Mohammed bin Salman al-Saud
Reuters/Mandel Ngan
Saudi-Arabien

Prinzen wegen „Verrats“ verhaftet

Wegen mutmaßlicher Putschpläne sind in Saudi-Arabien laut Medienberichten drei Prinzen festgenommen worden, darunter ein Bruder und ein Neffe von König Salman. Salmans Bruder Prinz Ahmed bin Abdulasis Al Saud und seinem Neffen Prinz Mohammed bin Naif werde „Verrat“ zur Last gelegt, berichtete die US-Zeitung „Wall Street Journal“ („WSJ“) unter Berufung auf nicht näher genannte Quellen. Den Berichten zufolge soll Kronprinz Mohammed bin Salman hinter den Verhaftungen stecken.

Die beiden Prinzen seien Freitagfrüh zu Hause von königlichen Wachen festgenommen worden, schrieb das „WSJ“. Ihnen werde ein Putsch zur Entmachtung des Königs und von Kronprinz Mohammed bin Salman zur Last gelegt, daher drohe ihnen lebenslange Haft oder die Todesstrafe.

Auch die „New York Times“ berichtete über die Putschvorwürfe. Nach ihren Informationen wurde auch Prinz Naifs jüngerer Bruder Prinz Nawaf bin Naif festgenommen. Die saudi-arabischen Behörden nahmen auf Nachfrage zunächst keine Stellung zu den Berichten. Weder das saudische Königshaus noch saudische Medien berichteten über die Verhaftungen. Das Blatt sprach von einer „neuen Episode in der saudischen Palastintrige“.

Kronprinz baut Macht weiter aus

Der Bruder des Königs, Prinz Ahmed bin Abdulasis Al Saud, und Prinz Mohammed bin Naif bin Abdulasis Al Saud hatten beide in der Vergangenheit unter anderem den wichtigen Posten des saudischen Innenministers inne und galten den Medienberichten zufolge zeitweise als potenzielle Thronfolger.

Mit den Festnahmen könnte Kronprinz Mohammed seine Macht als De-facto-Herrscher weiter ausbauen. In der Vergangenheit hat er bereits prominente Geistliche, Prinzen, weitere Verwandte innerhalb der Königsfamilie, Unternehmer und Aktivisten inhaftieren lassen.

2017 Teile der Führungselite festgesetzt

Im Herbst 2017 ließ er mehr als 200 führende Persönlichkeiten des Landes festsetzen. Unter anderem wurde ihnen Korruption vorgeworfen. Sie sollen den ölreichen Wüstenstaat über Jahrzehnte hinweg um insgesamt 100 Milliarden Dollar (83 Milliarden Euro) erleichtert zu haben. Beobachter sahen in dem Vorgehen aber einen Versuch des ehrgeizigen Kronprinzen Mohammed, Rivalen auszuschalten und die Macht in seinen Händen zu konzentrieren.

Festnahmen wegen Putschplänen

Wegen mutmaßlicher Putschpläne sind in Saudi-Arabien drei Prinzen festgenommen worden, darunter ein Bruder und ein Neffe von König Salman. Ihnen droht lebenslange Haft oder die Todesstrafe.

Beobachter sahen auch in diesem Vorgehen den Versuch des Kronprinzen, seine Macht zu festigen. Die meisten wurden in das Fünfsternehotel Ritz-Carlton in Riad gebracht. Unter den dort „Inhaftierten“ waren Prinz Al-Walid bin Talal und andere superreiche Geschäftsleute.

Mord an Journalisten Khashoggi

Kronprinz Mohammed übernahm im Herbst 2019 auch die „volle Verantwortung“ für die Ermordung des regierungskritischen Journalisten Jamal Khashoggi im saudischen Generalkonsulat in Istanbul im Oktober 2018. Allerdings wies er den Vorwurf zurück, den Mord in Auftrag gegeben zu haben. „Absolut nicht“, antwortete er damals auf die entsprechende Frage. Als ein Anführer Saudi-Arabiens aber trage er die Verantwortung für den Mord, fügte er hinzu. „Das war ein abscheuliches Verbrechen.“ Journalisten stellten für sein Land keine Bedrohung dar.

Saudi-Arabien hat derzeit mit einigen Schwierigkeiten zu kämpfen. Wegen der weltweiten Ausbreitung des neuartigen Coronavirus sind die Preise für Erdöl, die wichtigste Einnahmequelle des Golfstaats, gefallen. Zum Schutz vor der Epidemie setzte Saudi-Arabien die Umra, die kleine Pilgerfahrt, nach Mekka und Medina aus. Damit steht auch infrage, ob die große muslimische Pilgerfahrt Hadsch Ende Juli stattfinden kann. Hadsch und Umra bringen alljährlich Millionen Menschen nach Saudi-Arabien und sind somit eine wichtige Einnahmequelle für den Golfstaat.