Verwehte Dachteile
APA/FF SCHWANBERG
Sturm

Weiter Orkanböen prognostiziert

Nach dem heftigen Sturm mit teils rekordverdächtigen Böen wird das Ausmaß der Schäden langsam klar. Doch Aufatmen ist noch nicht angesagt. Von Vorarlberg bis ins westliche und südliche Niederösterreich gibt es laut wetter.ORF.at Windspitzen von bis 100 km/h und auf Bergen Orkanböen. Außerdem treffen laufend Wolken und Schauer ein. Auch am Mittwoch soll es noch sehr windig bleiben.

Nachdem es am Montag in Salzburg nur zu geringen Schäden gekommen war, erreichte in der Nacht eine weitere Sturmfront das Bundesland. Laut Auskunft des Landesfeuerwehrkommandos gingen gegen 3.00 Uhr die ersten Alarmierungen ein. In der Folge mussten Feuerwehrleute vor allem umgestürzte Bäume von Straßen, Stromleitungen und Dächern räumen.

Bis kurz nach 8.00 Uhr waren im ganzen Land rund 440 Feuerwehrleute zu mehr als 50 Einsätzen ausgerückt. Der Schwerpunkt des Geschehens lag im nördlichen Flachgau. In der Stadt Salzburg wurde von einer Sturmböe ein rund 500 Quadratmeter großes Blechdach eines Wohnblocks weggeblasen. Auch im Flachgau wurde eine Lagerhalle zum Teil abgedeckt, zudem stürzte ein Baum auf die Fahrleitung der Salzburger Lokalbahn – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Aufräumarbeiten im Wald nach dem Sturm
APA/Fotokerschi.at/Kerschbaummayr
In Oberösterreich stürzten am Montag durch den Sturm zahlreiche Bäume um

OÖ: Hunderte Feuerwehrleute im Einsatz

Die Nachwehen des Sturmtiefs zogen in der Nacht auf Dienstag auch durch das Innviertel in Oberösterreich. Der Sturm hinterließ große Schäden in der Natur. Vor allem im Bezirk Braunau räumen Hunderte Feuerwehrleute umgestürzte Bäume von Straßen. Erneut fiel der eine oder andere Baum auf Stromleitungen. In Tausenden Haushalten vor allem in den Bezirken Braunau, Vöcklabruck und Rohrbach fiel der Strom aus – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Lawinengefahr in Niederösterreich

In Teilen Niederösterreichs wird die Lawinengefahr am Dienstag auf Stufe drei der fünfteiligen Skala steigen und damit nach Ansicht des Warndienstes erheblich sein. Von Unternehmungen auf Bergen wird wegen des Windes abgeraten. Betroffen sind die Ybbstaler und Türnitzer Alpen sowie die Rax-Schneeberg-Gruppe jeweils über der Waldgrenze. Als Hauptproblem wurde im Lagebericht der frische Triebschnee ausgemacht. Die Gefahrenstellen befinden sich „in allen Expositionen hinter Geländekanten und in Einfahrtsbereichen zu eingewehten Rinnen und Mulden“ – mehr dazu in noe.ORF.at.

Für Schadensopfer durch die Stürme der letzten Zeit stellt sich nun die Frage: Wer zahlt? Was wird von den Versicherungen übernommen und was nicht – mehr dazu in noe.ORF.at.

Wasser schwappt über das Ufer des Bodensees in Bregenz
APA/Dietmar Stiplovsek
Der sturmgepeitschte Bodensee am Montag

Montag verlief vergleichsweise glimpflich

Am Montag blieben in Österreich die Auswirkungen des Sturms im Vergleich zu anderen europäischen Ländern relativ gering. Spitzen von 100 km/h und darüber sorgten für Sachschäden und zahlreiche Feuerwehreinsätze in Nieder- und Oberösterreich, Tirol und Vorarlberg. Tausende Stromausfälle wurden aus den beiden weiter östlich gelegenen Bundesländern vermeldet.

Die Zentralanstalt für Meteorologie und Geodynamik (ZAMG) rief für die nordwestlich gelegenen Teile der vier Bundesländer die höchste Warnstufe aus, im Gebirge wehten orkanartige Böen über 120 km/h, der ZAMG-Spitzenwert wurde auf dem Feuerkogel in Oberösterreich mit 149 km/h gemessen, auf dem Tiroler Brunnenkogel waren es 147,6 km/h.

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Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Ein geknickter Baum fiel auf ein Wohnhaus
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Schwanberg
Die Feuerwehr musste laufend zu Einsätzen ausrücken – so wie hier in Deutschlandsberg (Steiermark)
Sturmschäden im Raum Deutschlandsberg
APA/Freiwillige Feuerwehr Eibiswald
Bereits in der Nacht kam es zu ersten Sturmschäden in Österreich
Sperre des Lainzer Tiergartens in Wien
APA/Helmut Fohringer
In Wien wurden vorsorglich mehrere Parks und der Lainzer Tiergarten gesperrt
Straßenschild ragt aus Fluten im britischen Bosham
AP/PA/Steve Parsons
In Teilen Großbritanniens brachte der Sturm binnen 24 Stunden so viel Regen, wie sonst in eineinhalb Monaten fällt
Tafel zeigt gestrichene Flüge in Zürich
Reuters/Arnd Wiegmann
Der Flugverkehr war in ganz Europa stark eingeschränkt
Abgedecktes Dach in Rohozna, Tschechei
AP/CTK/Lubos Pavlicek
Auch in Tschechien waren die Feuerwehren im Dauereinsatz, um Straßen freizuräumen und Dächer zu sichern
Sturmschäden aud der deutschen Autobahn A7
APA/dpa/Julian Stratenschulte
In Deutschland sorgte der Orkan für großflächige Ausfälle und Behinderungen im Verkehr, wie hier auf der Autobahn A7, die vom Norden bis an die österreichische Grenze verläuft
Sturm am Genfersee
APA/Keystone/Laurent Gillieron
Auch in der Schweiz sorgte der Orkan für Schäden – und am Genfersee für hohe Wellen
Sturmschäden in Hamburg, Deutschland
AP/Daniel Bockwoldt
Ein Haus in Hamburg wurde von umgestürzten Bäumen schwer beschädigt, ein Auto völlig zerstört
Umgekippter LKW in Tschechien
AP/Dalibor Gluck
Heftig machte sich der Sturm auch in Tschechien bemerkbar
Unterspülte Straße im britischen Brentwood
AP/Nick Ansell
Auch in Großbritannien kam es zu Schäden und Behinderungen
Überflutete Straße im britischen Ciara
AP/Danny Lawson
Hier zog der Sturm bereits am Wochenende durch. Nun folgen Hochwasser, Schnee und Eis.
Umgekippter LKW auf einer Autobahn in Frankreich
APA/AFP/Francois Lo Presti
In Nordfrankreich (Marly) wurde ein Lkw während der Fahrt von Windböen umgeworfen
Sturm am Bahnhof von München
Reuters/Andreas Gebert
Wegen der drohenden Gefahren war der Bahnverkehr in Deutschland bereits in den Abendstunden eingestellt worden

Geschlossene Liftanlagen

Aufgrund der Wetterverhältnisse blieben in Tirol auch mehrere Liftanlagen geschlossen – darunter jene auf dem Pitztaler und Stubaier Gletscher, auf dem Innsbrucker Patscherkofel und in der Axamer Lizum. Einiges mehr zu tun hatte die Vorarlberger Feuerwehr. In der Mehrzahl der über 100 gemeldeten Fälle ging es um verlegte Straßen und abgedeckte Dächer, verletzt wurde niemand. Die Feuerwehr musste verstärkt im Bereich zwischen Dornbirn und Bregenz sowie im Bregenzerwald ausrücken, am Nachmittag beruhigte sich die Situation.

Abgedecktes Dach in Vorarlberg
Dietmar Mathis
In Vorarlberg wurden zahlreiche Dächer abgedeckt

Windböen erreichten am Montag laut ZAMG Geschwindigkeiten von über 100 km/h, etwa in Sulzberg im äußersten Norden des Bregenzerwalds. Am Bodensee wurden zu Mittag 99 km/h gemessen, in Bregenz 74 km/h. In den Skigebieten standen zahlreiche Lifte und Bahnen still. Auf dem Arlberg waren nur 24 von 88 Anlagen in Betrieb, im Skigebiet Silvretta Montafon vier von 35.

Sturm fegte ganzes Waldstück kahl

ORF-Oberösterreich-Videoreporter Johann Schwamberger berichtete aus Klaffer am Hochficht.

Zahlreiche Parks in Wien gesperrt

In Wien waren – wie schon in der Vorwoche – wieder zahlreiche Parks gesperrt. Allein 60 städtische Anlagen, darunter die Prater-Hauptallee, der Donaupark und der Türkenschanzpark, wurden geschlossen, weitere 160 zumindest mit einem Absperrband versehen. Der Lainzer Tiergarten war ebenfalls nicht zugänglich. Die Bundesgärten wiederum riegelten den Augarten, den Belvederegarten, den Burg- und Volksgarten sowie den Schlosspark Schönbrunn ab. Der Tiergarten schloss am Vormittag ebenfalls seine Pforten. Eislaufen war am Wiener Eistraum auf dem Rathausplatz untertags nicht möglich. Auf dem Flughafen Wien-Schwechat kam es zu Ausfällen.

Hamburger Fischmarkt unter Wasser

In Deutschland traf das Orkantief am Dienstag vor allem den Bahn- und Luftverkehr schwer. Die Deutsche Bahn ließ ihren Fernverkehr am Montag allmählich wieder anrollen, nachdem die Züge seit Sonntag landesweit sicherheitshalber gestoppt worden waren. Zugleich empfahl das Unternehmen, bis Dienstag geplante Fahrten im Fernverkehr auf einen anderen Tag zu verschieben. Der Flughafen München verhängte am Montag einen Abfertigungsstopp.

Der überflutete Fischmarkt in Hamburg
Reuters/Fabian Bimmer
Eine Sturmflut setzte den Hamburger Fischmarkt unter Wasser

Am Montagnachmittag überschwemmte eine Sturmflut den Fischmarkt in Hamburg-St. Pauli. Das Wasser stieg nach Angaben des deutschen Amts für Seeschifffahrt und Hydrografie auf 2,70 Meter über dem mittleren Hochwasser. Damit handelte es sich um eine schwere Sturmflut. Die Hamburger Feuerwehr musste deswegen vorerst aber nicht zu einem Einsatz ausrücken, wie ein Sprecher sagte. Am Dienstag und Mittwoch soll es jeweils zwei weitere Sturmfluten in Hamburg geben, die der Vorhersage zufolge etwas geringer ausfallen sollen.

Auf den Flughäfen fielen Hunderte Starts und Landungen aus. Unter anderem die Entscheidung von Eurowings, während des Sturms fast alle Flüge zu streichen, führte zu vielen Annullierungen. Der Flughafen München verhängte wegen „Sabine“ am Montag einen Abfertigungsstopp. Nachdem es zunächst noch vereinzelte Landungen gegeben hatte, kam der Flugverkehr später komplett zum Erliegen. Obwohl der Fernverkehr der Bahn wieder startete, mussten Bahnreisende weiterhin mit Verspätungen und Zugsausfällen rechnen. Nach Expertenschätzungen hat das Sturmtief in Deutschland rund 600 Millionen Euro an Schäden verursacht.

Reperatur von Stromleitungen bei Mysenec, Tschechei
AP/CTK/Vaclav Pancer
Keinen Strom gab es am Montag für Hunderttausende Haushalte in Europa

Zwei kurze Blackouts in Südtirol

Wegen eines Sturmschadens an den Leitungen waren weite Teile Südtirols am Dienstag ohne Strom. Der Auslöser für zwei kurze Blackouts ab etwa 11.00 Uhr waren herumfliegende Äste oder Bäume, die eine der Haupttrassen für den Versorger Edyna beschädigten, wie Generaldirektor Luis Amort in Bozen sagte.

Die zweite Hauptleitung sei zu diesem Zeitpunkt wegen Wartungsarbeiten außer Betrieb gewesen. 150.000 bis 200.000 Abnehmer waren betroffen, wie Amort ergänzte. Bei Polizei und Behörden gingen viele Notrufe ein. Teils seien Ampeln ausgefallen, schrieb die Nachrichtenagentur ANSA. In der norditalienischen Provinz leben rund 530.000 Menschen.

Drei Tote in Polen

Auch im Osten Europas wütete am Montag und Diestag der Sturm: In der Slowakei waren am Montag Tausende Haushalte ohne Strom. Es galt laut Wetterdienst SHMU die höchste Warnstufe. In Tschechien waren zeitweise mehr als 300.000 Haushalte ohne Elektrizität, weil Stromleitungen durch umstürzende Bäume beschädigt wurden. Die Feuerwehren waren im Dauereinsatz.

In Polen starb ein dritter Mensch. Nach einem Unglück im Skiressort Bukowina Tatrzanska mit zwei Toten erlag am Montagabend auch eine 21-jährige Frau ihren Verletzungen, wie das Krankenhaus in Nowy Targ laut Nachrichtenagentur PAP mitteilte. Bei starkem Wind waren Montagfrüh Dachteile von einem Skiverleih gefallen. Eine 52-jährige Frau und ihre 15-jährige Tochter wurden dabei getötet. Die 21-jährige ältere Tochter der Frau sowie ein 16-Jähriger erlitten Kopfverletzungen und wurden in ein Krankenhaus gebracht. Die Staatsanwaltschaft ermittelt zu den Ursachen des Unglücks.

Die Feuerwehren in Tschechien sind im Dauereinsatz. Am Dienstag rückten Feuerwehrleute landesweit erneut zu Hunderten Einsätzen aus. Mehr als 50.000 Haushalte waren am Vormittag nach Angaben der Energieversorger noch ohne Strom. Die starken Windböen sorgten für Verkehrsbehinderungen.

Sturm erreicht 219 km/h auf Korsika

In Belgien verursachte der Sturm etliche Schäden. In Frankreich waren rund 130.000 Haushalte ohne Strom. Betroffen waren nach Angaben des Netzbetreibers ENEDIS der Großraum Paris sowie Nord- und Ostfrankreich, wo auch zahlreiche Regionalzugsverbindungen gestrichen wurden. Der Sturm erreichte im äußersten Norden der Mittelmeer-Insel Korsika in Böen eine Geschwindigkeit von 219 Stundenkilometern. Das liege leicht unter dem Rekord vom Jänner 2018, als am Cap Corse 225 km/h erreicht wurden, berichtete der Wetterdienst Meteo France am Dienstag.

Der Sturm löste auf der zu Frankreich gehörenden Insel erhebliche Verkehrsprobleme aus – betroffen waren Fährverbindungen zum Festland und Flüge, wie der Radionachrichtensender Franceinfo berichtete. Zudem loderten Feuer an mehreren Orten – südlich der Hafenstadt Bastia brannte es auf einer Fläche von mehr als zwei Quadratkilometern.