Nach Wahl in Togo reklamieren zwei Seiten den Sieg

Nach der Präsidentenwahl im westafrikanischen Togo haben sowohl das Lager von Amtsinhaber Faure Gnassingbe als auch dessen Rivale Agbeyome Kodjo den Sieg für sich reklamiert. Gnassingbe habe mehr als 60 Prozent der Stimmen geholt, sagte dessen Minister für Verwaltungsangelegenheiten, Gilbert Bawara, gestern der Nachrichtenagentur AFP. Kodjo hatte hingegen bereits am Vortag verkündet, einen „wahren Erdrutschsieg“ errungen zu haben.

Offizielle Wahlergebnisse lagen bis gestern Abend weiterhin nicht vor. Gnassingbe ist bereits seit anderthalb Jahrzehnten Staatschef. Er hatte das Amt im Jahr 2005 von seinem Vater Gnassingbe Eyadema übernommen. Kodjo war unter Eyadema Regierungschef.

Haus von Kodjo „zur Sicherheit“ kurz abgeriegelt

Kodjo reklamierte nicht nur den Sieg für sich, der 65-Jährige prangerte zugleich auch Betrug bei der Wahl am Samstag an. 3,6 Millionen Menschen waren zu dem Urnengang aufgerufen gewesen. Die Wahl verlief friedlich. Allerdings umstellten nach Schließung der Wahllokale Truppen kurzzeitig Kodjos Haus.

Auch vor dem Anwesen des früheren Erzbischofs der Hauptstadt Lome, Philippe Kpodzro, marschierten Truppen auf. Der einflussreiche Geistliche hatte Kodjo im Wahlkampf unterstützt. Die vorübergehende Militärpräsenz an den beiden Häusern sei zur „eigenen Sicherheit“ Kodjos und Kpodzros angeordnet worden, erklärte die Regierung.

Verarmtes Land

2017 und 2018 hatte es große Proteste gegen Gnassingbe gegeben, dessen Familie das verarmte Land seit mehr als einem halben Jahrhundert regiert. Im vergangenen Jahr setzte Gnassingbe dann eine Verfassungsänderung durch, die es ihm prinzipiell ermöglicht, bis 2030 an der Macht zu bleiben.

Der 53-Jährige hatte im Wahlkampf versprochen, der grassierenden Armut im Land mit einem umfassenden Reformprogramm zu begegnen. Nach Angaben der Weltbank lebt in Togo mehr als die Hälfte der Bevölkerung von weniger als umgerechnet 1,76 Euro am Tag.