Notarztwagen
ORF.at/Zita Klimek
Coronavirus-Verdacht

Urlauberin aus Italien in Kärnten gestorben

In Kärnten ist eine Urlauberin gestorben, es besteht der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus – es gibt noch keine Bestätigung. Es handle sich um eine 56-jährige Urlauberin aus Italien, teilte das Land Kärnten Mittwochfrüh mit. Der Notarzt konnte bei dem Todesfall den Verdacht auf das Coronavirus nicht ausschließen.

Die Apartmentanlage im Tourismusort Bad Kleinkirchheim (Bezirk Spittal an der Drau), in der die Frau wohnte, wurde gesperrt – 13 Bewohnerinnen und Bewohner durften das Gebäude vorerst nicht verlassen. Sie werden ebenfalls untersucht. Die Behörden, auch die italienischen, versuchen nun herauszufinden, mit wem die Frau aus dem Raum Udine vor ihrem Tod Kontakt hatte – mehr dazu in kaernten.ORF.at.

62 Verdachtsfälle in Tirol untersucht

Nach dem Bekanntwerden zweier Coronavirus-Fälle in Tirol wurden unterdessen in dem Innsbrucker Hotel, in dem eine infizierte 24-jährige Italienerin als Rezeptionistin arbeitet, insgesamt 62 Personen getestet. Neun davon wurden unter Quarantäne gestellt, teilte das Land am Mittwoch mit. Auch aus dem engen sozialen Umfeld der Erkrankten mussten drei Personen in Quarantäne. Der Zustand der Frau wurde als gut beschrieben. Auch ihrem infizierten Lebensgefährten geht es gut.

Bei den 62 untersuchten Verdachtsfällen in Tirol werden zur Sicherheit auch Abstrichproben vorgenommen. „Zudem wurden alle Personen registriert und befragt sowie über die notwendigen Hygiene- und Sicherheitsmaßnahmen informiert“, so Landessanitätsdirektor Franz Katzgraber. Alle 62 Getesteten wiesen einen guten Gesundheitszustand auf, hieß es – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Jene neun, die unter Quarantäne gestellt wurden, hatten einen engen Kontakt zu der erkrankten Italienerin. „Für die zwölf Personen wurde eine Isolierung angeordnet, die zwei Wochen andauern muss und polizeilich überwacht wird. Zudem müssen die Personen für diesen Zeitraum laufend ihren Gesundheitszustand überprüfen“, so Landeshauptmann Günther Platter und Innenminister Karl Nehammer (beide ÖVP). Alle Personen seien von den Behörden umfassend über das weitere Prozedere informiert worden.

Wohnung gesperrt

Gesperrt wurde laut Angaben der Behörden auch die Wohnung der 24-Jährigen. In dem Hotel in der Innsbrucker Innenstadt wurde Gästen vorübergehend der Zutritt verwehrt, ihre Daten wurden aufgenommen. Im Einsatz waren Polizei und Sanitätsbehörde. „Die Sicherheit und die Vorsorge sind nun unser oberstes Gebot. Dazu treffen wir alle nötigen Maßnahmen.“

Polizeibeamte mit Schutzmasken im Grand Hotel Europa in Innsbruck
APA/EXPA/Johann Groder
Polizisten mit Schutzmasken vor dem Hotel

Viele Ansteckungen eher unwahrscheinlich

Der für die Sicherheit in Innsbruck verantwortliche Elmar Rizzoli sagte Mittwochfrüh gegenüber dem ORF Tirol, die Ergebnisse der Abstrichproben der 62 Getesteten würden erst im Laufe des Tages vorliegen. Auch er bestätigte, dass alle Personen dort gesund seien. Auch die Daten bereits abgereister Hotelgäste seien erhoben worden.

Dass sich Hotelgäste, die mit der 25-Jährigen in Kontakt waren, automatisch angesteckt haben, hält der Leiter der Infektiologie der Medizinischen Universität Innsbruck, Günther Weiss, eher für unwahrscheinlich. Seinem Informationsstand zufolge braucht es für die Übertragung im Normalfall einen längeren Kontakt von rund einer Viertelstunde. Die Zeit an der Rezeption sei aber eine sehr kurze, und damit gebe es eine sehr geringe Wahrscheinlichkeit der Ansteckung, sagte Weiss in der ZIB2 Dienstagabend.

Verdachtsfall in Wien – Schule darf nicht verlassen werden

Am Mittwoch wurden indessen neue Verdachtsfälle gemeldet – so etwa einer aus dem Gymnasium Albertgasse in der Wiener Josefstadt. Eine Lehrerin könnte sich bei einem Aufenthalt in Norditalien möglicherweise mit dem Virus infiziert haben. Derzeit werde der Fall abgeklärt, entgegen erster Meldungen wurde die Lehranstalt bisher nicht evakuiert.

Die Wiener Polizei teilte mit, dass bis auf Weiteres niemand das Gymnasium verlassen darf. Laut Bildungsministerium und Bildungsdirektion werden Schüler und Lehrer auf eine mögliche Infektion getestet, hieß es. Eine vorzeitige Abholung der Kinder ist nicht möglich.

Auch soll sich bald herausstellen, ob sich vier Personen in Salzburg mit dem Coronavirus infiziert haben. Das teilte das Amt der Landesregierung mit. Medizinische Tests sollen in den nächsten Stunden mehr Klarheit bringen, hieß es Mittwochvormittag – mehr dazu in ooe.ORF.at.

Urlauberin in Kärnten gestorben

In Bad Kleinkirchheim ist eine 56-jährige Urlauberin aus Italien in der Nacht auf Mittwoch gestorben. Es bestehe der Verdacht einer Infektion mit dem Coronavirus, meldete das Land Kärnten.

Einsatzstab trat zusammen

Der Einsatzstab der Bundesregierung ist Mittwochfrüh erneut zusammengetreten. Bei der Sitzung des Einsatzstabes geht es um das Vorgehen bei weiteren möglichen Abriegelungen. Denn es sei davon auszugehen, dass weitere Abriegelungen nötig sein könnten, hieß es aus dem Einsatzstab. Daher würden Vorkehrungen zu treffen sein für den Fall, dass es noch weitere positiv getestete Fälle in Österreich gebe.

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) zeigte sich indes in der ZIB2 Dienstagabend mit der Zusammenarbeit im Einsatzstab „wirklich“ zufrieden. Die Forderung von SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner, einen zentralen Krisenkoordinator einzusetzen, will der Ressortchef überlegen. Allerdings sagte er, dass die Einsatzgruppe schon jetzt eine entsprechende Struktur habe.

Zu den Tiroler Fällen sagte Anschober: „Beide Betroffenen haben richtig reagiert und nach ihrer Einreise nach Auftreten der Symptome sofort den Arzt angerufen.“ Nach einem Treffen mehrerer europäischer Amtskollegen am Dienstag in Rom hob Anschober die Bereitschaft Österreichs und weiterer Nachbarn hervor, Italien bei der Eingrenzung des Coronavirus aktiv zu unterstützen. Grenzschließungen seien aber kein Thema, unterstrichen auch Italiens Gesundheitsminister Roberto Speranza und sein deutscher Amtskollege Jens Spahn.

„Die Zahl der Infektionen geht in Italien nach oben, wie zu erwarten war. Wichtig ist, die Ausgangsquelle der Infektion zu lokalisieren. Die von der italienischen Regierung ergriffenen Maßnahmen sind recht offensiv, jetzt heißt es abzuwarten und zu sehen, wie schnell sie greifen“, so Anschober.

Kurz: „Sind vorbereitet“

Bundeskanzler Kurz versprach „alle Maßnahmen, um eine Ausbreitung bestmöglich zu verhindern“. Oberstes Ziel sei der Schutz der österreichischen Bevölkerung, so Kurz auf dem Weg nach London, wo er am Dienstag Premierminister Boris Johnson traf. „Es ist ein Fall eingetreten, auf den wir vorbereitet sind, und jetzt gilt es rasch zu reagieren“, sagte der Bundeskanzler vor Journalisten. „Wir versuchen eine bestmögliche Zusammenarbeit der Behörden sicherzustellen und auch zu gewährleisten, dass es eine transparente Information der Bevölkerung gibt.“

Nehammer: Warnkette noch engmaschiger knüpfen

Nach dem Auftreten der ersten beiden bestätigten Coronavirus-Fälle in Tirol werde Österreich die Warnkette mit den italienischen Behörden noch engmaschiger knüpfen, „um noch entschlossener, noch schneller und mit aller Härte reagieren zu können“, kündigte Innenminister Nehammer an.

Grippevirusinfektion und CoV-Infektion im Vergleich

Die Virusgrippe und eine Infektion mit Coronaviren ähneln einander. Die Virologin Elisabeth Puchhammer-Stöckl sagt, welche Infektionskrankheit Gefahren birgt und wer gefährdet ist.

Nach der Sperre des Hotels in Innsbruck betonte Nehammer in einer Aussendung, es bestehe weiter kein Grund zu Panik. „Nun treten die lange vorbereiteten Maßnahmen in Kraft und werden sorgfältig abgearbeitet, um auch weiterhin die Sicherheit der Österreicherinnen und Österreicher zu gewährleisten.“ Bei den beiden Infizierten seien „sofort deren persönliches Umfeld überprüft und deren Kontakte rekonstruiert“ worden, „um alle weiteren notwendigen Maßnahmen zu koordinieren und in die Wege zu leiten“.

59 Krankenhäuser gewappnet

In Österreich sind 59 Krankenhäuser für die Behandlung von Coronavirus-Verdachtsfällen und Covid-19-Erkrankungen ausgerüstet. Das Gesundheitsministerium veröffentlichte am Dienstag eine Liste der Spitäler. Die meisten gibt es mit 15 in Oberösterreich, gefolgt von 14 in Niederösterreich, acht in Tirol und sechs in Salzburg.

Alle für Verdachtsfälle zuständigen Spitäler in Österreich

Jeweils fünf Einrichtungen, die für die Behandlung ausgestattet sind, gibt es in Kärnten und Vorarlberg, in der Steiermark sind es vier und im Burgenland ein Spital. In Wien ist das Kaiser-Franz-Josef-Spital die erste Anlaufstelle für Verdachtsfälle – mehr dazu in oesterreich.ORF.at.

TV-Hinweis

Angesichts der Ausbreitung des Coronavirus in Europa ändert der ORF sein Programm und zeigt am Mittwoch um 20.15 Uhr in ORF2 ein 90-minütiges „Thema Spezial“ zur aktuellen Situation – mehr dazu tv.ORF.at.

Bei Symptomen Anruf empfohlen

Für Wien sprach man im Büro von Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ) von einer Kapazität von bis zu „einigen hundert Betten“. Man könne bei Bedarf sogar zwei Spitäler komplett für Patienten mit Covid-19-Erkrankungen zur Verfügung stellen. In der Bundeshauptstadt waren schon vor Wochen die Vorbereitungen für den Fall der Fälle angelaufen.

Wer Symptome aufweist oder befürchtet, erkrankt zu sein, soll zu Hause bleiben. Der Kontakt zu anderen Personen soll minimiert und das Gesundheitstelefon 1450 angerufen sowie die dort erhaltenen Anweisungen genau befolgt werden.

Vor allem Ältere gefährdet

Das Coronavirus gefährdet vor allem Personen jenseits des 60. Lebensjahrs. Laut der bisher umfassendsten Studie, die Krankheitsverläufe in China bis 11. Februar berücksichtigt hat, waren von 1.023 gestorbenen Patienten 829 über 60 Jahre alt. Demgegenüber verlief die Erkrankung für nur 26 Menschen tödlich, die das 40. Lebensjahr noch nicht vollendet hatten.

Krankheitsverlauf – Tortengrafik, Gestorbene nach Altersgruppen – Säulengrafik
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: CCDC weekly

Der im „Chinese Journal of Epidemiology“ veröffentlichten Studie zufolge verläuft die Krankheit in vier Fünftel der Fälle milde. Bei insgesamt 72.314 Daten, die für das Chinesische Zentrum für Seuchenkontrolle und -vorbeugung ausgewertet wurden, zeigten 80,9 Prozent der Infektionen einen milden Verlauf. 13,8 Prozent der Fälle wurden als ernst bewertet, 4,7 Prozent als lebensbedrohlich.

Das höchste Sterberisiko bei einer Infektion haben der amtlichen Studie zufolge Menschen mit Herz-Kreislauf-Erkrankungen, gefolgt von Diabetikern, Menschen mit chronischen Atemwegserkrankungen und Bluthochdruck. Männer haben der Studie zufolge mit 2,8 Prozent ein deutlich höheres Sterberisiko als Frauen mit 1,7 Prozent. Im Schnitt liegt die Mortalitätsrate bei 2,3 Prozent.