Denn durch die Verbannung der Thunfischfangflotten aus dem Meeresschutzgebiet, das am 1. Jänner präsentiert wurde, kommen mehr Rifffische aus dem Schutzgebiet auf die Teller der Gastronomie- und Tourismusbetriebe von Palau, wie der britische „Guardian“ nun berichtet. Beliebte Fische, die als regionale, für die Touristen exotische Spezialitäten aus den Riffen angeboten werden, sind etwa Papageienfisch, Zackenbarsch und der Schnapper aus der Gruppe der Barschverwandten. Sie finden sich vermehrt auf den Speisekarten der Restaurants und in den Fischtheken der Supermärkte.
Mit der Einrichtung des Schutzgebiets schloss Palau 80 Prozent seiner wirtschaftliche Nutzzone auf und unter dem Meer für die kommerzielle Fischerei und auch für andere Aktivitäten wie etwa Ölbohrungen. Der Schritt brachte dem Land internationale Beachtung und Anerkennung. Doch nun offenbart sich die „dunkle“, nicht bedachte Seite der Einführung der Meeresschutzzone.
Durch Thunfischmangel in der Bredouille
Während man durch das Verbot kommerzieller Fischerei das Riff entlasten und nachhaltige heimische Fischerei von Thunfisch fördern wollte, werden durch die Abwanderung der kommerziellen hochseetauglichen Thunfischflotten nun jene Fische, die geschützt werden sollen, in den Riffen mit kleinen Booten gefischt.
Kurz gesagt: Es fehle durch das Verbot einfach an geeigneten Schiffen für den Thunfischfang, heißt es im „Guardian“. Deshalb kämen jetzt die anfälligen Rifffische auf die Speisekarten der Restaurants. „Es ist das Gegenteil von dem, was wir wollten“, sagte Yimnang Golbuu, Geschäftsführer des Palau International Coral Reef Center (PICRC) und oberster Verwalter des Meeresschutzgebiets.
Unternehmen zieht sich zurück
„Deshalb ist es wichtig, eine konstante Versorgung mit Thunfisch zu entwickeln“, so Golbuu im „Guardian“ weiter. Doch das sei bereits vor der Schaffung des Meeresschutzgebiets schwierig gewesen. Das Problem habe sich nun verschärft, vor allem seit eines der großen kommerziellen Fischereiunternehmen angekündigt hat, nicht mehr in den Gewässern von Palau, wo es erlaubt ist, zu fischen, da das Meeresschutzgebiet die „Fischereiaktivitäten finanziell nicht tragfähig“ mache.
Fischimporte als wenig populäre Alternative
Golbuu will nun die nachhaltige heimische Fischerei stärken – weg von der Rifffischeri hin zum auch finanziell aufwendigeren Thunfischfang. Denn durch den Mangel an Thunfisch haben einige Restaurants begonnen, als wenig populäre Alternative importierten Tiefkühlfisch wie Lachs anzubieten – zusätzlich zu den Rifffischen. In den Supermärkten ist es ähnlich – doch auch dort sind vor allem Rifffische der gefragte Ersatz für den Thunfisch.
Politik sucht nach Lösung
Kritiker und Kritikerinnen sehen die jetzigen Probleme als hausgemacht an. Man hätte sich zuerst Gedanken über die Entwicklung des nicht kommerziellen, nachhaltigen Thunfischfangs machen sollen und dann erst das Fangverbot und die riesige Meeresschutzzone ausrufen sollen, so ihr Argument. Umiich Sengebau, Minister für natürliche Ressourcen, Umwelt und Tourismus, kann der Kritik etwas abgewinnen.
Es gebe Anstrengungen, eine lokale Thunfischindustrie aufzubauen, „doch nichts passiert über Nacht“, so der Minister laut „Guardian“. Sengebau spricht sich für finanzielle Unterstützung und Kredite für die lokalen Fischer aus, damit diese größere Schiffe für die Thunfischjagd abseits der Küsten und Riffe erwerben können, und dafür, die Rifffischerei wieder drastisch einzuschränken.