Medizinisches Personal transportiert einen mit dem Coronavirus infizierten Patienten
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Ansteckung in Sekte

Coronavirus-Fälle in Südkorea steigen rasant

Die vom neuartigen Coronavirus ausgelöste Lungenkrankheit Covid-19 breitet sich in Südkorea rasant aus: Am Sonntag meldeten die Gesundheitsbehörden den fünften Todesfall infolge einer Infektion mit dem Coronavirus. Die Zahl der Neuerkrankungen stieg auf 556. Präsident Moon Jae In kündigte an, der Krankheitsalarm im Land werde auf die höchste Stufe angehoben.

Die ersten beiden Toten in Südkorea waren in der Daenam-Klinik in Cheongdo behandelt worden. In der Klinik selbst gab es zuletzt Dutzende Neuinfizierungen von Patienten und Personal, die Mehrheit davon in der psychiatrischen Abteilung, so Gesundheitsminister Kim Gang Lip. Cheongdo liegt nur einige Kilometer südlich der Großstadt Daegu, wo bisher die meisten Krankheitsfälle registriert wurden. Die meisten Infizierungen stehen dort in Verbindung mit der Shincheonji-Kirche.

Ein Krankenhausmitarbeiter desinfiziert den Boden vor dem Spital in Cheongdo
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Das Krankenhaus in Cheongdo

Verbreitung bei Gottesdiensten

Die Verbreitung des Virus in der christlichen Sekte ging nach Behördenangaben von einer 61-jährigen Anhängerin aus, die trotz Krankheitssymptomen Tests zunächst verweigert hatte und weiter zu Gottesdiensten gegangen war. Unklar war, ob die Frau die erste Infizierte war oder nur als Erste die Symptome zeigte.

Nach Behördenangaben wurden rund tausend Menschen, die zuvor die gleichen Gottesdienste wie die erkrankte Frau besucht hatten, aufgerufen, sich in eine selbst auferlegte Quarantäne zu begeben. Die Shincheonji-Glaubensgemeinschaft schloss unterdessen landesweit ihre Einrichtungen.

„Wir bedauern zutiefst, dass wegen eines unserer Mitglieder, das seinen Zustand für eine Erkältung hielt, viele in unserer Kirche infiziert wurden“, hieß es in einer Erklärung. Die religiöse Bewegung wurde in den 1980er Jahren von Lee Man Hee gegründet und hat mehrere zehntausend Anhänger. Der Religionsführer sieht sich als ausgewählter Bote der Endzeit.

Zusammenhang wird untersucht

Die Behörden untersuchen nun, ob und wie die Erkrankungen in der Sekte und der Klinik zusammenhängen könnten. Laut Berichten war die 61-Jährige vor einiger Zeit nach einem Autounfall in dem Spital behandelt wurden. Zudem habe die Sekte vor drei Wochen eine Trauerfeier für den Bruder des Religionsführers in einer Halle abgehalten, die zur Klinik gehört. Wie der Virus aus China nach Daegu kam, ist ungeklärt.

Die Weltgesundheitsorganisation (WHO) äußert sich besorgt über die Infektionsfälle, bei denen es keine klare epidemiologische Verbindung gibt. Viele Menschen hätten sich mit Covid-19 angesteckt, ohne dass sie nach China gereist seien oder Kontakt mit einer Person gehabt hätten, bei der das Coronavirus nachgewiesen worden sei, schrieb WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus auf dem Kurznachrichtendienst Twitter.

„Ernsthafte Situation“

Die Regierung hatte Daegu und Cheongdo zu speziellen Kontrollzonen erklärt. Die Behörden forderten die Einwohner auf, möglichst zu Hause zu bleiben. Dort soll unter anderem medizinisches Personal der Streitkräfte eingesetzt werden. Die Notaufnahmen aller großen Krankenhäuser wurden aus Sicherheitsgründen geschlossen. Am Freitag blieben viele Geschäfte geschlossen, die meisten Menschen auf der Straße trugen Schutzmasken. Daegu ist mit rund 2,5 Millionen Einwohnern die viertgrößte Stadt des Landes.

Frauen mit Schutzmasken in Daegu, Korea
Reuters/Kim Hong-Ji
Fast leere Straßen in Daegu

Der Elektronikkonzern Samsung berichtet unterdessen von einem bestätigten Infektionsfall in seinem Werk in Gumi in Südkorea. Die Niederlassung, in der Mobiltelefone hergestellt werden, sei geschlossen worden. Präsident Moon Jae In sprach am Freitag von einer „ernsthaften Situation“. Über 6.000 Menschen stehen in Südkorea unter Quarantäne.