In Bayern hatte der Sturm bereits am späten Vormittag seinen Höhepunkt überschritten. Bei den vier von der Warnstufe Rot betroffenen heimischen Bundesländern – jeweils betrifft es die nord- und nordwestlich gelegenen Landesteile – gab es teils auch Gewitter.
„Nachfolgend sind weiterhin Windspitzen bis zu 80 km/h möglich“, informierte die ZAMG. Die Spitzen in höheren Wetterlagen gehen grundsätzlich noch weiter als in den Tieflagen, 120 bis 130 km/h und darüber sind dort möglich. Südlich des Alpenhauptkammes, in der Steiermark und in Kärnten, ist es nur windig.
Feuerwehr half Patientin mit Notstrom
Wegen eines Stromausfalls geriet eine Patientin bei Rainbach im Innkreis in Gefahr. Die Frau konnte nicht mehr über ihre strombetriebenen medizinischen Geräte versorgt werden, weshalb die Feuerwehr ihr mit einem Notstromaggregat zu Hilfe kam. 30.000 Haushalte waren Montagvormittag in den oberösterreichischen Bezirken Schärding und Rohrbach mehrere Stunden lang ohne Strom. Das Hochspannungsnetz war allerdings zu keinem Zeitpunkt betroffen.
Orkan „Sabine“ fegt über Österreich
Sturmtief Sabine sorgt auch in Österreich für heftigen Wind. Zuvor zog die Front über Nordeuropa.
Autos eingeklemmt, Bahnlinie gesperrt
Im Mühlviertel kam es am Vormittag zu ersten Behinderungen im Bus- und Bahnverkehr. Acht Personen wurden aus Autos, die zwischen umgestürzten Bäumen eingeklemmt waren, gerettet. Weitere Bäume drohten auf die Insassen zu stürzen. Im angrenzenden Waldviertel kam es zu Dutzenden Feuerwehreinsätzen. Die Franz-Josefs-Bahn wurde im Abschnitt Göpfritz – Ceske Velenice gesperrt. Ein Baum war auf die Oberleitung gefallen. Auch in anderen Bundesländern waren die Einsatzkräfte stark gefordert.
Sturm fegte ganzes Waldstück kahl
ORF-Oberösterreich-Videoreporter Johann Schwamberger aus Klaffer am Hochficht.
In Salzburg sorgte der Sturm dagegen zunächst für nur geringe Schäden. Im Flachgau stürzte zudem ein Baum in die Fahrleitung der Salzburger Lokalbahn. Die Strecke zwischen Bürmoos und Ostermiething wurde darauf gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch in Tirol war die Lage weitgehend ruhig. Einige Bäume fielen auf Straßen, einzelne Lifte mussten gesperrt werden.
Starke Einschränkungen bei Zügen und Flügen
Laut ÖBB kommt es im Fernverkehr zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich wegen „Sabine“ zu starken Einschränkungen, am Vormittag wurden vom Flughafen Wien-Schwechat 31 ausgefallene von über 600 geplanten Flügen vermeldet, 14 Abflüge und 17 Ankünfte seien betroffen, sagte ein Sprecher der APA.
In den nordwestlichen Landesteilen wird der Wind auch am Dienstag noch einmal auffrischen, jedoch werden die Spitzen nur noch bei 60 bis 90 km/h liegen. Die aktuelle Prognose hat jedoch im nördlichen Tirol und Vorarlberg auch hier noch einmal die Höchstwarnstufe prognostiziert.
Zahlreiche Behinderungen in Europa
Der Orkan sorgte am Montag für Behinderungen in Teilen Europas. Einen schweren Unfall gab es am Sonntag auf einem See in der schwedischen Gemeinde Svenljunga: Dort kenterten zwei Angler mit ihrem Boot – einer starb, nach dem anderen wurde am Montag noch gesucht.
In Deutschland bekamen es die Einsatzkräfte in den meisten Fällen mit umgestürzten Bäumen zu tun. Vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden Menschen von umstürzenden Bäumen oder herumfliegenden Gegenständen verletzt. In Frankfurt am Main knickte ein Baukran ab, sein Ausleger krachte in das Dach des Doms. In Bayern waren Zehntausende Menschen über Stunden ohne Strom, nachdem Äste auf Leitungen gestürzt waren.
Für Bayern und Baden-Württemberg galt am frühen Vormittag noch die zweithöchste Unwetterwarnstufe, für einige Regionen sogar die höchste. Hier war weiterhin „extremes Unwetter“ zu erwarten.
Keine Namen in Österreich
Die ZAMG gibt Stürmen keine Namen. Hinter dem Namen „Sabine“ steckt jedenfalls das Institut für Meteorologie der FU Berlin. Die Bezeichnung „Ciara“ wurde vom britischen Wetterdienst vergeben.
Zugsverkehr stand ganz still
Auf den Schienen in Deutschland ging zum Start in Arbeitswoche kaum etwas: Der Fernverkehr sollte bis mindestens 10.00 Uhr stillstehen, die Deutsche Bahn erwartete Störungen noch den ganzen Montag über. Auch der regionale Bahnverkehr stand in vielen Bundesländern flächendeckend still. Die Bahn schickte nach der Sturmnacht Einsatztrupps mit Räumgerät und Kettensägen auf die Strecken. Nach und nach wird der Zugsverkehr wieder aufgenommen. Es dürfte aber noch länger dauern, bis Normalität einkehrt. Auch mehrere Nachtzüge der ÖBB fielen aus. In Innsbruck und in Wien wurden zwei Nachtzüge kurzerhand in ein Hotel umfunktioniert.
Aufatmen nach teils glimpflichem Verlauf
Auf den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus, hier war vor allem der Münchner Airport betroffen. Die Fluggesellschaft Eurowings kündigte an, den Flugbetrieb ab 10.00 Uhr schrittweise wieder aufzunehmen. Vergleichsweise entspannt war die Lage auf Autobahnen. Etliche Städte ließen den Unterricht in ihren Schulen ausfallen. In vielen Regionen hielten sich die Schäden in Grenzen. In Solingen klang das Aufatmen in einer Pressemitteilung der Stadt so: „Sabine war wohl doch nur ein Sabinchen.“
In Frankreich führte der Sturm zu Stromausfällen in rund 130.000 Haushalten im Norden und Osten sowie im Großraum Paris. Zahlreiche Verbindungen mit Regionalzügen wurden gestrichen. Für mehr als 30 Departements dauerte die vom französischen Wetterdienst Meteo-France ausgerufene erhöhte Alarmbereitschaft an. In der Schweiz blieben einige Schulen geschlossen. In der Zentralschweiz legte der Sturm Züge und Bergbahnen lahm.
Stromausfälle auch in Tschechien
In Tschechien waren rund 100.000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Stromleitungen durch umstürzende Bäume beschädigt wurden, wie Energieversorger mitteilten. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern – innerhalb einer Stunde wurden landesweit mehr als 250 Einsätze gezählt. Im südböhmischen Bezirk Prachatice (Prachatitz) wurde ein Mensch leicht verletzt, als ein Baum auf ein Auto krachte. Im Bahnverkehr kam es zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen.
Der Orkan erreichte auf der 1.603 Meter hohen Schneekoppe (Snezka) im Riesengebirge eine Spitzengeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde. Der staatliche Wetterdienst CHMU hatte die höchste Warnstufe für Unwetter ausgerufen. In Norwegen und Schweden wurden sowohl am Sonntag als auch am Montag zahlreiche Flüge gestrichen. Fähren blieben im Hafen, und Bahnverbindungen wurden eingestellt.
Zwei Tote in Polen
In Polen wurden eine Frau und ihre Tochter auf einem Parkplatz von herabfallenden Dachteilen erschlagen. Zwei weitere Menschen wurden bei dem Unglück im Skigebiet Bukowina Tatrzanska im Süden des Landes verletzt.
Etliche Sturmschäden wurden auch aus Belgien gemeldet. Verletzt wurde nach ersten Medienberichten niemand, als vielerorts im Land Bäume und Baugerüste umstürzten. Im Hafen von Antwerpen kippten aufeinandergestapelte Container um.
Schnee und Eis in Großbritannien
Nach dem schweren Sturm mit erheblichen Schäden machten Schnee und Eis Großbritannien zu schaffen. Vor allem der Norden Englands und Schottland seien betroffen, teilten Meteorologen am Montag mit. Es wird weiter mit erheblichen Verkehrsbehinderungen im Bahn- und Flugverkehr sowie auf Straßen gerechnet. Mehr als 20.000 Haushalte waren in der Nacht auf Montag vom Strom abgeschnitten. Ein Autofahrer kam durch einen umstürzenden Baum ums Leben.
In einigen Regionen hatte der Orkan innerhalb von 24 Stunden so viel Regen gebracht, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt. Überschwemmungen und umgestürzte Bäume behinderten am Montag weiterhin erheblich den Verkehr auf Straßen und Bahngleisen.