Ein Teilnehmer des Kölner Karnevals auf einem Pferd
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Neue Regeln

Kölner Karneval verbannt zu schwere Reiter

Für die „Rheinischen Anzeigenblätter“ steht außer Frage: „Karneval, Karnevalsumzüge und auch der Einsatz von Pferden bei diesen Umzügen sind in unserem Land wesentliche Elemente von Brauchtum und Kulturerbe.“ Ebenso Tradition hat die Frage, inwieweit Tieren das heillose Getümmel in den deutschen Karnevalshochburgen zuzumuten ist – und eine Folge ist heuer eine Gewichtsobergrenze für die beim größten deutschen Umzug beteiligten Reiter.

Dieser zieht mit geschätzten 12.000 Teilnehmern am Rosenmontag durch die Kölner Innenstadt – mit dabei 620 Reiter, Kutscher und Pferdebegleiter und 320 Pferde, für die es beim diesjährigen Karnevalshöhepunkt neue Regeln zu beachten gilt.

Konkret hat das Umweltministerium des Bundeslandes Nordrhein-Westfalen (NRW) neue Leitlinien für Behörden und Vereine erstellen lassen, die „einen größtmöglichen Schutz der Pferde und der Sicherheit von Beteiligten und Zuschauern“ gewährleisten sollen. Dazu gehören ein Handy- und Rauchverbot, Dopingkontrollen und zudem ein Verbot von übergewichtigen Reitern und Reiterinnen.

Teilnehmerinnen am Kölner Karneval auf Pferden
AP/Martin Meissner
Pferde sind fixer Bestandteil beim Kölner Rosenmontagsumzug

„Maximal 82 bis 90 Kilo“

Reiter müssten demnach ein „geeignetes Verhältnis“ zur Konstitution des Pferdes haben, und dieses werde in diesem Jahr auf den Aufstellplätzen mittels mobiler Waagen auch kontrolliert, heißt es dazu in deutschen Medienberichten. Das Gewicht der Reiter dürfe dabei nicht mehr als 15 Prozent des Pferdegewichts betragen. Zusammen mit Zaumzeug und Sattel seien es dann pauschal berechnete 20 Prozent.

„Zur Einordnung“ lieferte etwa das Nachrichtenmagazin „Focus“ Durchschnittswerte: Ein Pferd im Karneval wiege demnach von 550 bis 600 Kilo. „Heißt nach der vorläufigen Ministeriumsrichtlinie: Ein Reiter dürfte maximal 82 bis 90 Kilo wiegen.“

Wie viel Reitergewicht ein Pferderücken verträgt, ohne langfristig Schaden zu nehmen, ist immer wieder Gegenstand hitziger Debatten. Die „Pferderevue“ verweist in diesem Zusammenhang auf eine britische Studie, wonach Reiter, die für ihr Pferd zu schwer sind, vorübergehende Lahmheiten auslösen können.

Alkohol „ausnahmslos“ untersagt

Hinter den in NRW nun erlassenen neuen Regeln steht eine Arbeitsgruppe, die 2018 nach einem Unfall mit Kutschpferden beim Kölner Rosenmontagszug ins Leben gerufen wurde. Basierend auf ihren Empfehlungen wurden die neuen Leitlinien gestaltet. Nachdem im Vorjahr wegen einer Sturmwarnung keine Pferde am Rosenmontagsumzug teilnahmen, steht heuer nun ein erster Testlauf an.

Die neuen, noch vorläufigen Richtlinien sehen für alle mit Pferden befassten Personen auch „ausnahmslos“ ein Alkohol- und Drogenverbot vor. Die Tiere müssen laut Richtlinie zudem gesund und auf einen Umzug vorbereitet sein. Ein Dopingverbot werde „stichprobenartig kontrolliert“. Beim „Zoch“, wie die Kölner ihren Rosenmontagsumzug nennen, sollen um die 50 Blutproben entnommen werden, um sie auf „unerlaubt eingesetzte Beruhigungsmittel“ zu überprüfen.

„Wir wollen nicht mehr reiten“

Ob die neuen Regelungen die immer wieder hitzig geführten Debatten mit Tierschützern beruhigen werden, bleibt unterdessen bereits im Vorfeld mehr als fraglich. So fordert etwa das Netzwerk für Tiere Köln ein generelles Verbot von Pferden im Rosenmontagszug, was aber die Stadt Köln und das Festkomitee Kölner Karneval bisher strikt abgelehnt haben.

Im benachbarten Langenfeld steigt die Reitergarde heuer nicht mehr in den Sattel, sondern in einen selbst gebauten Wagen. „Dem Langenfelder Karneval geht damit eine Tradition verloren“, sagte dazu Helmut Schoos, Vorsitzender des Festkomitees Langenfelder Karneval (FLK) nach Angaben des Portals RP Online. Den Angaben zufolge seien die reitenden Mitglieder der Langenfelder Prinzengarde bei den letzten Umzügen immer häufiger „als Tierquäler angepöbelt“ worden, weswegen es nun heißt: „Wir wollen nicht mehr reiten.“

Auch in Kempen, wo nur alle drei Jahre ein Rosenmontagsumzug stattfindet, will man sich offenbar nicht mehr mit dem Thema befassen. Vielmehr gibt es auch hier diesmal keine Pferde. Die behördlichen Auflagen seien „einfach zu groß geworden. Und der Tierschutz ist an der Stelle womöglich höher einzuschätzen“, wie Peter van der Bloemen, Vorsitzender der Prinzengarde, gegenüber der „Westdeutschen Zeitung“ („WZ“) dazu sagte.