Bernie Sanders
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Sieg auch in Nevada

An Sanders führt kein Weg vorbei

Noch ist nicht fertig ausgezählt, klar ist aber: Der linksgerichtete Senator Bernie Sanders hat die dritte Vorwahl der Demokraten im US-Bundesstaat Nevada mit großem Abstand gewonnen. Das Parteiestablishment ist alarmiert, Präsident Donald Trump frohlockt.

Nach Auszählung von etwa 50 Prozent der Stimmen erzielte Sanders 46,6 Prozent, wie der TV-Sender CNN sowie die „New York Times“ und die „Washington Post“ am Sonntag übereinstimmend berichteten. Damit hätte der 78-Jährige im Rennen um die Präsidentschaftskandidatur der Demokraten seine Position als Spitzenreiter gefestigt.

Weit abgeschlagen sei der ehemalige US-Vizepräsident Joe Biden mit nur 19,2 Prozent auf Platz zwei gelandet. Der frühere Bürgermeister von South Bend (Indiana), Pete Buttigieg, erzielte nach diesen Angaben 15,4 Prozent, die Senatorin Elizabeth Warren 10,3 Prozent. Offizielle Angaben der Demokraten liegen bisher noch nicht vor.

Das Gegenteil von Trump

Der 78-jährige Sanders ließ sich von Anhängern feiern. Seine Bewegung tue genau das Gegenteil von dem, was Trump mache: „Wir bringen unser Volk zusammen“, sagte Sanders. Der Senator aus Vermont, der sich selbst als „demokratischer Sozialist“ bezeichnet und vor allem bei jungen Wählern gut ankommt, war als klarer Favorit in die dritte Vorwahl gezogen.

Vor allem der einstige Favorit Biden hätte in Nevada ein gutes Ergebnis nötig gehabt. Vor Anhängern zeigte er sich dennoch überzeugt, dass es von nun an bergauf gehe. „Wisst ihr, die Presse ist bereit, Leute schnell für tot zu erklären, aber wir sind lebendig und wir kommen zurück und wir werden gewinnen“, sagte Biden. Als entscheidender Test für den 77-Jährigen gilt die nächste Vorwahl in South Carolina am kommenden Wochenende.

Mike Bloomberg
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Milliardär Michael Bloomberg geht erst am „Super Tuesday“ ins Rennen

Keine Rolle spielte am Samstag der Milliardär Bloomberg, der den Vorwahlkampf der Demokraten derzeit mächtig aufmischt, in Nevada aber noch nicht angetreten war. Er setzt auf den „Super Tuesday“ am 3. März, wenn in mehr als einem Dutzend Bundesstaaten gewählt wird.

Sanders versprach, dass sich mit seiner Nominierung das Land verwandeln werde. Er erneuerte seine Klagen über das teure Gesundheitssystem in den USA und betonte Ziele wie die Einführung eines flächendeckenden Mindestlohns und höhere Steuern für die Reichen.

Buttigieg warnt vor Antikapitalismus

Der 38-jährige Buttigieg, Überraschungssieger der Vorwahl von Iowa, gratulierte Sanders zu seinem Sieg. Er ließ die Möglichkeit jedoch nicht ungenutzt, um Sanders zu kritisieren, und warnte die Wähler vor dem selbst ernannten „Sozialisten“, der den „Kapitalismus als die Wurzel allen Übels“ sieht. Sanders glaube an eine unflexible, ideologische Revolution, die „die meisten Demokraten, ganz zu schweigen von den meisten Amerikanern, außen vor lässt“, sagte Buttigieg in einem überraschend rauen Ton.

Trump kommentierte den Ausgang der Vorwahl auf dem Kurznachrichtendienst Twitter, nahm das gute Abschneiden von „Crazy Bernie“ – wie er Sanders abfällig nennt – zur Kenntnis und schrieb: „Biden & der Rest sehen schwach aus.“ In Anspielung darauf, dass Sanders im Rennen um die Kandidatur der Demokraten 2016 knapp verloren hatte, schrieb Trump: „Glückwunsch Bernie, & lass es dir nicht von ihnen wegnehmen!“

Für die Zahl der Delegierten, die aus Nevada im Sommer zum entscheidenden Nominierungsparteitag zur Kür des Präsidentschaftskandidaten geschickt werden, spielt der Bundesstaat nur eine untergeordnete Rolle. Allerdings kommt Nevadas Bevölkerungsstruktur mit einem größeren Anteil von schwarzen Amerikanern und Latinos der Struktur der gesamten USA deutlich näher als Iowa und New Hampshire. Was Sanders auch in die Hände spielt: Seine parteiinterne Gegnerschaft ist nach wie vor zersplittert und, mit Ausnahme von Bloomberg, finanziell am Limit.

Elizabeth Warren
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Warren kämpft im selben Wählersegment wie Sanders

Warren glaubt an neuen Schwung

Senatorin Elizabeth Warren, die ihre Kampagne nach den schlechten Ergebnissen in den ersten beiden Bundesstaaten wieder in Gang bringen wollte, lag in Nevada erneut nur auf dem vierten Platz. Allerdings gab sie zu Protokoll, zuletzt einen Schub an Spenden und Sympathisanten erhalten zu haben. „Wir haben noch viele Staaten vor uns, und im Moment spüre ich den Schwung“, sagte Warren bei einer Kundgebung in Seattle.

Das Rennen geht mit der nächsten Vorwahl am 29. Februar in South Carolina weiter, gefolgt vom „Super Tuesday“ in 14 Staaten am 3. März, an dem mehr als ein Drittel der Delegierten bestimmt werden.

Wann die Demokratische Partei in Nevada offiziell Ergebnisse verkündet, war unklar. Gewählt wurde im Caucus-Verfahren, was deutlich komplizierter ist als eine Abstimmung per Wahlzettel. Bei der ersten Vorwahl in Iowa, wo ebenfalls nach dem Prinzip abgestimmt wurde, hatte eine technische Panne zu Problemen bei der Übermittlung von Ergebnissen und erheblichen Verzögerungen geführt. Die Sorge war groß, dass sich das Debakel in Nevada wiederholen könnte.