Proteste in Algier: Polizei setzt Wasserwerfer ein

In Algerien ist die Polizei mit Wasserwerfern gegen Demonstranten vorgegangen, die an den Beginn der Massenproteste vor einem Jahr erinnerten. Mehrere tausend Menschen hatten sich gestern in der Hauptstadt Algier versammelt und Sprechchöre wie „Das Volk will den Sturz des Regimes“ gerufen, wie AFP-Reporter berichteten. Als die Demonstranten versuchten, zum Präsidentenpalast zu gelangen, drängte die Polizei sie mit Wasserwerfern zurück. Mehrere Menschen wurden kurzzeitig festgenommen.

Wasserstrahl gegen Demonstranten, davor Polizisten
APA/AFP/Ryad Kramdi

Am 22. Februar 2019 waren in Algerien zahlreiche Menschen erstmals auf die Straße gegangen, um gegen eine fünfte Amtszeit des damaligen Präsidenten Abdelaziz Bouteflika zu protestieren. Unter dem Druck der Massenproteste trat der seit 20 Jahren herrschende Bouteflika im April wenige Wochen vor dem offiziellen Ende seiner vierten Amtszeit zurück.

Boykottierte Wahl

Die Protestbewegung setzte ihre wöchentlichen Demonstrationen aber fort, da sie weitreichende politische Reformen fordert. Nun gingen sie den 53. Freitag in Folge auf die Straße. Viele Algerier werfen der Regierung des wirtschaftlich kriselnden Landes Inkompetenz und Korruption vor. Nach der Wahl des früheren Regierungschefs Abdelmadjid Tebboune zum neuen Präsidenten im Dezember verschärften sich die Proteste noch.

Der 74-jährige Tebboune ist ein enger Vertrauter des früheren Staatschefs Bouteflika. Die Protestbewegung hatte den Wahlgang boykottiert. Die Wahlbeteiligung lag bei nur knapp 40 Prozent.