Der Regisseur Joseph Vilsmaier
APA/dpa/Tobias Hase
1939–2020

Joseph Vilsmaier ist tot

Der deutsche Regisseur Joseph Vilsmaier ist tot. Vilsmaier, der mit der Verfilmung des Romans „Schlafes Bruder“ international bekannt wurde, starb am Dienstag im Alter von 81 Jahren.

Erst mit fast 50 Jahren, 1989, gab Vilsmaier sein hochgelobtes Regiedebüt mit „Herbstmilch“ nach den Lebenserinnerungen der Bäuerin Anna Wimschneider. In einer Hauptrolle: seine Ehefrau, die tschechische Sängerin und Schauspielerin Dana Vavrova, die in vielen seiner Filme mitspielte. Sie starb 2009 mit nur 41 Jahren an Krebs. Vilsmaier hinterlässt die drei erwachsenen Töchter Theresa, Janina und Josefina – wie ihre Eltern auch im Filmgeschäft aktiv.

Nach „Herbstmilch“ folgen viele weitere Werke, etwa der mit Preisen überhäufte Streifen „Comedian Harmonists“ über das Vokalensemble der Weimarer Republik, der Kriegsfilm „Stalingrad“ über die verheerende Schlacht in Russland im Winter 1942 und der TV-Zweiteiler „Die Gustloff“.

Internationaler Erfolg mit „Schlafes Bruder“

Sein größter internationaler Erfolg war die Literaturverfilmung „Schlafes Bruder“ nach einem Roman von Robert Schneider. Das in Vorarlberg spielende Drama wurde mit dem österreichischen Filmpreis ausgezeichnet und für die Golden Globes nominiert. Deutschland reichte den Film 1996 für den Auslandsoscar ein, ging aber bei den Nominierungen leer aus. Auch Niederlagen musste Vilsmaier einstecken, etwa die Kritiken an seinem Bergsteigerdrama „Nanga Parbat“.

Regisseur Joseph Vilsmaier und Locationscout Leopold Baumgartner
APA/Brunner Philipp
Vilsmaier (r.) mit Locationscout Leopold Baumgartner anlässlich der Dreharbeiten zum Film „Nanga Parbat“ in Osttirol

Über Umwege auf Regiesessel

Zum Beruf des Regisseurs war Vilsmaier über Umwege gekommen. Nach seiner Kindheit und Jugend in Niederbayern und München studierte er neun Jahre lang Musik mit Schwerpunkt Klavier. Er arbeitete als Techniker und musizierte in einer Jazzband. Mit Anfang 20 kam er 1961 zum Film, erst als Materialassistent, später als Kameramann. In der Branche nannten alle den humorvollen und manchmal auch grantelnden „Bayern mit Leib und Seele“ liebevoll „Sepp“.

TV-Hinweis

Der ORF ändert sein Programm und zeigt in memoriam Joseph Vilsmaier den Film „Comedian Harmonists“ am Samstag um 23.35 Uhr in ORF1. ORF III zeigt am 19. Februar die Romanverfilmungen „Herbstmilch“ (21.55 Uhr) und „Schlafes Bruder“ (23.45 Uhr).

Vilsmaier sei einer der erfolgreichsten deutschen Filmemacher gewesen, so die „Zeit“, vor allem mit seinen Heimat- und Geschichtsfilmen. Allerdings sei er „bei der Fachkritik nicht beliebt“ gewesen. So habe ihm die „Süddeutsche Zeitung“ einmal zwar großes Gespür für Bildkompositionen zugestanden, aber „Schwächen bei den zwischenmenschlichen Tönen“ kritisiert. Die „Stuttgarter Zeitung“ warf Vilsmaier einmal einen „Hang zur Sentimentalität“ vor.

„Tut unglaublich weh“

Der Schauspieler und Regisseur Michael „Bully“ Herbig bedauerte den Tod Vilsmaiers zutiefst. „Joseph, mein lieber Freund, ich werde Dich so sehr vermissen! Dein mitreißendes Lachen, Dein herrliches Schimpfen, Deine einzigartigen Geschichten, Deine schier endlose Energie, Deine Spitzbübigkeit, Dein großes Herz, einfach Alles!“, schrieb Herbig auf Instagram neben einem Foto, das ihn mit Vilsmaier zeigt. „Dieser Abschied tut unglaublich weh, Dein Bully.“

Der bayrische Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nannte Vilsmaier ein Ausnahmetalent und erinnerte an Auszeichnungen wie den Bayerischen Filmpreis und den Bayerischen Verdienstorden. „Millionen Kino- und Fernsehzuschauer waren begeistert von seinen Regiearbeiten. Besonders beeindruckend war die neue Richtung, die er dem Heimatfilm gab“, sagte Söder. Der Freistaat werde ihm ein ehrendes Andenken bewahren.

Trauerbekundungen kamen auch vom FilmFernsehFonds Bayern (FFF). „Er hat bayerische Lebenskunst in seinen Filmen ausgedrückt und mit Kinofilmen wie ‚Comedian Harmonists‘ und ‚Marlene‘ Denkmäler gesetzt und Klassiker geschaffen“, so Geschäftsführerin Dorothee Erpenstein.