Missionar soll sich um Indigene in Brasilien kümmern

Die Ernennung eines ehemaligen evangelikalen Missionars zum Koordinator für isoliert lebende indigene Völker in der Indigenenbehörde (FUNAI) hat in Brasilien Empörung hervorgerufen.

Der Anthropologe Ricardo Lopes Dias war über die Organisation Missao Novas Tribus do Brasil (MNTB) zehn Jahre in der Missionierung von Indigenen tief im brasilianischen Amazonas-Gebiet tätig gewesen. Nachdem sein Name in brasilianischen Medien bereits gehandelt worden war, wurde seine Ernennung am Dienstag im Amtsblatt des Bundes veröffentlicht.

„Polemische Wahl“

Die Zeitung „Estado de S. Paulo“ hatte Lopes Dias als „polemische Wahl“ bezeichnet, die den Umgang der FUNAI mit isolierten indigenen Völkern komplett verändern könne. Nachdem die Militärs während der Diktatur in Brasilien den Kontakt zu indigenen Völkern, die bis dahin keinen Kontakt zur Welt der Weißen gehabt hatten, bewusst gesucht hatten, betrieb die FUNAI in den vergangenen 30 Jahren eine Politik des Nichtkontakts.

Der Kontakt mit den Weißen hatte verschiedene indigene Völker dezimiert, weil sie keine Abwehrkräfte gegen Krankheiten wie Masern, die Grippe oder einfach nur Schnupfen hatten. Heute hat die FUNAI mehr als 100 isolierte Völker registriert.

Bolsonaro sucht Kontakt

Die Regierung des ultrarechten Präsidenten Jair Bolsonaro distanziert sich von der Politik des Nichtkontakts. Erst kürzlich hatte Bolsonaro gesagt, dass der Indio sich weiterentwickle und „immer mehr zu einem normalen menschlichen Wesen“ werde.

Indigene und Organisationen wie der Indigene Missionsrat, mit dem die Hilfswerke Adveniat und Misereor zusammenarbeiten, hatten die Ernennung von Lopes Dias zurückgewiesen. Die Vereinigung Indigener Völker Brasiliens äußerte die Vermutung, dass die Regierung Bolsonaros den Interessen der Evangelikalen, einer ihrer großen Unterstützergruppen, folge.