Lokalpolitiker klagen über hohen Druck

Zahlreiche Bürgermeister und Bürgermeisterinnen haben bei einer internationalen Konferenz in Wien unter anderem über den psychischen Druck geklagt, der zunehmend auf Lokalpolitikern laste. Dabei stand heute nicht zuletzt die Wirkung der Sozialen Netzwerke im Mittelpunkt.

„Ich verstehe nicht, wieso wir es Menschen erlauben, dort alles zu sagen, was sie wollen – auch Lügen und Drohungen –, und das ohne Kontrolle“, sagte etwa Tjark Bartels, der im Oktober als Landrat des niedersächsischen Landkreises Hameln-Pyrmont zurückgetreten war. „Ich kann viel aushalten, aber es gibt immer ein Limit, was jemand aushalten kann“, sagte Bartels, der nach eigenen Angaben im Mai per Mail eine Todesdrohung erhielt.

Der 50-Jährige hatte im Missbrauchsfall von Lügde Fehler seiner Behörde eingestanden und musste in diesem Zusammenhang viel Kritik einstecken. „Für mich hat das die Frage aufgeworfen: Kann man Politik machen, wenn man für das Übernehmen von Verantwortung schuldig gesprochen wird? Kann man Politik machen, indem man sich versteckt?“

Nicht alle wollen diskutieren

Bei der Diskussion der Bürgermeister in Wien wurde zudem deutlich, dass die Amtsträger sehr unterschiedlich mit dem auf ihnen lastenden Druck umgehen. Igor Marentic, Bürgermeister der slowenischen Stadt Postojna, sagte, dass er auf Anfragen und Reaktionen von Medien
und in Sozialen Netzwerken nicht antworte. „Es ist einfach nicht hilfreich“, so Marentic.

Isabella Conti, Bürgermeisterin der italienischen Stadt San Lazzaro di Savena, setzt dagegen nach eigenen Angaben auf Dialog. „Ich versuche, den Menschen viel zu erklären, damit sie nicht das Gefühl haben, vor den Kopf gestoßen zu werden“, so Conti. „Meine Aufgabe ist es, für alle zu sorgen.“ Investitionen in die Flüchtlingshilfe etwa seien Investitionen in die gesamte Gemeinschaft, das müsse deutlich werden.