Cesar-Filmpreise: „Parasite“ bester Auslandsfilm

Die oscarprämierte Gesellschaftssatire „Parasite“ des südkoreanischen Regisseurs Bong Joon Ho hat den Cesar als bester Auslandsfilm gewonnen. Bei der Verleihung des renommierten französischen Filmpreises gestern Abend in Paris war der Regisseur nicht anwesend. Der „französische Oscar“ wird seit 1976 verliehen.

Vier Oscars

Der Film erzählt die Geschichte einer Familie aus der südkoreanischen Unterschicht, die sich als Hausangestellte in einer reicheren Familie einschleicht. Der Film wurde Anfang Februar mit vier Oscars ausgezeichnet, darunter den für den besten Film, den besten ausländischen Film und die beste Regie. In Cannes gewann die Satire 2019 die Goldene Palme.

Umstrittener Filmemacher Polanski bester Regisseur

Ungeachtet heftiger Proteste im Vorfeld ist auch der umstrittene Filmemacher Roman Polanski mit dem Cesar ausgezeichnet worden. Er erhielt den Filmpreis in der Kategorie „Beste Regie“ zugesprochen.

Im Vorfeld der Gala hatte sich unter anderem Frankreichs Kulturminister Franck Riester gegen eine solche Auszeichnung für den mit Vergewaltigungsvorwürfen konfrontierten Polanski ausgesprochen. Der Cesar für den besten Film ging an „Die Wütenden“ von Regisseur Ladj Ly.

Der 86-jährige Polanski war der Preisverleihung ferngeblieben, er war mit seinem Film „Intrige“ über die Dreyfus-Affäre im Wettbewerb um die Cesars. Frauenverbände hatten im Vorfeld vergeblich die Absetzung des Films gefordert. Kulturminister Riester hatte gestern gesagt, ein Preis für Polanski wäre „ein schlechtes Symbol“ im „Kampf gegen sexuelle und sexistische Gewalt“. Die Jury müsse ihrer Verantwortung gerecht werden.

Proteste am Veranstaltungsort

Unmittelbar vor der Gala gab es nahe dem Veranstaltungsort wütende Proteste gegen Polanski. Nach dessen Auszeichnung als bester Regisseur stürmte die Schauspielerin Adele Haenel aus Protest aus dem Saal. Sie hatte ihrerseits einem anderen Regisseur kürzlich Missbrauch vorgeworfen, was dieser bestreitet.

Polanski sieht sich als Opfer einer „Lynchjustiz“ von Feministinnen und Feministen. Vor dem Kinostart von „Intrige“ hatte ihm ein früheres Model vorgeworfen, sie 1975 vergewaltigt zu haben. Der Filmemacher bestreitet das, ebenso wie ähnliche Vorwürfe von fünf weiteren Frauen, darunter die frühere deutsche Schauspielerin Renate Langer. In den USA wird Polanski weiter wegen Missbrauchs einer Minderjährigen in den 70er Jahren gesucht, den er auch eingeräumt hat.