Krisentreffen in Italien

Wegen der Ausbreitung des neuartigen Coronavirus findet heute ein Krisentreffen in Rom statt. Die italienische Regierung lud dazu die Gesundheitsminister der Nachbarländer und Deutschlands ein. Auch Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) wird an der Sitzung in der italienischen Hauptstadt teilnehmen. Bei dem Treffen soll nach Angaben des italienischen Zivilschutzes über mögliche gemeinsame Maßnahmen beraten werden.

Italien wurde binnen kurzer Zeit zum größten Herd des neuartigen Virus in Europa: Sieben Todesfälle wurden inzwischen registriert, bei mehr als 200 Menschen wurden bis gestern Infektionen nachgewiesen, vor allem in der Lombardei. In Südtirol gibt es einen „wahrscheinlichen“ Fall. Die italienischen Behörden ergriffen strikte Maßnahmen zur Eindämmung des Virus. Elf Städte im Norden des Landes wurden abgeriegelt.

Fälle in Florenz und Palermo

Das Virus droht sich in Richtung Süditalien auszuweiten. Zwei Infektionsfälle wurden in Florenz und in Palermo gemeldet, berichteten italienische Medien. Auch ein italienischer Arzt auf Urlaub auf Teneriffa wurde positiv getestet.

Der italienische Premier Giuseppe Conte warf indes einem lombardischen Krankenhaus vor, sich nicht an die Vorschriften zur Vorbeugung einer Epidemie gehalten zu haben. Conte beschuldigte das Spital von Codogno in der Provinz Lodi, in dem sich mehrere Menschen am Coronavirus angesteckt haben sollen. Conte schloss nicht aus, dass die Regierung die Zuständigkeiten in Sachen öffentlicher Gesundheit übernehmen könnte, die derzeit den Regionen zusteht.

Expertenteam nach Italien geschickt

Zu Wochenbeginn traf ein Team des Europäischen Zentrums für die Prävention und Kontrolle von Krankheiten (ECDC) und der Weltgesundheitsorganisation (WHO) ein. Die Expertinnen und Experten wollen die italienischen Gesundheitsbehörden in deren Kampf gegen das Virus und den Bemühungen um dessen Eindämmung unterstützen.

Das Coronavirus sei „ein neues Virus, das wir sehr ernst nehmen müssen“, sagte WHO-Europadirektor Hans Kluge. Daher werde mit den Mitgliedsstaaten eng kooperiert, um diese auf das Auftreten der Lungenkrankheit und eine mögliche örtliche Ausbreitung vorzubereiten.

Weltweit mehr Fälle

Die Zahl der mit dem Coronavirus Infizierten stieg in allen betroffenen Ländern. In China, wo die Krankheit ihren Ausgang genommen hatte, gab es 508 neue Infektionen und 71 Todesopfer. Damit lag die Zahl der Erkrankten bei 77.658, die Zahl der Toten bei 2.663. Südkorea meldete 60 neue Infektionen, vor allem bei Mitgliedern einer christlichen Sekte.

Das vietnamesische Gesundheitsministerium teilte hingegen mit, dass alle 16 infizierten Menschen im Land inzwischen genesen seien. Seit dem 13. Februar seien keine neuen Erkrankungen bekanntgeworden.

WHO sieht noch keine Pandemie

Die WHO gab sich zu Beginn der Woche trotz zahlreicher Neuinfektionen verhältnismäßig optimistisch. Bisher handle es sich nicht um eine Pandemie, gab die Organisation in Genf bekannt. Es sei sehr ermutigend, dass die Fallzahlen in China zurückgingen, sagte WHO-Generaldirektor Tedros Adhanom Ghebreyesus.

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