar automatisch zusätzliche Informationen an sämtliche Google-Dienste, darunter YouTube und das Werbenetzwerk DoubleClick. Das könnte dabei helfen, Anwenderinnen und Anwender eindeutig zu identifizieren – unabhängig davon, ob sie Cookies deaktivieren oder etwa ein Virtual Private Network (VPN) verwenden.

Daten könnten Rückschlüsse auf User zulassen

Bei jedem Aufruf eines Google-Dienstes werden im Feld „X-Client-Data“ Informationen über die Installation des Browsers übertragen. Diese Daten sind zwar laut Google-Informationen nicht eindeutig – das Feld enthält einen von 8.000 möglichen Werten. Gemeinsam mit anderen Daten, die beim Aufruf von Seiten übertragen werden, könnten dennoch Rückschlüsse auf einzelne Anwenderinnen und Anwender gezogen werden.

Eine Anfrage von ORF.at an Google Österreich wurde bisher nicht beantwortet. Auf den Seiten von Google wird erklärt, dass das Feld dazu dient, verschiedene Varianten des Chrome-Browsers zu erkennen. Persönliche Informationen werden dabei laut Google nicht übertragen. Die zusätzlichen Daten werden offenbar bereits seit mehreren Jahren übertragen.

Erst vor Kurzem mehr Datenschutz in Aussicht gestellt

Erst vor wenigen Wochen kündigte Google an, beim Browser Chrome stärker auf die Privatsphäre der Nutzerinnen und Nutzer achten zu wollen. So wurde in Aussicht gestellt, dass Cookies von Drittanbietern bei Seitenaufrufen standardmäßig blockiert werden. Damit soll verhindert werden, dass Werbeanbieter Userinnen und User auf ihrem Weg durchs Web genau nachverfolgen können.

In der Praxis könnte das aber ausgerechnet Konzernen wie Google und Facebook in die Hände spielen, da diese auf ihren jeweils eigenen Plattformen nicht als Drittanbieter, sondern als Betreiber auftreten und damit ihre Nutzer auch künftig genau verfolgen können. Da Google auch den Browser Chrome entwickelt, könnten sich dadurch weitere Möglichkeiten ergeben, die die eigenen neuen Sicherheitsvorgaben aushebeln.