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APA/Barbara Gindl
Infektion in Steiermark

Bereits sieben bestätigte CoV-Fälle

Die Zahl der bestätigten Coronavirus-Infektionen ist am Freitag österreichweit auf sieben gestiegen. Die steirischen Behörden vermeldeten am Freitagabend den ersten entdeckten Krankheitsfall in dem Bundesland. Weitere Details will man am Samstag veröffentlichen. Zuvor war der Sohn eines bereits infizierten Wiener Paares positiv getestet worden.

Beim steirischen Fall handelt es sich um eine ungefähr 50 Jahre alte Frau. Sie war aus einem Risikogebiet in Oberitalien zurückgekehrt. Die Frau befand sich am Samstag mit einer leichten Infektion im Krankenhaus, hieß es bei einer Pressekonferenz des Landes Steiermark.

Alle Kontaktpersonen wurden verständigt und aufgefordert, zu Hause zu bleiben, sagte die steirische Gesundheitslandesrätin Juliane Bogner-Strauß (ÖVP). Dabei handelt es sich um ihre Angehörigen. Laut dem Mediziner Karlheinz Tscheliessnigg ist die Frau „psychisch und gesundheitlich gefasst“ und befinde sich „in guter Umgebung, wo sie kontrolliert und monitoriert wird“. „Alle notwendigen Vorbereitungen wurden getroffen, die Bevölkerung kann sich sicher fühlen“, sagte die steirische Sozialreferentin Doris Kampus (SPÖ).

Erst Freitagnachmittag wurde bekannt, dass ein Wiener Jugendlicher ebenfalls an der neuartigen Infektion erkrankt ist. Es handelt sich um den Sohn jenes Ehepaares, das sich bereits seit Donnerstag im Spital befindet. Aufgrund der Erkrankung des Burschen wurden an der Schule des 15-Jährigen, dem Erzbischöflichen Gymnasium im niederösterreichischen Hollabrunn, Vorsichtsmaßnahmen eingeleitet. Vier Lehrkräfte sowie 23 Schülerinnen und Schüler der Geburtsjahrgänge 2003 bis 2005 müssen in häusliche Quarantäne.

„Absonderung in den eigenen Räumlichkeiten“

Die Bezirkshauptmannschaft verfügte eine „Absonderung in den eigenen Räumlichkeiten“. Das bedeutet, dass die Betroffenen den eigenen Wohnbereich nicht verlassen dürfen. Bei Auftreten von Symptomen sei zudem die Gesundheitsbehörde zu verständigen. Die Maßnahmen blieben bis 11. März aufrecht, teilte Gesundheitslandesrätin Ulrike Königsberger-Ludwig (SPÖ) mit. Zuvor hatte es eine kurzfristig anberaumte Lagebesprechung im NÖ Landhaus gegeben.

Bei den Betroffenen handle es sich um jene Personen, die mit dem Burschen an jenem Tag Kontakt hatten, an dem die ersten Symptome auftraten, so Königsberger-Ludwig gegenüber noe.ORF.at. Nach diesem Tag sei der Bursch nicht mehr in die Schule gekommen. Die Personen sollen sich in einem gesundheitlich guten Zustand befinden – mehr dazu in noe.ORF.at.

Schwester gesund

Die Familie des Burschen befindet sich derzeit im Kaiser-Franz-Josef-Spital (KFJ). Auch die Schwester wurde getestet – sie ist aber gesund, wie das Büro des Wiener Gesundheitsstadtrats Peter Hacker (SPÖ) mitteilte. Die Eltern leiden beide unter einer leichten Lungenentzündung und wurden daher am Donnerstag stationär aufgenommen. Da eine Infektion der Kinder ebenfalls vermutet wurde, sind auch diese seit Donnerstag im Krankenhaus. Der Familienvater hatte in einer betroffenen Region in Italien Urlaub gemacht.

Die Anzahl an Patienten stieg in Wien somit auf vier Personen. Neben der Familie ist auch ein älterer – deutlich schwerer erkrankter – Mann betroffen. Der 72-Jährige wird ebenfalls im KFJ behandelt. Laut APA-Informationen handelt es sich um einen renommierten Anwalt. Er war zehn Tage lang mit Grippesymptomen in der Rudolfstiftung behandelt worden, ehe er am Donnerstag ins Kaiser-Franz-Josef-Spital verlegt wurde.

Ansteckung von Kollegen unwahrscheinlich

Dass er Kanzleimitarbeiter angesteckt haben könnte, sei nach menschlichem Ermessen ausgeschlossen. Wie ein Sprecher von Hacker am Freitagabend dazu der APA erklärte, lagen die Kontakte des Anwalts in seine Kanzlei längere Zeit zurück. Unter Berücksichtigung der Inkubationszeit sei es daher nicht möglich, dass für Mitarbeiter und Mitarbeiterinnen eine Ansteckungsgefahr gegeben war.

SMZ Süd KFJ 4 Medizinische Abteilung
ORF.at
Die Erkrankten wurden ins Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital gebracht

Das Gesundheitsamt erachtete es unter diesen Umständen für nicht erforderlich, im beruflichen Umfeld des 72-Jährigen Tests auf eine Erkrankung mit dem Coronavirus durchzuführen. Demgegenüber sind 181 Spitalsbeschäftigte, die mit dem Mann womöglich Kontakt hatten, negativ auf eine Infektion getestet worden. Wo sich der 72-Jährige selbst angesteckt hat, steht nach wie vor nicht fest.

Das Testergebnis eines Journalisten, der nach einer Iran-Reise am Wochenende als Verdachtsfall galt, ist negativ. Der Wiener war in der Delegation von ÖVP-Außenminister Alexander Schallenberg am Wochenende in den Iran gereist und hatte nach seiner Rückkehr Symptome entwickelt. Am Donnerstag wurde er im Wiener Kaiser-Franz-Josef-Spital getestet. Laut Außenministerium war Ressortchef Schallenberg bereits am Dienstag getestet worden. Seine Ergebnisse und die der restlichen Mitglieder der Delegation seien ebenfalls negativ gewesen.

Weitere Coronavirus-Patienten in Österreich

In Österreich hat es am Freitag eine weitere bestätigte Coronavirus-Infektion gegeben: Der Sohn jenes Ehepaares, bei dem das Coronavirus bereits gestern festgestellt wurde, ist ebenfalls infiziert.

Bei Coronaverdacht: Telefonnummer 1450 wählen

Unterdessen präsentierten Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) und Gesundheitsminsiter Rudolf Anschober (Grüne) am Freitag eine Informationskampagne, um die Bevölkerung über das Coronavirus aufzuklären. Zentrale Botschaft: Mit Symptomen, die potenziell auf eine Infektion hindeuten, soll man für medizinische Auskünfte die Telefonnummer 1450 wählen, mit Fragen und Sorgen allgemein die Hotline 0800 555 621. Der Zweck aller Maßnahmen sei, „das Virus so gut als möglich einzudämmen“.

Infokampagne zum Coroanvirus
APA/Hans Punz
Die wichtigsten Schutzmaßnahmen

Rund 1.000 Coronavirus-Tests können jeden Tag in Österreich durchgeführt werden. Die Gesamtzahl der Außentests – also dass medizinisches Personal zu Betroffenen nach Hause kommt und dort Abstriche vornimmt – soll ausgeweitet werden.

Wien mit Notfallplan

Die Wiener Behörden stellten bereits zuvor einen Notfallplan für die Bundeshauptstadt im Umgang mit dem Coronavirus. Der Ärztefunkdienst, bisher in den Nächten zur Betreuung von Patienten unterwegs, werde nunmehr auch am Tag zur Verfügung stehen, sagte der Wiener Ärztekammer-Präsident Thomas Szekeres.

Betroffene würden dann vom – personell deutlich aufgestockten – Ärztefunkdienst zu Hause besucht, sagte Szekeres. Dieser werde Abstriche nehmen, Untersuchungen machen und auch bei positivem Befund auf das Coronavirus die Patienten weiter in ihren eigenen vier Wänden versorgen. So soll auch die Kapazität in den Spitälern aufrechterhalten bleiben – mehr dazu in wien.ORF.at.

Keine Einschränkungen bei Veranstaltungen

Eine Einschränkung bei Veranstaltungen wie Kongressen, Tagungen oder anderen Events soll es laut dem medizinischen Krisenstab der Stadt Wien aber vorerst nicht geben. Teilnehmern sowie Gästen aus betroffenen Regionen wurde jedoch ein Fernbleiben angeraten, teilte die Landessanitätsdirektion per Aussendung mit. Diese Empfehlung gilt bis auf Widerruf und werde im medizinischen Krisenstab laufend evaluiert.

Auch in Salzburg setzt man auf mobile Teams, die auf dem Land im Einsatz sind, um Patienten auf das Coronavirus zu testen. In ganz Salzburg sind die bisherigen Testergebnisse negativ ausgefallen, also ohne konkrete Erkrankungen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

In Tirol sollen ebenfalls mobile Screening-Teams eingerichtet werden. Damit können die Abstriche in ganz Tirol in Zukunft auch zu Hause durchgeführt werden, teilte Landeshauptmann Günther Platter (ÖVP) am Freitag mit. Der Zulauf zu einer eigens eingerichteten Screening-Ambulanz hielt sich hingegen in Grenzen. Man verzeichne rund zehn bis 20 Personen pro Tag. „Das sind viel weniger als erwartet“, sagte der Sprecher der Tirol Kliniken, Johannes Schwamberger – mehr dazu in tirol.ORF.at.

Bundesweite Vorgaben treten in Kraft

Anschober kündigte für den Nachmittag zwei Erlässe und drei Verordnungen an, damit zentrale Vorgaben rechtsverbindlich in allen Bundesländern umgesetzt werden. So soll es einen Erlass mit genauen Ablaufplänen für einen Verdachtsfall geben. „Wir wollen keine Widersprüchlichkeiten zwischen Burgenland und Vorarlberg“, sagte der Gesundheitsminister.

Der zweite Erlass soll sich „um die Frage der Definition der Kontaktpersonen drehen“, kündigte Anschober an. „Welche Form von Nähe ist entscheidend dafür, was für Maßnahmen zu treffen sind.“ Mit diesen Regeln soll geklärt werden, „dass wir bei möglicherweise späteren Fällen rechtskonform handeln können“, betonte der Gesundheitsminister.

Auch die Frage nach Transportmitteln könne so ein Thema sein, wenn es etwa darum gehe, wie Erkrankte nach Österreich gekommen sind. Eine Registrierung von Bahn- und Buspassagieren werde es jedenfalls nicht geben, sagte Anschober. „Wir achten selbstverständlich darauf, dass datenschutzrechtliche Grundstandards nicht außer Kraft gesetzt werden“, sagte er. Nehammer ergänzte aber, dass die Polizei im Falle eines Erkrankten, der nicht ansprechbar ist, auch die Handydaten auswerten könne, um herauszufinden, wo der Patient war.

Sicherheitsrat für Information der Bevölkerung

Recht allgemein fielen am Abend die Beschlüsse des Nationalen Sicherheitsrates (NSR) zum Thema Coronavirus aus. Man möge die Bevölkerung „umfangreich und abgestimmt über Verhaltensmaßnahmen im Zusammenhang mit dem Coronavirus“ informieren. Damit könne man Panik vermeiden, aber auch das Ausbreiten der Krankheit im Anlassfall verhindern. Der Beschluss wurde in dem Gremium, in dem auch die Oppositionsparteien vertreten sind, mit der Mehrheit von ÖVP und Grünen beschlossen. Nehammer betonte, dass realistischerweise die Zahlen an Erkrankungen in Österreich und Europa weiter steigen würden. „Wir müssen daher alles uns Mögliche tun, um das Virus so gut es geht einzudämmen“, hier seien alle gefordert.

SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner zeigte sich froh, dass ihr Wunsch nach einer Infooffensive aufgegriffen wurde. Erneut pochte sie auf die Einsetzung eines zentralen Krisenkoordinators. Wenig euphorisch war FPÖ-Gesundheitssprecherin Dagmar Belakowitsch. Die Regierung werde aufgefordert, etwas zu tun, wofür sie ohnehin zuständig sei, sagte sie zur APA. Sie lobte Anschober, Nehammer hingegen kritisierte sie für „Sprechblasen“. „Die Bundesregierung hat die Situation gut im Griff“, so der grüne Sicherheitssprecher Georg Bürstmayr. Positiv wertete NEOS die Diskussion im Sicherheitsrat. Deren Abgeordneter Douglas Hoyos sprach sich für ein strategischeres Vorgehen der Akteure aus.