Aufräumarbeiten im Zillertal bei Hart
Zoom Tirol
Warnung aufrecht

Sturmtief gibt sich noch nicht geschlagen

Ein Sturmtief ist am Montag über Österreich hinweggefegt. Die Folgen von „Sabine“ blieben im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ gering. Entwarnung kann aber noch nicht gegeben werden – auch am Dienstag sind schwere Böen möglich.

Personen wurden in Österreich nicht verletzt, jedoch sorgten Spitzen von 100 km/h und darüber für Sachschäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze in Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg. Tausende Stromausfälle wurden aus den beiden östlichen Bundesländern vermeldet.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) rief für die nordwestlich gelegenen Teile der vier Bundesländer die höchste Warnstufe aus, im Gebirge wehten orkanartige Böen über 120 km/h, ZAMG-Spitzenwert wurde auf dem Feuerkogel in Oberösterreich mit 149 km/h gemessen, am Tiroler Brunnenkogel waren es 147,6 km/h.

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Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Ein geknickter Baum fiel auf ein Wohnhaus
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Schwanberg
Die Feuerwehr musste laufend zu Einsätzen ausrücken – so wie hier in Deutschlandsberg (Steiermark)
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Bereits in der Nacht kam es zu ersten Sturmschäden in Österreich
Sperre des Lainzer Tiergartens in Wien
APA/Helmut Fohringer
In Wien wurden vorsorglich mehrere Parks und der Lainzer Tiergarten gesperrt
Straßenschild ragt aus Fluten im britischen Bosham
AP/PA/Steve Parsons
In Teilen Großbritanniens brachte der Sturm binnen 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt
Tafel zeigt gestrichene Flüge in Zürich
Reuters/Arnd Wiegmann
Der Flugverkehr war in ganz Europa stark eingeschränkt
Abgedecktes Dach in Rohozna, Tschechei
AP/CTK/Lubos Pavlicek
Auch in Tschechien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern
Sturmschäden aud der deutschen Autobahn A7
APA/dpa/Julian Stratenschulte
In Deutschland sorgte der Orkan für großflächige Ausfälle und Behinderungen im Verkehr, wie hier auf der Autobahn A7, die vom Norden bis an die österreichische Grenze verläuft
Sturm am Genfersee
APA/Keystone/Laurent Gillieron
Auch in der Schweiz sorgte der Orkan für Schäden – und am Genfersee für hohe Wellen
Sturmschäden in Hamburg, Deutschland
AP/Daniel Bockwoldt
Ein Haus in Hamburg wurde von umgestürzten Bäumen schwer beschädigt, ein Auto völlig zerstört
Umgekippter LKW in Tschechien
AP/Dalibor Gluck
Heftig machte sich der Sturm auch in Tschechien bemerkbar
Unterspülte Straße im britischen Brentwood
AP/Nick Ansell
Auch in Großbritannien kam es zu Schäden und Behinderungen
Überflutete Straße im britischen Ciara
AP/Danny Lawson
Hier zog der Sturm bereits am Wochenende durch. Nun folgen Hochwasser, Schnee und Eis.
Umgekippter LKW auf einer Autobahn in Frankreich
APA/AFP/Francois Lo Presti
In Nordfrankreich (Marly) wurde ein Lkw während der Fahrt von Windböen umgeworfen
Sturm am Bahnhof von München
Reuters/Andreas Gebert
Wegen der drohenden Gefahren war der Bahnverkehr in Deutschland bereits in den Abendstunden eingestellt worden

In Tirol blieb die Situation bis zum Nachmittag eher ruhig. Insgesamt verzeichnete man rund 30 Einsätze, der Großteil davon betraf auf Landes- und Gemeindestraßen gestürzte Bäume. Am Nachmittag hatte man es auch mit vereinzelten abgedeckten Häusern und Schäden an Kaminen zu tun – vor allem im Bezirk Reutte. Die sonstigen leichteren Schäden erstreckten sich über das gesamte Landesgebiet.

Geschlossene Liftanlagen

Indes blieben am Montag aufgrund der Wetterverhältnisse auch mehrere Liftanlagen im Bundesland geschlossen – darunter unter anderem jene auf dem Pitztaler und Stubaier Gletscher, auf dem Innsbrucker Patscherkofel und in der Axamer Lizum.

Einiges mehr zu tun hatte die Vorarlberger Feuerwehr. In der Mehrzahl der über 100 gemeldeten Fälle ging es um verlegte Straßen und abgedeckte Dächer, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr musste verstärkt im Bereich zwischen Dornbirn und Bregenz sowie im Bregenzerwald ausrücken, am Nachmittag beruhigte sich die Situation.

Windböen erreichten laut ZAMG Geschwindigkeiten von über 100 km/h, etwa in Sulzberg im äußersten Norden des Bregenzerwalds. Am Bodensee wurden zu Mittag 99 km/h gemessen, in Bregenz 74 km/h. In den Skigebieten standen zahlreiche Lifte und Bahnen still. Auf dem Arlberg waren nur 24 von 88 Anlagen in Betrieb, im Skigebiet Silvretta Montafon vier von 35.

Abgedecktes Dach in Vorarlberg
Dietmar Mathis
In Vorarlberg wurden zahlreiche Dächer abgedeckt

Böen bis zu 150 km/h

In Oberösterreich breitete sich der Sturm im Laufe des Tages auf die gesamte nördliche Hälfte des Bundeslandes aus. Im Mühlviertel wurden mehrere Bus- und Bahnlinien eingestellt, auch in Linz waren einzelne Buslinien blockiert. Der Fernverkehr nach Ceske Budejovice war unterbrochen. 30.000 Haushalte waren zeitweise ohne Strom. Besonders dramatisch war der Stromausfall in Rainbach im Innkreis, wo eine Frau nicht mehr über ihre strombetriebenen medizinischen Geräte versorgt werden konnte, weshalb die Feuerwehr ihr mit einem Notstromaggregat zu Hilfe kam. Auf dem Feuerkogel wurden Böen bis zu 149 km/h verzeichnet.

Sturm fegte ganzes Waldstück kahl

ORF-Oberösterreich-Videoreporter Johann Schwamberger berichtet aus Klaffer am Hochficht.

Rund 5.000 Haushalte waren in Niederösterreich ohne Stromversorgung. Am schwersten betroffen waren das Most- und das Waldviertel. Am Nachmittag hatte sich die Lage den Angaben von EVN-Sprecher Stefan Zach zufolge etwas entspannt. Im Waldviertel forderte der Sturm auch den niederösterreichischen Straßendienst. Etwa 100 Mitarbeiter rückten aus. Dutzende Feuerwehreinsätze wurden ebenfalls vermeldet.

Franz-Josefs-Bahn gesperrt

Die Franz-Josefs-Bahn wurde „wegen Unwetterschäden“ im Abschnitt Göpfritz – Ceske Velenice gesperrt, berichteten die ÖBB auf ihrer Website. Beim Bahnhof Pürbach war ein Baum in die Oberleitung gestürzt, teilte Christopher Seif von den Bundesbahnen mit. Die Garnitur wurde laut Franz Resperger vom Landesfeuerwehrkommando Niederösterreich evakuiert. Verletzte habe es nicht gegeben. Seif zufolge befanden sich 20 Passagiere in dem Zug. Die ÖBB richtete für den blockierten Streckenabschnitt einen Schienenersatzverkehr ein.

Passanten trotzten dem Wind und Regen in der Stadt Salzburg
APA/Barbara Gindl
Schirme konnten mancherorts wenig ausrichten

In Wien waren – wie schon in der Vorwoche wegen des Sturms „Petra“ – wieder zahlreiche Parks gesperrt. Allein 60 städtische Anlagen, darunter die Prater Hauptallee, der Donaupark und der Türkenschanzpark, wurden geschlossen, weitere 160 zumindest mit einem Absperrband versehen. Der Lainzer Tiergarten war ebenfalls nicht zugänglich. Die Bundesgärten wiederum riegelten den Augarten, den Belvederegarten, den Burg- und Volksgarten sowie den Schlosspark Schönbrunn ab. Der Tiergarten schloss am Vormittag ebenfalls seine Pforten.

Keine Namen in Österreich

Die ZAMG gibt Stürmen keine Namen. Hinter dem Namen „Sabine“ steckt jedenfalls das Institut für Meteorologie der FU Berlin. Die Bezeichnung „Ciara“ wurde vom britischen Wetterdienst vergeben.

Eislaufen war am Wiener Eistraum am Rathausplatz untertags nicht möglich. Die 31 Ausfälle auf dem Flughafen Wien in Schwechat, die am Vormittag vermeldet worden sind, erhöhten sich im Laufe des Tages noch auf 44, womit 20 Abflüge und 24 Ankünfte von über 600 geplanten Flügen vermeldet wurden.

Noch keine Entwarnung

Neues Ungemach droht am Dienstag: Von der Früh weg sind in Vorarlberg, im Außerfern, im Tiroler Oberland und generell in den Nordalpen Böen von 100 bis 150 km/h möglich. Und auch vom Innviertel bis ins Burgenland bleibt es laut ORF-Wetter sehr windig bis stürmisch. Über Mittag sind auch hier Böen um 100 km/h zu erwarten. Zum Abend hin lässt der Wind dann deutlich nach.

„Sabine“ fegt über Europa

Stürmisch ist es derzeit in Deutschland und in vielen anderen Teilen Europas. Zahlreiche Zugs- und Flugverbindungen wurden gestrichen.

In Deutschland traf das Orkantief vor allem den Bahn- und Luftverkehr schwer. Die Deutsche Bahn ließ ihren Fernverkehr am Montag allmählich wieder anrollen, nachdem die Züge seit Sonntag landesweit sicherheitshalber gestoppt worden waren. Zugleich empfahl das Unternehmen, bis Dienstag geplante Fahrten im Fernverkehr auf einen anderen Tag zu verschieben. Der Flughafen München verhängte am Montag einen Abfertigungsstopp.

Der überflutete Fischmarkt in Hamburg
Reuters/Fabian Bimmer
Eine schwere Sturmflut setzte den Hamburger Fischmarkt unter Wasser

Hamburger Fischmarkt unter Wasser

Am Nachmittag überschwemmte eine Sturmflut den Fischmarkt in Hamburg-St. Pauli. Das Wasser stieg nach Angaben des deutschen Amts für Seeschifffahrt und Hydrografie auf 2,70 Meter über dem mittleren Hochwasser. Damit handelte es sich um eine schwere Sturmflut. Die Hamburger Feuerwehr musste deswegen vorerst aber nicht zu einem Einsatz ausrücken, wie ein Sprecher sagte. Am Dienstag und Mittwoch soll es jeweils zwei weitere Sturmfluten in Hamburg geben, die der Vorhersage zufolge etwas geringer ausfallen sollen.

Auf den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus. Unter anderem die Entscheidung von Eurowings, während des Sturms fast alle Flüge zu streichen, führte zu vielen Annullierungen. Der Flughafen München verhängte wegen „Sabine“ am Montag einen Abfertigungsstopp. Nachdem es zunächst noch vereinzelte Landungen gegeben hatte, kam der Flugverkehr später komplett zum Erliegen. Obwohl der Fernverkehr der Bahn wieder startete, mussten Bahnreisende weiterhin mit Verspätungen und Zugsausfällen rechnen.

Reperatur von Stromleitungen bei Mysenec, Tschechei
AP/CTK/Vaclav Pancer
Keinen Strom gab es am Montag für Hunderttausende Haushalte in Europa

Hunderttausende Haushalte ohne Strom

Auch im Osten Europas wütete „Sabine“: In der Slowakei waren Tausende Haushalte ohne Strom. Es galt laut Wetterdienst SHMU die höchste Warnstufe. In Tschechien waren zeitweise mehr als 300.000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Stromleitungen durch umstürzende Bäume beschädigt wurden. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern. Es gab mehrere Verletzte. In Polen wurden im Skiressort Bukowina Tatrzanska eine Frau und ihre Tochter auf einem Parkplatz von herabfallenden Dachteilen erschlagen.

In Belgien verursachte der Sturm etliche Schäden, Züge fuhren auf vielen Strecken verspätet oder eingeschränkt. Im Hafen von Antwerpen kippten aufeinandergestapelte Container um. In Zottegem westlich von Brüssel fällte der Sturm eine etwa 150 Jahre alte Pappel, die laut dem Sender VBRT als eingetragenes Naturdenkmal geschützt war. In Frankreich waren rund 130.000 Haushalte ohne Strom. Betroffen waren nach Angaben des Netzbetreibers Enedis der Großraum Paris sowie Nord- und Ostfrankreich, wo auch zahlreiche Regionalzugsverbindungen gestrichen wurden.

Schneegestöber in Schottland
Reuters/Russell Cheyne
Dem Sturmtief folgten in Teilen Großbritanniens starke Schneefälle

Schnee in Schottland

Großbritannien machen nach dem schweren Sturm mit Schäden nun Schnee und Eis zu schaffen. Vor allem der Norden Englands und Schottland seien betroffen, teilten Meteorologen am Montag mit. Es wird weiter mit erheblichen Verkehrsbehinderungen im Bahn- und Flugverkehr sowie auf Straßen gerechnet.

In einigen Regionen hatte „Ciara“ innerhalb von 24 Stunden so viel Regen gebracht, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt. Überschwemmungen und umgestürzte Bäume behinderten am Montag weiterhin erheblich den Verkehr auf Straßen und Bahngleisen. "Auch wenn sich der Sturm „Ciara" auflöst, bedeutet das nicht, dass eine ruhigere Wetterperiode beginnt“, warnte ein Meteorologe. „Es wird sehr unruhig bleiben.“