Gerichtssaal mit Bundesadler und leeren Sesseln
ORF.at/Zita Klimek
Personalstand und Geld

Die größten Baustellen der Justiz

Die Regierung will nun nach dem hochrangigen Treffen im Bundeskanzleramt in Sachen Justiz Nägel mit Köpfen machen. Das Justizministerium soll mehr Geld bekommen, wie Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) am Montag ankündigte, ohne noch eine konkrete Zahl zu nennen. Neben dem Geld ist der sinkende Personalstand in der Justiz bereits seit Jahren die am meisten beklagte Baustelle.

Clemens Jabloner, Justizminister der Übergangsregierung, sprach in seinem Wahrnehmungsbericht von „zum Teil massiven Personaleinsparungen der letzten Jahre“. Nach den derzeit noch gültigen Plänen soll dieser Kurs in den kommenden Jahren noch weitergehen; und das, während bei der Polizei aufgestockt wird.

Die aktuellen Personalplanungen des Bundes ab 2018 bzw. 2019 bis 2022 stammen noch aus der Ära ÖVP-FPÖ. Von 12.076 Planstellen im damaligen Bereich „Justiz und Reformen“ im Jahr 2018 ging es hier 2019 auf 11.900 hinunter. Für 2020 sind 11.591, für 2021 und 2022 jeweils 11.551 vorgesehen. Ganz anders sieht das im Bereich Inneres aus, wo die Zahl von 34.215 auf 37.687 steigen soll.

Justizminister a.D. Clemens Jabloner hält Pressekonferenz
APA/Herbert Neubauer
Der Justizminister der Übergangsregierung Jabloner stellte seine Bericht über die Probleme der Justiz vor

Auch heuer sollen weitere Stellen wegfallen

Jabloner, der den „stillen Tod“ der Justiz beklagt hatte, wies in seinem Bericht darauf hin, dass allein im „Fachdienst“ der Gerichte und Staatsanwaltschaften – also beim Kanzleipersonal – in den Jahren 2016 bis 2018 180 Stellen gestrichen wurden. Weitere 124 sollten 2019 wegfallen, und für heuer ist ein weiterer Abbau um 169 vorgesehen.

Der Wahrnehmungsbericht warnte hier davor, dass der Personalabbau bereits zu „gravierenden Qualitätseinbußen und Verfahrensverzögerungen“ geführt habe. Gefordert werden daher ein Stopp des Personalabbaus sowie 100 Planstellen zusätzlich. Außerdem sollen Pensionierungen bei Rechtspflegern nachbesetzt und 20 zusätzliche Staatsanwälte eingestellt werden – u. a. zur Bekämpfung von Terrorismus und Computerkriminalität.

Keine konkreten Zahlen in Regierungsprogramm

Zusätzliches Personal gefordert wird auch für das Bundesverwaltungsgericht (zehn Richter und 40 juristische Mitarbeiter zur rascheren Abwicklung von Berufungen in Asylverfahren) sowie für die Justizwache (über 250 Planstellen). Letztere soll auch in die Schwerarbeiterregelung aufgenommen werden.

Im jetzt gültigen türkis-grünen Regierungsprogramm werden hier keine konkreten Zahlen genannt. Es ist nur allgemein die Rede davon, den Personalstand im Strafvollzug nachhaltig zu sichern und die Justizverwaltung „mit den erforderlichen Ressourcen“ auszustatten. Das solle „nicht nur zur Aufrechterhaltung des Betriebs, sondern auch zur Verbesserung und für anstehende Reformen“ geschehen.