Sicherheitsbeamter bewacht den Zugang zu dem unter Quarantäne stehenden Schiff „Diamond Princess“.
Reuters/Kim Kyung Hoon
Coronavirus

Banges Warten auf der „Diamond Princess“

In Japan sind an Bord des seit Anfang Februar unter Quarantäne stehenden riesigen Kreuzfahrtschiffs „Diamond Princess“ 70 neue Coronavirus-Fälle festgestellt worden. Nach Angaben des japanischen Außenministeriums sollen bis Montag alle Passagiere getestet sein, sodass die Resultate bis Mittwoch vorliegen. Das bange Warten geht für die Passagiere weiter, denn bis dahin steht das Schiff im Hafen von Yokohama unter Quarantäne.

Mit den 70 neuen Coronavirus-Fällen erhöhe sich die Zahl der Infizierten an Bord auf 355, sagte der japanische Gesundheitsminister Katsunobu Kato am Sonntag im Sender NHK. Bisher seien 1.219 Passagiere getestet worden, davon 355 positiv. 73 der positiv Getesteten zeigten keine Symptome, sagte Kato. Die Infizierten werden in örtlichen Krankenhäusern behandelt.

Negativ getestete Passagiere sollen dann ab Mittwoch das Schiff verlassen können, so der Minister weiter. Jeder Fahrgast müsse vorher jedoch noch einen Gesundheitscheck durchlaufen. Für jene Passagiere, die engen Kontakt mit infizierten Personen hatten, werde die Quarantänezeit jedoch verlängert, hieß es gegenüber der deutschen Botschaft.

Zwei Busse verlasse den Hafen in dem sich das unter Quarantäne gestellte Schiff „Diamond Princess“ befindet.
AP/Jae C. Hong
Infizierte auf der „Diamond Princess“ werden mit Bussen ins Krankenhaus gebracht

USA, Kanada und Hongkong wollen Landsleute ausfliegen

Unterdessen haben die USA zwei Charterflüge nach Japan entsandt, um am Montag rund 400 US-Bürger von Bord des Schiffes in ihre Heimat zurückzubringen. Auch Kanada und Hongkong bereiteten eigene Charterflüge vor, um ihre Landsleute von der „Diamond Princess“ zurückzuholen, wie die japanische Nachrichtenagentur Kyodo meldete.

Passagiere auf dem Balkon ihrer Kabine auf dem unter Quarantäne gestellten Schiff „Diamond Princess“.
AP/Jae C. Hong
Eine Passagierin unter Quarantäne auf dem Kreuzfahrtschiff

Kanadische Passagiere, die keine Krankheitssymptome zeigten, würden mit einem Flugzeug in die Heimat gebracht, teilte die Regierung mit. Mit dem Coronavirus infizierte Staatsbürger würden dagegen dem japanischen Gesundheitssystem übergeben, um eine angemessene Behandlung sicherzustellen, hieß es weiter.

Das Schiff steht schon seit zwei Wochen unter Quarantäne. Anlass war der Fall eines 80-Jährigen aus Hongkong, der positiv getestet worden war. Der Mann war am 20. Jänner in Yokohama zugestiegen und fünf Tage später in Hongkong von Bord des Kreuzfahrtschiffs gegangen.

Infektion auch auf der „Westerdam“

Probleme in Sachen Coronavirus gibt es nun auch auf dem Kreuzfahrtschiff „Westerdam“. Unter den in Kambodscha an Land gegangenen Passagieren der „Westerdam“ wurde unterdessen nun doch ein Coronavirus-Fall festgestellt. Eine 83-jährige Amerikanerin sei bei ihrer Weiterreise über Malaysia positiv getestet und ins Krankenhaus in Kuala Lumpur gemacht worden, teilte die malaysische Gesundheitsbehörde am Sonntag mit. Die Reederei wollte vor einer Stellungnahme zunächst weitere Tests abwarten.

Die Amerikanerin sei eine von 145 Passagieren gewesen, die über Malaysia nach Hause fliegen wollten, teilte die Gesundheitsbehörde mit. Bei der Ankunft seien bei der Frau und bei ihrem Ehemann Symptome des neuen Virus festgestellt worden, weshalb sie ins Krankenhaus eingewiesen wurden. Die 83-Jährige werde jetzt auf der Isolierstation behandelt. Der 85-jährige Ehemann, bei dem die Tests negativ ausgefallen waren, werde im Krankenhaus überwacht.

Die „Westerdam“ hatte eine Odyssee durch asiatische Gewässer hinter sich gebracht, da mehrere Länder aus Sorge vor dem Coronavirus dem Schiff das Anlegen untersagt hatten. Erst Kambodscha stimmte dem schließlich zu. Am Freitag durften schließlich die ersten von knapp 2.300 Menschen in Sihanoukville das Kreuzfahrtschiff verlassen.

Erster Todesfall in Europa

Erstmals kam auch ein Mensch in Europa wegen der Lungenkrankheit ums Leben. Bei dem in Paris verstorbenen Mann handelt es sich um einen 80-Jährigen aus der zentralchinesischen Provinz Hubei. Dort liegt die Millionenmetropole Wuhan, wo im Dezember die ersten Erkrankungen bekannt wurden. Der Tourist war Anfang Februar auf die Intensivstation des Pariser Krankenhauses Bichat gebracht worden. Die Lungenkrankheit Covid-19 kann neben Fieber und Husten schwere Atemwegsprobleme und eine Lungenentzündung auslösen.

2019-nCoV-Virus
AP/The National Institute of Allergy and Infectious Diseases (NIAID)
Das Virus (unter dem Elektronenmikroskop orange) heißt SARS-CoV-2. Die dadurch ausgelöste Erkrankung wird Covid-19 genannt

Am Freitagabend wurde auch die erste Infektion in Afrika bekannt: In Ägypten wurde das Virus bei einer 33-jährigen ausländischen Person nachgewiesen, wie Gesundheitsministerin Hala Said sagte. Die Person zeige keine Symptome und bleibe 14 Tage auf einer Isolierstation. Ägypten habe alle erforderlichen Maßnahmen nach den Standards der WHO ergriffen.

68.500 bestätigte Fälle in China

Die Zahl der Infektionen und Todesfälle ist indes in China erneut gestiegen. Wie die Pekinger Gesundheitskommission am Sonntag mitteilte, starben an der Covid-19 genannten Lungenkrankheit erneut 142 Patienten, womit die Gesamtzahl der Opfer in China nun bei 1.665 liegt. Zudem wurden 2.009 neue Infektionen nachgewiesen. Seit Ausbruch der Krankheit sind damit 68.500 Fälle in China bestätigt worden. Experten vermuten jedoch eine hohe Dunkelziffer.

Taiwan meldet nun auch den ersten Coronavirus-Toten. Ein über 60 Jahre alter Mann sei an den Folgen der Infektion gestorben, teilte Gesundheitsminister Chen Shih Chung mit. Der Mann sei in letzter Zeit nicht ins Ausland gereist und habe daneben als Vorerkrankungen Diabetes und Hepatitis B gehabt. Insgesamt sind bisher in Taiwan 20 Infektionsfälle registriert.

Zuvor hatte es Todesfälle außerhalb von China lediglich in Frankreich, Japan, der chinesischen Sonderverwaltungszone Hongkong und auf den Philippinen gegeben. Weltweit sind bisher außerhalb des chinesischen Festlands knapp 700 Infektionen bekannt.

Strenges Fahrverbot in Hubei

China verhängte unterdessen in der besonders schwer betroffenen Provinz Hubei ein umfassendes Fahrverbot. In Städten der gesamten Provinz dürfen nur noch Dienst- und Notfallfahrzeuge sowie Transporte mit Waren des täglichen Bedarfs auf die Straßen. Das geht aus einer Mitteilung der Regierung hervor.

Private Fahrten sind demnach nicht mehr zugelassen. In Hubei waren schon zuvor eine große Zahl von Städten, darunter auch die Provinzhauptstadt Wuhan, abgeriegelt worden. In Hubei wurden landesweit die mit Abstand meisten Todesfälle und Infektionen gemeldet. Die Provinz hat etwa 60 Millionen Einwohner.