Sozialwirtschaft-KV: Gespräche über Arbeitszeitverkürzung

Rauchende Köpfe bei den Kollektivvertragsverhandlungen in der Sozialwirtschaft Österreich (SWÖ): Die siebente Runde ging gestern erneut in die Nachtstunden, allerdings mit einem kleinen Fortschritt. Die Gewerkschaften freuten sich, dass es erstmals seit Beginn der Gespräche ernsthaft um eine Arbeitszeitverkürzung ging. Die Arbeitgeber hatten zuvor ein dementsprechendes Angebot auf den Tisch gelegt.

Arbeitgebervertreter schlugen Dreijahrespaket vor

Das Angebot der Arbeitgebervertreter sieht ein Dreijahrespaket vor. Noch in diesem Jahr soll es ab 1. März eine Gehaltserhöhung von 2,7 Prozent geben. Im Jahr darauf dann eine VPI-Anpassung plus 0,6 Prozent mehr Lohn und im dritten Jahr, also 2022, eine 37-Stunden-Woche für alle Beschäftigten der Sozialwirtschaft Österreich. Das teilte SWÖ-Chefverhandler Walter Marschitz gestern Abend während einer kurzen Verhandlungspause mit. Ziel sei ohnehin ein Dreijahresabschluss.

„37 Stunden waren bei uns mehrheitsfähig“, sagte Marschitz und berichtete, dass für dieses Angebot einige der Arbeitgeber über ihren Schatten springen mussten. „Für uns ist das ein extremer Schritt“, sagte er. Nun erwartet er sich von den verhandelnden Gewerkschaften Gesprächsbereitschaft und hofft, dass die weiteren Gespräche darauf aufgebaut werden können. Derzeit gilt in der Branche eine 38-Stunden-Woche.

Gewerkschaften stoßen sich an Gegenforderungen

Die beteiligten Gewerkschaften GPA-djp und vida stoßen sich aber beim vorgelegten Angebot vor allem an Gegenforderungen, die in einem 16-seitigen Papier vorgelegt wurden. Die Forderungen beinhalten etwa Zeitschulden und eine Reduktion der Mehrarbeitszuschläge von 50 auf 33 Prozent.

Diese Gegenforderungen sollen nun in den weiteren Verhandlungen thematisiert werden, hieß es von einem Sprecher. Dass das Angebot der Arbeitgeber auf 37 Stunden und nicht auf die geforderten 35 Stunden abziele, solle ebenfalls thematisiert werden.

Eine zentrale Forderung

Die Gewerkschaften gingen dieses Jahr mit nur einer Forderung in die Verhandlungen – nämlich jener nach einer 35-Stunden-Woche für die 125.000 Beschäftigten, die im privaten Sozial-, Pflege- und Gesundheitsbereich von dem Kollektivvertrag betroffen sind. Die Arbeitgebervertreter konnten sich bis dato nicht zu einem für die Arbeitnehmervertreter akzeptablen Angebot durchringen. Deshalb war man aufseiten der Gewerkschafter gestern zumindest zufrieden damit, dass das Thema Arbeitszeitverkürzung ab sofort konkreter Gegenstand der Verhandlungen ist.