Sturm am Bodensee in Bregenz
APA/Dietmar Stiplovsek
Sturmtief

Orkan zieht über Österreich

Das Sturmtief hat in Österreich am Montag den Höhepunkt erreicht. Insbesondere in Nieder- und Oberösterreich gab es Spitzen von 100 km/h. Auch Teile Tirols und Vorarlbergs waren betroffen. Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) hat daher für Teile des Landes die höchste Warnstufe ausgerufen.

In Bayern hatte der Sturm bereits am späten Vormittag seinen Höhepunkt überschritten. Bei den vier von der Warnstufe Rot betroffenen heimischen Bundesländern – jeweils betrifft es die nord- und nordwestlich gelegenen Landesteile – gab es teils auch Gewitter.

„Nachfolgend sind weiterhin Windspitzen bis zu 80 km/h möglich“, informierte die ZAMG. Die Spitzen in höheren Wetterlagen gehen grundsätzlich noch weiter als in den Tieflagen, 120 bis 130 km/h und darüber sind dort möglich. Südlich des Alpenhauptkammes, in der Steiermark und in Kärnten, ist es nur windig.

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Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Ein geknickter Baum fiel auf ein Wohnhaus
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Schwanberg
Die Feuerwehr musste laufend zu Einsätzen ausrücken – so wie hier in Deutschlandsberg (Steiermark)
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Bereits in der Nacht kam es zu ersten Sturmschäden in Österreich
Sperre des Lainzer Tiergartens in Wien
APA/Helmut Fohringer
In Wien wurden vorsorglich mehrere Parks und der Lainzer Tiergarten gesperrt
Straßenschild ragt aus Fluten im britischen Bosham
AP/PA/Steve Parsons
In Teilen Großbritanniens brachte der Sturm binnen 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt
Tafel zeigt gestrichene Flüge in Zürich
Reuters/Arnd Wiegmann
Der Flugverkehr war in ganz Europa stark eingeschränkt
Abgedecktes Dach in Rohozna, Tschechei
AP/CTK/Lubos Pavlicek
Auch in Tschechien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern
Sturmschäden aud der deutschen Autobahn A7
APA/dpa/Julian Stratenschulte
In Deutschland sorgte der Orkan für großflächige Ausfälle und Behinderungen im Verkehr, wie hier auf der Autobahn A7, die vom Norden bis an die österreichische Grenze verläuft
Sturm am Genfersee
APA/Keystone/Laurent Gillieron
Auch in der Schweiz sorgte der Orkan für Schäden – und am Genfersee für hohe Wellen
Sturmschäden in Hamburg, Deutschland
AP/Daniel Bockwoldt
Ein Haus in Hamburg wurde von umgestürzten Bäumen schwer beschädigt, ein Auto völlig zerstört
Umgekippter LKW in Tschechien
AP/Dalibor Gluck
Heftig machte sich der Sturm auch in Tschechien bemerkbar
Unterspülte Straße im britischen Brentwood
AP/Nick Ansell
Auch in Großbritannien kam es zu Schäden und Behinderungen
Überflutete Straße im britischen Ciara
AP/Danny Lawson
Hier zog der Sturm bereits am Wochenende durch. Nun folgen Hochwasser, Schnee und Eis.
Umgekippter LKW auf einer Autobahn in Frankreich
APA/AFP/Francois Lo Presti
In Nordfrankreich (Marly) wurde ein Lkw während der Fahrt von Windböen umgeworfen
Sturm am Bahnhof von München
Reuters/Andreas Gebert
Wegen der drohenden Gefahren war der Bahnverkehr in Deutschland bereits in den Abendstunden eingestellt worden

Feuerwehr half Patientin mit Notstrom

Wegen eines Stromausfalls geriet eine Patientin bei Rainbach im Innkreis in Gefahr. Die Frau konnte nicht mehr über ihre strombetriebenen medizinischen Geräte versorgt werden, weshalb die Feuerwehr ihr mit einem Notstromaggregat zu Hilfe kam. 30.000 Haushalte waren Montagvormittag in den oberösterreichischen Bezirken Schärding und Rohrbach mehrere Stunden lang ohne Strom. Das Hochspannungsnetz war allerdings zu keinem Zeitpunkt betroffen.

Orkan „Sabine“ fegt über Österreich

Sturmtief Sabine sorgt auch in Österreich für heftigen Wind. Zuvor zog die Front über Nordeuropa.

Autos eingeklemmt, Bahnlinie gesperrt

Im Mühlviertel kam es am Vormittag zu ersten Behinderungen im Bus- und Bahnverkehr. Acht Personen wurden aus Autos, die zwischen umgestürzten Bäumen eingeklemmt waren, gerettet. Weitere Bäume drohten auf die Insassen zu stürzen. Im angrenzenden Waldviertel kam es zu Dutzenden Feuerwehreinsätzen. Die Franz-Josefs-Bahn wurde im Abschnitt Göpfritz – Ceske Velenice gesperrt. Ein Baum war auf die Oberleitung gefallen. Auch in anderen Bundesländern waren die Einsatzkräfte stark gefordert.

Sturm fegte ganzes Waldstück kahl

ORF-Oberösterreich-Videoreporter Johann Schwamberger aus Klaffer am Hochficht.

In Salzburg sorgte der Sturm dagegen zunächst für nur geringe Schäden. Im Flachgau stürzte zudem ein Baum in die Fahrleitung der Salzburger Lokalbahn. Die Strecke zwischen Bürmoos und Ostermiething wurde darauf gesperrt und ein Schienenersatzverkehr eingerichtet. Auch in Tirol war die Lage weitgehend ruhig. Einige Bäume fielen auf Straßen, einzelne Lifte mussten gesperrt werden.

Starke Einschränkungen bei Zügen und Flügen

Laut ÖBB kommt es im Fernverkehr zwischen Deutschland, Tschechien und Österreich wegen „Sabine“ zu starken Einschränkungen, am Vormittag wurden vom Flughafen Wien-Schwechat 31 ausgefallene von über 600 geplanten Flügen vermeldet, 14 Abflüge und 17 Ankünfte seien betroffen, sagte ein Sprecher der APA.

In den nordwestlichen Landesteilen wird der Wind auch am Dienstag noch einmal auffrischen, jedoch werden die Spitzen nur noch bei 60 bis 90 km/h liegen. Die aktuelle Prognose hat jedoch im nördlichen Tirol und Vorarlberg auch hier noch einmal die Höchstwarnstufe prognostiziert.

Feuerwehreinsatz an Zugstrecke im Waldviertel
APA/Freiwillige Feuerwehr Pürbach
Im Waldviertel mussten Passagiere bei Pürbach einen Zug verlassen. Ein Baum war auf die Oberleitung gestürzt.

Zahlreiche Behinderungen in Europa

Der Orkan sorgte am Montag für Behinderungen in Teilen Europas. Einen schweren Unfall gab es am Sonntag auf einem See in der schwedischen Gemeinde Svenljunga: Dort kenterten zwei Angler mit ihrem Boot – einer starb, nach dem anderen wurde am Montag noch gesucht.

In Deutschland bekamen es die Einsatzkräfte in den meisten Fällen mit umgestürzten Bäumen zu tun. Vor allem in Nordrhein-Westfalen wurden Menschen von umstürzenden Bäumen oder herumfliegenden Gegenständen verletzt. In Frankfurt am Main knickte ein Baukran ab, sein Ausleger krachte in das Dach des Doms. In Bayern waren Zehntausende Menschen über Stunden ohne Strom, nachdem Äste auf Leitungen gestürzt waren.

Für Bayern und Baden-Württemberg galt am frühen Vormittag noch die zweithöchste Unwetterwarnstufe, für einige Regionen sogar die höchste. Hier war weiterhin „extremes Unwetter“ zu erwarten.

Keine Namen in Österreich

Die ZAMG gibt Stürmen keine Namen. Hinter dem Namen „Sabine“ steckt jedenfalls das Institut für Meteorologie der FU Berlin. Die Bezeichnung „Ciara“ wurde vom britischen Wetterdienst vergeben.

Zugsverkehr stand ganz still

Auf den Schienen in Deutschland ging zum Start in Arbeitswoche kaum etwas: Der Fernverkehr sollte bis mindestens 10.00 Uhr stillstehen, die Deutsche Bahn erwartete Störungen noch den ganzen Montag über. Auch der regionale Bahnverkehr stand in vielen Bundesländern flächendeckend still. Die Bahn schickte nach der Sturmnacht Einsatztrupps mit Räumgerät und Kettensägen auf die Strecken. Nach und nach wird der Zugsverkehr wieder aufgenommen. Es dürfte aber noch länger dauern, bis Normalität einkehrt. Auch mehrere Nachtzüge der ÖBB fielen aus. In Innsbruck und in Wien wurden zwei Nachtzüge kurzerhand in ein Hotel umfunktioniert.

Aufatmen nach teils glimpflichem Verlauf

Auf den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus, hier war vor allem der Münchner Airport betroffen. Die Fluggesellschaft Eurowings kündigte an, den Flugbetrieb ab 10.00 Uhr schrittweise wieder aufzunehmen. Vergleichsweise entspannt war die Lage auf Autobahnen. Etliche Städte ließen den Unterricht in ihren Schulen ausfallen. In vielen Regionen hielten sich die Schäden in Grenzen. In Solingen klang das Aufatmen in einer Pressemitteilung der Stadt so: „Sabine war wohl doch nur ein Sabinchen.“

In Frankreich führte der Sturm zu Stromausfällen in rund 130.000 Haushalten im Norden und Osten sowie im Großraum Paris. Zahlreiche Verbindungen mit Regionalzügen wurden gestrichen. Für mehr als 30 Departements dauerte die vom französischen Wetterdienst Meteo-France ausgerufene erhöhte Alarmbereitschaft an. In der Schweiz blieben einige Schulen geschlossen. In der Zentralschweiz legte der Sturm Züge und Bergbahnen lahm.

Gesperrter Park in Salzburg
APA/Barbara Gindl
In Salzburg wurde der Hellbrunner Park gesperrt

Stromausfälle auch in Tschechien

In Tschechien waren rund 100.000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Stromleitungen durch umstürzende Bäume beschädigt wurden, wie Energieversorger mitteilten. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern – innerhalb einer Stunde wurden landesweit mehr als 250 Einsätze gezählt. Im südböhmischen Bezirk Prachatice (Prachatitz) wurde ein Mensch leicht verletzt, als ein Baum auf ein Auto krachte. Im Bahnverkehr kam es zu zahlreichen Ausfällen und Verspätungen.

Der Orkan erreichte auf der 1.603 Meter hohen Schneekoppe (Snezka) im Riesengebirge eine Spitzengeschwindigkeit von 180 Kilometern pro Stunde. Der staatliche Wetterdienst CHMU hatte die höchste Warnstufe für Unwetter ausgerufen. In Norwegen und Schweden wurden sowohl am Sonntag als auch am Montag zahlreiche Flüge gestrichen. Fähren blieben im Hafen, und Bahnverbindungen wurden eingestellt.

Zwei Tote in Polen

In Polen wurden eine Frau und ihre Tochter auf einem Parkplatz von herabfallenden Dachteilen erschlagen. Zwei weitere Menschen wurden bei dem Unglück im Skigebiet Bukowina Tatrzanska im Süden des Landes verletzt.

Etliche Sturmschäden wurden auch aus Belgien gemeldet. Verletzt wurde nach ersten Medienberichten niemand, als vielerorts im Land Bäume und Baugerüste umstürzten. Im Hafen von Antwerpen kippten aufeinandergestapelte Container um.

Eis und Schnee in Yorkshire Dales, England
AP/Owen Humphreys
Dem Sturmtief folgten in Teilen Großbritanniens wie hier in den Yorkshire Dales starke Schneefälle

Schnee und Eis in Großbritannien

Nach dem schweren Sturm mit erheblichen Schäden machten Schnee und Eis Großbritannien zu schaffen. Vor allem der Norden Englands und Schottland seien betroffen, teilten Meteorologen am Montag mit. Es wird weiter mit erheblichen Verkehrsbehinderungen im Bahn- und Flugverkehr sowie auf Straßen gerechnet. Mehr als 20.000 Haushalte waren in der Nacht auf Montag vom Strom abgeschnitten. Ein Autofahrer kam durch einen umstürzenden Baum ums Leben.

Geknickter Kran
APA/dpa/Boris Roessler
Der abgeknickte Ausleger eines Baukrans steckt im Dach des Frankfurter Doms

In einigen Regionen hatte der Orkan innerhalb von 24 Stunden so viel Regen gebracht, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt. Überschwemmungen und umgestürzte Bäume behinderten am Montag weiterhin erheblich den Verkehr auf Straßen und Bahngleisen.