Viel Jubel für Jelineks „Schwarzwasser“ in Wien

Mit viel Jubel ist gestern Abend die Uraufführung des neuen Stück von Elfriede Jelinek im Wiener Akademietheater zu Ende gegangen. In „Schwarzwasser“ hat die Nobelpreisträgerin die „Ibiza-Affäre“ und weitere Motive aus der aktuellen Politik zum Ausgangspunkt eines ausufernden Textes genommen, den Robert Borgmann in dem über dreistündigen Abend in Auszügen auf die Bühne gebracht hat.

Das „Ibiza-Video“ ist anfangs schemenhaft als Projektion erkennbar und in der ganzen Aufführung immer wieder in Textpassagen präsent. Borgmann, der im Akademietheater bereits Stücke der österreichischen Autoren Ewald Palmetshofer und Thomas Köck inszeniert hat, setzt nicht auf Politkabarett, sondern auf Verfremdungen und eine Vielzahl von Bildeinfällen, die ihre Schlüssigkeit mitunter vermissen lassen.

Jelineks „Schwarzwasser“ im Wiener Akademietheater

„Schwarzwasser“, so heißt das neue Stück von Elfriede Jelinek, das am Donnerstagabend im Wiener Akademietheater seine Uraufführung feiert. In mehr als drei Stunden arbeitet sich die Nobelpreisträgerin an „Ibiza“, der Innenpolitik und der Gesellschaft ab.

Vor der Pause dominierte eine bald mit Brachialgewalt demolierte Gipskartonwand die Bühne, nach der Pause ist es ein Ausstellungsraum, in dem ein Ölgemälde hängt, das die rechtsradikale deutsche Terroristin Beate Zschäpe zeigt.

Die Beschäftigung mit Volksverführern, die sich als neue Götter gerieren, und mit der latenten Gewalt der Gesellschaft ist zentral in Jelineks Text, den Felix Kammerer, Christoph Luser, Caroline Peters und Martin Wuttke passagenweise großartig vermitteln. Sich auf ihn zu konzentrieren ist jedoch nicht immer leicht. Ein pinkfarbener Gorilla, ein lebendiges Bild mit lauter Infantinnen, Prügelpolizisten und ein Biedermeierpaar auf Picknick im Grünen sorgten immer wieder für Ablenkung. Ein mehrköpfiger Chor sorgt für die Verbindung zum antiken Drama, auch zwei Sängerinnen sind aufgeboten.