Geschmuggelte Atemschutzmasken
BMF/ZA
Geschmuggelt, gestohlen

Das dreiste Geschäft mit den Schutzmasken

Schutzmasken sind angesichts der Coronavirus-Situation zur lukrativen Schmuggelware avanciert: In Wien wurde zuletzt der Schmuggel Tausender Masken aufgedeckt. Zuvor sorgte bereits der Diebstahl einer Lkw-Ladung an Mundschutzmasken in Deutschland für Bestürzung.

Aufgedeckt wurde der Schmuggel von 21.000 Einmal-Mundschutzmasken von Beamten des Wiener Zollamts am Donnerstag. Angesichts der aktuellen Nachfrage hätten die Schmuggler – ein türkisches Busunternehmen – Schätzungen zufolge „mindestens 50.000 Euro Gewinn“ aus dem Verkauf der Masken lukrieren können, hieß es am Samstag aus dem Finanzministerium – mehr dazu in wien.ORF.at.

Dabei wiesen die konfiszierten Einmal-Mundschutzmasken keine CE-Zertifizierung auf. Durch diese bestätigen Hersteller, dass das Produkt den geltenden europäischen Richtlinien entspricht. Im Sinne der Produktsicherheit riet der Zoll grundsätzlich davon ab, Medizinprodukte auf ungeprüften, nicht kontrollierten Handelswegen zu beziehen. Die Risiken beim Kauf medizinischer Waren aus ungesicherten Quellen seien nicht zu unterschätzen. Watchlist Internet warnte bereits vor mehreren Fakeshops für medizinische Produkte – mehr dazu in help.ORF.at.

AGES: Kein wirksamer Schutz gegen Viren

„Diese Schmuggelware schadet der Gesundheit und dem Wirtschaftsstandort Österreich. Wir lassen nicht zu, dass Betrüger aus den Sorgen angesichts der derzeitigen Situation Profit schlagen,“ sagte Finanzminister Gernot Blümel (ÖVP). Heimische Spitäler kämpfen wegen der enormen Nachfrage nach Schutzausrüstung bereits mit Materialschwund – neben Schutzmasken sind auch Desinfektionsmittel betroffen – mehr dazu in salzburg.ORF.at.

Die Österreichische Agentur für Gesundheit und Ernährungssicherheit (AGES) hält unterdessen fest, dass Einmal-Mundschutzmasken kein wirksamer Schutz gegen Viren oder Bakterien sind, die in der Luft übertragen werden. Sie können aber beitragen, das Risiko der Weiterverbreitung durch „Spritzer“ von Niesen und Husten zu verringern.

Diebstahl in Berlin gefährdet Menschenleben

Für Aufregung sorgte zuletzt aber auch der Diebstahl einer kompletten Lkw-Ladung an Atemschutzmasken in Deutschland. Unbekannte hätten Berichten zufolge einen Teil der insgesamt 60.000 bestellten Atemschutzmasken der Berliner Klinik Charite entwendet. Manchen Klinikbereichen könnten schon am Montag die Masken ausgehen, berichtete der RBB am Freitag unter Berufung auf Charite-Kreise.

Charite in Berlin
APA/AFP/John Macdougall
Der Diebstahl Tausender Masken erschwert die Arbeit auf einigen Stationen der Berliner Klinik Charite

Der Diebstahl in großem Stil erschwere die Arbeit auf verschiedenen Stationen erheblich und gefährde Menschenleben, hieß es zudem. Sollten ab Montag tatsächlich Masken fehlen, dürften beispielsweise auf der Kinderkrebsstation Patienten, deren Abwehrkräfte nach einer Chemotherapie geschwächt sind, nicht mehr ihre Zimmer verlassen. Ärzte und Pfleger dürften diese Zimmer ohne Masken nicht betreten.

Auch für Patienten mit Infektionen mit dem neuartigen Coronavirus ergäben sich dem Bericht zufolge erhebliche Risiken. In Notaufnahmen und Rettungsstellen dürften sie genauso wie andere Kranke mit multiresistenten Keimen keinen direkten Kontakt mit den Ärzten und Pflegern haben und müssten abgewiesen werden.

Hochbetrieb bei Hersteller von Schutzanzügen

Neben Schutzmasken kommt es zurzeit auch zu einem Run auf Schutzanzüge: Beim weltweit führenden Hersteller von Schutzanzügen Dupont stehen die Maschinen nicht still. „Seit dem offiziellen Ausbruch des Coronavirus merken wir eine stark erhöhte Nachfrage“, sagte Produktmanager Albrecht Gerland im Werk im luxemburgischen Contern der dpa. Zunächst sei deutlich mehr Ware nach China geliefert worden, wo das Virus ausgebrochen war. Mit der zunehmenden Ausbreitung des Virus SARS-CoV-2 stehe aktuell Europa vermehrt im Fokus.

Der Spezialchemiekonzern Dupont produziert in der Regel 200 Millionen Schutzanzüge im Jahr. Dieses Jahr würden es wegen der extremen Nachfrage deutlich mehr werden, sagte Gerland. Die Einwegschutzanzüge gingen über Händler vor allem an Menschen, die mit Infizierten und Patienten zu tun hätten: Ärzte, Pfleger und Krankenschwestern. Zudem wachse der Bedarf bei Behörden, Polizisten und Zöllnern, die Menschen kontrollierten. Nach Angaben eines Sprechers von Dupont Deutschland ist die Nachfrage nach Schutzanzügen derzeit höher als das, was die Firma liefern kann. Es werde aber „das Möglichste“ getan.

Anschober kritisiert Exportverbote von Schutzausrüstung

Aufregung gab es zuletzt auch rund um Exportverbote von Schutzausrüstung einzelner EU-Staaten. Ausfuhrbeschränkungen für Schutzmasken hatten etwa Deutschland und Frankreich beschlossen. „Das ist aus meiner Sicht ein Problem und nicht die Entwicklung, die ich mir wünsche“, sagte Gesundheitsminister Rudolf Anschober (Grüne) diesbezüglich nach dem Sondertreffen der EU-Gesundheitsminister am Freitag in Brüssel.

Doch sollte die gemeinsame Beschaffung von Schutzausrüstung durch die EU-Kommission dieses Problem abfangen, sagte Anschober. Für diese Beschaffung hätten sich 20 EU-Staaten angemeldet, darunter Österreich. Nächste Schritte erwartet der Gesundheitsminister bereits nächste Woche. Die EU-Staaten wollen Italien im Kampf gegen das Coronavirus durch medizinische Ressourcen und Arzneimittel unterstützen.