Mahrer strikt gegen 35-Stunden-Woche

Wirtschaftskammer-Präsident Harald Mahrer (ÖVP) hat sich klar gegen eine 35-Stunden-Woche ausgesprochen – nicht nur in der Pflege. Aus seiner Sicht wäre das eine „Jobvernichtungsmaschine“, sagte Mahrer gestern in der ORF-„Pressestunde“. „Wir werden in Österreich mit einer generellen Arbeitszeitverkürzung das Licht abdrehen. Dann können wir uns alle weiße Leintücher umhängen und geordnet zum wirtschaftspolitischen Friedhof marschieren“, so Mahrer. Aktuell fordert die Gewerkschaft in den Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft eine Reduktion der Arbeitszeit auf 35 Wochenstunden.

Mahrer gegen 35-Stunden-Woche

Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, sprach sich in der ORF-„Pressestunde“ strikt gegen eine 35-Stunden-Woche.

Zum drohenden Defizit der Österreichischen Gesundheitskasse (ÖGK) meinte Mahrer, dass Vorschauen „immer sehr pessimistisch“ gerechnet würden. In den vergangenen Jahren habe es wiederholt Negativprognosen gegeben, „die dann ganz anders ausgefallen sind“, so Mahrer: „Wenn sich das Wachstum verlangsamt, sinken natürlich auch die Einnahmen der Sozialversicherung.“

Daher müssten die Ausgaben an die Einnahmen angepasst werden. Dass das „eine oder andere Murmeln“ in der Arbeitnehmervertretung nach wie vor hörbar ist, sei durchaus nachvollziehbar. Schließlich sei durch die gleichwertige Vertretung von Arbeitgebern und Arbeitnehmern bei Letzteren „politischer Einfluss“ verloren gegangen.

Ungleichgewicht auf dem Arbeitsmarkt

Angesichts des Personalmangels im Tourismus konstatierte Mahrer ein Ungleichgewicht auf dem heimischen Arbeitsmarkt. Es gebe in Wien zu viele Arbeitslose, während im Westen in den Skigebieten Arbeitskräfte fehlten. Gegen die mangelnde Mobilität in Österreich brauche es ein Modell mit mehreren Maßnahmen. Strengere Zumutbarkeitsgrenzen seien nur eine davon. An der Bezahlung in der Tourismusbranche kann es laut Mahrer nicht liegen: Jeder wisse, dass die Betriebe über dem Kollektivvertrag bezahlen.

Coronavirus belastet Lieferketten

In der ORF-„Pressestunde“ nahm Harald Mahrer, Präsident der Wirtschaftskammer Österreich, auch zu den Auswirkungen des Coronavirus auf die heimische Wirtschaft Stellung.

Wie sich der Ausbruch und die Verbreitung des Coronavirus auf die Wirtschaft auswirken werden, kann Mahrer noch nicht abschätzen. „Wir tappen da alle im Dunkeln“, sagte er. Die Wirtschaftskammer versuche, betroffenen Firmen aus Österreich zu helfen, wenn sie Probleme, etwa in der Logistikkette, hätten.

Warnung vor zu CO2-Bepreisung

Im Kampf gegen die Erderwärmung sieht Mahrer Chancen für Österreichs Exportwirtschaft. Auch Investitionen in Forschung, Energieeffizienz und intelligente Mobilität seien förderlich. Er warnte aber davor, durch eine CO2-Bepreisung dem Wirtschaftsstandort zu schaden. Mit Mineralölsteuer, Normverbrauchsabgabe (NoVA), Maut und anderen Posten gebe es in Österreich schon viele CO2-Steuern.

Gewerkschaft attestiert Ahnungslosigkeit

Die Vorsitzende der Gewerkschaft der Privatangestellten (GPA), Barbara Teiber, warf Mahrer in einer Reaktion Ahnungslosigkeit in Sachen Kollektivvertragsverhandlungen vor: Mahrer habe sich nicht mit den Hintergründen der Forderung nach einer Arbeitszeitverkürzung im Sozialbereich auseinandergesetzt.

70 Prozent der Beschäftigten im Pflegebereich arbeiteten Teilzeit, so Teiber: „Genau diese Gruppe der Teilzeitbeschäftigten würde von einer Verkürzung der Arbeitszeit in Form von mehr Gehalt profitieren, und der Beruf würde insgesamt attraktiver werden.“ Bei voller Arbeitszeit könne diesen nämlich „kaum jemand“ länger ausüben.