Frau hält Handy mit dem Twitter-Acount des AS Roma mit einer Anzeige für vermisste Kinder
ORF.at/Dominique Hammer
Vorbild AS Roma

Fußball sucht nach vermissten Kindern

Der italienische Fußballclub AS Roma hilft mit einer Kampagne in Sozialen Netzwerken bei der Suche nach vermissten Kindern – offenbar mit Erfolg: Seit letztem Sommer konnten nach Clubangaben bereits sechs Vermisste gefunden werden. Nun will der Verein auch andere europäische Clubs für die Aktion begeistern.

AS Roma bekannte sich nicht nur zur Zusammenarbeit mit mehreren Organisationen, die sich der Suche nach vermissten Kindern widmen – seither werden die Gesichter auch prominent platziert. Werden etwa Transfers von Spielern in Sozialen Netzwerken angekündigt, ist auf der linken Seite das Gesicht des Neuzugangs zu sehen, auf der rechten Seite wird die vermisste Person gezeigt.

Der Fußballverein nützt damit seine große Reichweite. Alleine auf Instagram hat AS Roma aktuell über drei Millionen Followerinnen und Follower, die italienisch- und englischsprachigen Twitter-Auftritte haben zusammen rund 2,3 Mio. Anhängerinnen und Anhänger. In den letzten zwei Transferfenstern zeigte die Aktion bereits Erfolg: Erst vor Kurzem verkündete der Verein, dass sechs Kinder gefunden werden konnten. Laut einem BBC-Artikel wurden drei Vermisste aus London, zwei Vermisste aus Kenia und ein Kind aus Belgien gefunden.

Roma-Appell für Zusammenarbeit

Romas PR-Chef Paul Rogers, der für die Aktion verantwortlich zeichnet, zeigte sich im Gespräch mit dem britischen Rundfunk zufrieden. Doch: „Was Roma alleine bewerkstelligen kann, ist nicht annähernd das, was andere Clubs erreichen könnten, würden wir alle zusammenarbeiten“, so Rogers gegenüber der BBC.

Nun wolle man anlässlich des internationalen Tages der vermissten Kinder am 25. Mai Rivalitäten im Fußball hinter sich lassen und andere Vereine von der Aktion überzeugen: „Es geht hier nicht um Transfers oder Roma, es geht hier um Kinder rund um die Welt und darum, dass der Fußball und Soziale Netzwerke etwas dafür tun können, diese nach Hause zu bringen“, so Rogers.

Musikvideo als Inspiration

Die Inspiration für die Aktion kommt aus dem Jahr 1993: Damals veröffentlichte die US-Band Soul Asylum ein Musikvideo zu ihrem Hit „Runaway Train“, in dem vermisste Kinder gezeigt wurden. Nach Angaben der Band konnten auf diesem Weg über 20 Fälle aufgeklärt werden.

Organisationen sehen positiven Effekt für Familien

Unklar ist, ob die Aktion des Fußballvereins letztlich ausschlaggebend dafür war, dass die Kinder gefunden wurden – Hilfsorganisationen sehen darin aber jedenfalls eine enorme Hilfe. Die Vorsitzende der britischen Organisation Missing People sagte etwa gegenüber der BBC: „Für Familien macht es einen riesigen Unterschied zu wissen, dass sich Menschen kümmern. Aber es hilft auch tatsächlich dabei, Kinder zu finden.“

In einem Interview, das Ende Jänner von der European Club Association (ECA), dem Dachverband der europäischen Fußballclubs, veröffentlicht wurde, kündigte AS Roma an, die Aktion künftig ausweiten zu wollen. „In den kommenden Wochen wollen wir alle Clubs in der ECA kontaktieren, um das Internationale Zentrum für vermisste und ausgebeutete Kinder zu unterstützen. (…) Wir wollen, dass alle Clubs ein Video online teilen, das auf reale Fälle von vermissten Kindern aufmerksam macht“, so Rogers. Wenn Vereine wie Juventus und Barcelona an Bord seien, könnte das „unglaubliche Auswirkungen“ haben.