Innenminister Karl Nehammer, Sozialminister Rudolf Anschober, Generaldirektor für öffentliche Sicherheit, Franz Lang und Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant Rotes Kreuz
APA/Hans Punz
Coronavirus-Verdacht

Daheim bleiben und 1450 wählen

Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) und Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) haben am Freitag eine Informationskampagne präsentiert, um die Bevölkerung über das Coronavirus aufzuklären. Zentrale Botschaft: Mit Symptomen, die potenziell auf eine Infektion hindeuten, soll man für medizinische Auskünfte die Telefonnummer 1450 wählen, mit Fragen und Sorgen allgemein die Hotline 0800 555 621.

Mit der verstärkten Information wolle man „den Menschen Sicherheit geben, Sorgen ernst nehmen und Fragen beantworten“, sagte Nehammer. Der Innenminister verwies zugleich auf Kooperationen mit den Medien, „um möglichst breit zu informieren“, und auf die enge Abstimmung mit Nachbarstaaten.

Der Zweck aller Maßnahmen sei, „das Virus so gut als möglich einzudämmen“. Bisher wurden laut Nehammer in Österreich rund 760 Tests durchgeführt, fünf Fälle gelten als bestätigte Infektionen mit SARS-CoV-2, es handle sich bei solchen Zahlen aber immer um Momentaufnahmen.

Infokampagne zum Coroanvirus
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Die wichtigsten Schutzmaßnahmen

„Große Herausforderung“

Dass mittlerweile international rund 36.300 Menschen als vom Coronavirus geheilt gelten, sei eine der erfreulichen Nachrichten, sagte Anschober. Auch die Entwicklung in China lasse den Schluss zu, dass die dort ergriffenen strengen Maßnahmen durchaus erfolgreich seien. Bisher 2.858 Todesfälle international und EU-weit 829 bestätigte Erkrankungen, der anhaltend starke Anstieg der Fälle in Italien sowie die Lage in Deutschland mit 48 bestätigten Fällen seien hingegen „durchaus besorgniserregend“.

„Die Herausforderung für die nächsten Monate ist groß, auch in Österreich werden die Zahlen zunehmen“, sagte der Gesundheitsminister. Mit einer Strategie der Eingrenzung versuche man, die Ausbreitung zu minimieren und vor allem „Zeit zu gewinnen“.

Beratungen über Großveranstaltungen

Franz Lang, stellvertretender Generaldirektor für die öffentliche Sicherheit, kündigte Ratschläge für die Organisatoren von in den nächsten Tagen und Wochen angesetzten Großveranstaltungen durch den Einsatzstab an. Die Schweiz hat währenddessen alle Großveranstaltungen ab 1.000 Besuchern bis Mitte März untersagt. Ein weiterer wichtiger Punkt sei dort im Moment die Ressourcenbeschaffung sowie die Vorplanung für Bereiche wie Lebensmittelversorgung und Transportinfrastruktur, so Lang: „Das sind die Themen, die wir momentan besprechen.“

Rund 1.000 Coronavirus-Tests können jeden Tag in Österreich durchgeführt werden. Die Gesamtzahl der Außentests – also dass medizinisches Personal zu Betroffenen nach Hause kommt und dort Abstriche vornimmt – soll ausgeweitet werden. Gerry Foitik, Bundesrettungskommandant des Roten Kreuzes, ist externer Sonderberater der Taskforce im Gesundheitsministerium. „Aufsuchende Testteams ermöglichen es, dass Verdachtsfälle zu Hause bleiben können“, sagte er. Mitglied des Beirats sind auch der Rektor der MedUni Wien, Markus Müller, sowie acht weitere Experten. Jeder Einzelne könne mithelfen und sich an relativ einfache Maßnahmen wie etwa Händewaschen halten, sagte Foitik.

Wien: Untersuchung künftig zu Hause

Die Wiener Behörden stellten bereits zuvor einen Notfallplan für die Bundeshauptstadt im Umgang mit dem Coronavirus. Der Ärztefunkdienst, bisher in den Nächten zur Betreuung von Patienten unterwegs, werde nunmehr auch am Tag zur Verfügung stehen, sagte der Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Wenn man unter Symptomen leidet, soll man die Gesundheitsnummer 1450 anrufen, heißt es auch hier. Die Symptome ähneln jener der saisonalen Grippe: Fieber, Husten, Kurzatmigkeit und Atembeschwerden.

Betroffene würden dann vom – personell deutlich aufgestockten – Ärztefunkdienst besucht, sagte Szekeres. Dieser werde Abstriche nehmen, Untersuchungen machen und auch bei positivem Befund auf das Coronavirus die Patienten weiter in ihren eigenen vier Wänden versorgen.

„Am besten ist man zu Hause aufgehoben“

Glücklicherweise verlaufe die Erkrankung bei einer überwiegenden Mehrheit der Betroffenen leicht, „das heißt, man bleibt mit einer leichten Krankheit zu Hause und wird dort betreut“, sagte Szekeres: „Am besten ist man zu Hause aufgehoben.“ So soll auch die Kapazität in den Spitälern aufrechterhalten bleiben – mehr dazu in wien.ORF.at.

Auch in Salzburg setzt man auf mobile Teams, die auf dem Land im Einsatz sind, um Patienten auf das Coronavirus zu testen. In ganz Salzburg sind die bisherigen Testergebnisse negativ ausgefallen, also ohne konkrete Erkrankungen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Bundesweite Vorgaben treten in Kraft

Anschober kündigte für den Nachmittag zwei Erlässe und drei Verordnungen an, damit zentrale Vorgaben rechtsverbindlich in allen Bundesländern umgesetzt werden. So soll es einen Erlass mit genauen Ablaufplänen für einen Verdachtsfall geben. „Wir wollen keine Widersprüchlichkeiten zwischen Burgenland und Vorarlberg“, sagte der Gesundheitsminister.

Der zweite Erlass soll sich „um die Frage der Definition der Kontaktpersonen drehen“, kündigte Anschober an. „Welche Form von Nähe ist entscheidend dafür, was für Maßnahmen zu treffen sind.“ Mit diesen Regeln soll geklärt werden, „dass wir bei möglicherweise späteren Fällen rechtskonform handeln können“, betonte der Gesundheitsminister.

Auch die Frage nach Transportmitteln könne so ein Thema sein, wenn es etwa darum gehe, wie Erkrankte nach Österreich gekommen sind. Eine Registrierung von Bahn- und Buspassagieren werde es jedenfalls nicht geben, sagte Anschober. „Wir achten selbstverständlich darauf, dass datenschutzrechtliche Grundstandards nicht außer Kraft gesetzt werden“, sagte er. Nehammer ergänzte aber, dass die Polizei im Falle eines Erkrankten, der nicht ansprechbar ist, auch die Handydaten auswerten könne, um herauszufinden, wo der Patient war.

Kurz-Appell: Reisewarnungen ernst nehmen

Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) appellierte in der ZIB2 erneut an die Bevölkerung, bei der Eindämmung des Virus mitzuwirken. Reisewarnungen seien ernst zu nehmen und keine Empfehlungen. „Wer betroffene Gebiete besucht hat und in Österreich ist, wird dringend ersucht, sich von Großveranstaltungen fernzuhalten und bei Symptomen sofort die Hotline zu kontaktieren“, sagte der Kanzler. Er sprach von 1.000 Testungen, die derzeit pro Tag in Österreich möglich seien. Die Kapazitäten sollen noch gesteigert werden.

Kurz: „Versuchen, Ausweitung einzugrenzen“

Die Politik tue alles, um die Ausbreitung des Virus zu bekämpfen, sagte Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) in der ZIB2. Die Entwicklung lasse sich schwer vorhersagen, die nächsten Wochen seien entscheidend.

Vierter Fall in Wien bestätigt

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Fälle in Wien liegt mittlerweile bei vier. Neben einem 72-jährigen Mann, dessen Covid-19-Erkrankung einen schweren Verlauf hat, befanden sich ein Ehepaar und seine zwei Kinder im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Mann und die Frau waren bereits positiv getestet worden, nun wurde das Virus auch beim Sohn nachgewiesen, so Gesundheitsstadtrat Peter Hacker (SPÖ). Die Tochter sei hingegen nicht infiziert, hieß es.

Bei den Kindern handelt es sich um Jugendliche, wobei das genaue Alter nicht genannt wurde. Der Sohn geht in Niederösterreich in die Schule. Die Behörden dort seien informiert worden, hieß es. Die gesamte Familie befindet sich derzeit im Kaiser-Franz-Josef-Spital. Der Familienvater war zuvor in der Lombardei auf Urlaub – mehr dazu in wien.ORF.at.

Tests in Rudolfstiftung negativ

Der 72 Jahre alte Mann lag bereits zehn Tage mit klassischen Grippesymptomen im Krankenhaus Rudolfstiftung in Wien-Landstraße. Der Mann, der mittlerweile ins Kaiser-Franz-Josef-Spital verlegt wurde, gelte als „schwer erkrankt“ und sei derzeit nicht ansprechbar.

SMZ Süd KFJ 4 Medizinische Abteilung
ORF.at
Die Erkrankten wurden ins Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht

Sämtliche Besucherinnen und Besucher des Mannes und auch 181 Mitarbeiter aus dem Krankenhaus Rudolfstiftung wurden nicht infiziert. Die Tests seien negativ verlaufen, teilte ein Sprecher Hacker mit. 90 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter standen unmittelbar mit dem ersten Wiener Patienten in Kontakt.

Die Betroffenen dürfen dennoch ihre Wohnungen nicht verlassen. Die für 14 Tage verhängte Quarantäne bleibt aufrecht, weil es einen engen Kontakt zum Patienten gab. Man wolle beobachten, ob nicht doch Symptome entwickelt werden, hieß es. Die Ansteckungskette ist in dem Fall noch ungeklärt – der Patient habe bei seiner Aufnahme im Krankenhaus vor zehn Tagen keine Reiseaktivität angegeben.

Entwarnung bei Iran-Rückkehrer

Das Testergebnis eines Journalisten, der nach einer Iran-Reise am Wochenende als Verdachtsfall galt, ist negativ. Der Wiener war in der Delegation von ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am Wochenende in den Iran gereist und hatte nach seiner Rückkehr Symptome entwickelt. Am Donnerstag wurde er im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital getestet. Laut Außenministerium war Ressortchef Schallenberg bereits am Dienstag getestet worden. Seine Ergebnisse und die der restlichen Mitglieder der Delegation seien ebenfalls negativ gewesen.