Abgesperrte Häuserblocks in Daegu
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Coronavirus bei Sekte

Südkorea riegelt Wohnblocks ab

Nach Dutzenden positiven Tests auf den neuartigen Coronavirus haben die südkoreanischen Behörden zwei Wohnblocks abgeriegelt. Die mehr als 140 Bewohner des Apartmentkomplexes in der Millionenstadt Daegu, in dem auch Dutzende Mitglieder der christlichen Sekte Shincheonji-Kirche Jesu leben, seien unter Quarantäne gestellt worden, sagte Bürgermeister Kwon Young Jin am Samstag.

46 Bewohner seien positiv auf den Erreger getestet worden, der die Lungenkrankheit Covid-19 auslösen kann. In den beiden Wohnblocks leben den Angaben zufolge 94 Anhänger der christlichen Sekte, mit der die meisten Infektionsfälle in Südkorea im Zusammenhang stehen. Der Apartmentkomplex gehört der Stadt, die Wohnungen werden nur an alleinstehende Frauen bis 35 Jahre vergeben.

In Daegu wurden bisher mehr als 5.000 Fälle bestätigt. Dort hatte der Ausbruch unter den Shincheonji-Mitgliedern seinen Ausgang genommen – eine 61-jährige Anhängerin hatte trotz einer fiebrigen Erkrankung mindestens vier Gottesdienste in der Millionenstadt besucht. Die südkoreanischen Behörden lassen derzeit mehr als 260.000 Menschen mit Verbindungen zu der Sekte auf das Virus testen.

Abgesperrter Komplex in Daegu
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Die Wohnblöcke in Daegu sind abgesperrt

Allein am Freitag fiel laut Daegus Bürgermeister Kwon von rund 700 vorgenommenen Tests knapp ein Drittel positiv aus. Südkorea ist nach China das am stärksten vom Coronavirus betroffene Land. Dort gibt es derzeit knapp 6.800 Infektionsfälle. Die Zahl der Toten stieg laut Behörden zuletzt um zwei auf 44.

Desinfektion eines Flughafens in Südkorea
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Soldaten in Schutzanzügen desinfizieren in Daegue den Flughafen

Rückgang an Neuinfektionen in Hubei

Unterdessen wurden nach dem Einsturz eines Hotels im Osten Chinas rund 70 Menschen unter den Trümmern verschüttet. Das Hotel Xinjia in der Stadt Quanzhou sei am Samstag gegen 19.30 Uhr Ortszeit (12.30 MEZ) eingestürzt, wie die Verwaltung der Stadt in der östlichen Provinz Fujian mitteilte. Das 80-Zimmer-Hotel war erst kürzlich in eine Quarantänestation für Menschen umgewandelt worden, die Kontakt zu Coronavirus-Patienten hatten, wie es in Zeitungsberichten hieß.

In der chinesischen Provinz Hubei ist unterdessen die Zahl der neu registrierten Infektionen mit dem Coronavirus den dritten Tag in Folge zurückgegangen. Mit 74 neuen Fällen habe die Zahl der neuen Infektionen in dem bisherigen Epizentrum der Epidemie ihren niedrigsten Stand seit Anordnung der Quarantänemaßnahmen in der zentralchinesischen Provinz erreicht, teilte die Nationale Gesundheitskommission am Samstag mit. Im Rest des Landes seien 25 zusätzliche Infektionen nachgewiesen worden.

Flughafen in Hong Kong
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Der Flughafen von Hongkong ist so gut wie menschenleer

Die Gesundheitskommission meldete überdies 24 Infektionen bei aus dem Ausland Eingereisten. Die Zahl der Todesopfer durch die Epidemie stieg um 28 auf 3.070.

Italien schränkt Justiz bis Ende Mai ein

Im Kampf gegen die weitere Ausbreitung des Coronavirus stoppt Italien einen Teil der Arbeit der Gerichte. Zunächst für rund zweieinhalb Monate bis Ende Mai sollen zum Schutz der Menschen vor Infektionen Einschränkungen im Justizsystem möglich werden, etwa bei Prozessen und anderen öffentlichen Terminen, wie die Regierung am frühen Samstagmorgen in Rom mitteilte.

Prozesse zu nicht schweren Taten dürfen damit verschoben werden, wie Medien schrieben. Die Details sollten jeweils lokal bestimmt werden. Ausgenommen sind den Berichten nach zum Beispiel eilige Angelegenheiten, etwa in Bezug auf Festnahmen. Auch sollten mehr Anhörungen in Form von Videokonferenzen stattfinden, erläuterte Justizminister Alfonso Bonafede vor der Presse.

Das Dekret „wird die Verschiebung nicht dringender Anhörungen ermöglichen“, zitierte die Zeitung „La Repubblica“ den Minister. Ab sofort werde die Arbeit der Justizämter für zwei Wochen – wie in der Sommerpause – ausgesetzt. Ab dem 23. März gelten dann die neuen Möglichkeiten der Verschiebung.

Medizinisches Material darf eingezogen werden

Mit dem Dekret, das die Regierung am Freitagabend beschlossen hatte, sollen Menschen besser vor Ansteckung in Gerichtsgebäuden geschützt werden. Im Laufe der Woche hatte Italien bereits im ganzen Land die Schulen für zwei Wochen bis Mitte März geschlossen.

Zur Stärkung des Gesundheitswesens sagte das Kabinett die Einstellung von Personal für 20.000 Stellen zu, darunter Fachärzte und Krankenschwestern. Auch soll medizinisches Personal im Ruhestand wieder aktiviert werden, wie es hieß. Außerdem sollen Behörden bis zum Ende des Coronavirus-Notfalls sowohl medizinische Güter als auch Möbel etwa für Menschen in Quarantäne einziehen dürfen. Dafür soll an Eigentümer ein vor der Krise marktüblicher Preis gezahlt werden, hieß es. Italien hat die meisten SARS-CoV-2-Infektionen in Europa.

Ausdehnung von Quarantäne wird geprüft

Zwei Wochen nach Inkrafttreten der Quarantäne für elf Gemeinden der Lombardei und Venetiens, in denen der Infektionsherd lokalisiert wurde, prüft die Regierung am Samstag, ob diese für 50.000 Personen ausgedehnt werden soll. Angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionsfällen könnte die Sperrzone auf Teile der lombardischen Provinz Bergamo ausgedehnt werden. Dort wurden zuletzt viele neue Infektionsfälle gemeldet.

In Italien gab es bisher mehr als 5.800 Erkrankte sowie mehr als 230 Tote, berichteten die Behörden. In Kärntens Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien ist am Samstag das erste Coronavirus-Todesopfer gemeldet worden. Dabei handelt es sich um eine 87-jährige Seniorin.

Bank will 100 Mio. Euro spenden

Die italienische Großbank Intesa Sanpaolo will bis zu 100 Millionen Euro zur Bekämpfung der Virusepidemie spenden. „Wir sind bereit, bis zu 100 Millionen Euro zu spenden und sie dem Land für spezifische Projekte zur Verfügung zu stellen, die zur Bewältigung der gesundheitlichen Notlage notwendig sind“, sagte Bankchef Carlo Messina der Tageszeitung „Corriere della Sera“.

Zudem werde Intesa Sanpaolo Unternehmen fünf Milliarden Euro an Krediten zur Verfügung stellen, davon rund eine Milliarde für den Tourismussektor. Dieser Betrag könne verdoppelt werden, wenn Rom staatlich abgesicherte Garantien für die neuen Kreditlinien anbiete.

EU-Kommission gibt Italien Rückendeckung

Rückdeckung für ein milliardenschweres italienisches Hilfspaket gegen die Coronavirus-Epidemie kam unterdessen von der EU-Kommission. Die dafür veranschlagten Ausgaben würden nicht herangezogen werden, wenn Brüssel die Einhaltung der EU-Budgetregeln durch Italien prüfe, schrieben Kommissionsvize Valdis Dombrovskis und Wirtschaftskommissar Paolo Gentiloni am Samstag in einem Brief an den italienischen Finanzminister Roberto Gualtieri.

Italien hatte am Donnerstag für den Kampf gegen den neuartigen Erreger und zur Unterstützung von betroffenen Familien und Unternehmen einen 7,5 Milliarden Euro schweren Hilfsplan aufgelegt. 6,35 Milliarden davon sollen über neue Schulden finanziert werden. Das Haushaltsdefizit für 2020 steigt dadurch von 2,2 auf 2,5 Prozent der Wirtschaftsleistung.

Chef von Regierungspartei positiv getestet

Der Vorsitzende der in Italien mitregierenden Sozialdemokraten, Nicola Zingaretti, hat sich mit dem Coronavirus angesteckt. „Auch ich habe das Coronavirus“, sagte der Chef der Partito Democratico (PD) in einem auf Facebook am Samstag verbreiteten Video. Er habe sich zu Hause selbst unter Quarantäne gestellt. Alle Personen, mit denen er in den vergangenen Tagen Kontakt gehabt habe, seien informiert worden, damit sie sich untersuchen lassen. Es gehe ihm gut, sagte Zingaretti.

Malta meldete unterdessen seinen ersten Fall einer Infektion mit dem Coronavirus. Ein zwölfjähriges italienisches Mädchen, das auf Malta lebe, sei positiv getestet worden, teilte Gesundheitsminister Chris Fearne mit. Das Mädchen sei im Krankenhaus, es gehe ihm gut. Die Zwölfjährige war mit ihrer Familie im Februar aus Norditalien über Rom nach Malta zurückgekehrt. Symptome habe sie am Freitag gezeigt.

Weitere Todesopfer in Spanien

Spanien meldete derweil fünf weitere Todesopfer durch das neuartige Coronavirus. Damit starben in dem EU-Land bereits acht Menschen durch die Epidemie. Bei den neuen Todesopfern handelte es sich nach Behördenangaben um eine 87-jährige Frau in Badalona nahe Barcelona, einen ebenfalls 87-jährigen Mann in Zaragoza im Nordosten Spaniens sowie drei ältere Menschen aus der Region Madrid.

Einer von ihnen, ein 76-jähriger Mann, hatte zuvor ein Seniorenzentrum in Valdemoro südlich von Madrid besucht. Nach dem Tod einer mit dem Coronavirus infizierten 99-jährigen Frau diese Woche, die eine Tagespflegeeinrichtung in Madrid besucht hatte, ordneten die Gesundheitsbehörden eine einmonatige Schließung aller 213 Tagespflegeeinrichtungen und Vollzeitseniorenheime an. Die Regionalregierung von Madrid begründete die Entscheidung mit der besonderen Anfälligkeit älterer Menschen für die Atemwegserkrankung Covid-19 und eine „außerordentliche und unmittelbare Bedrohung für die öffentliche Gesundheit“.

Nil-Schiff mit 165 Menschen in Quarantäne

Nachdem mehrere Crew-Mitglieder positiv auf das Coronavirus getestet worden waren, stand am Samstagnachmittag ein Nil-Kreuzfahrtschiff mit etwa 165 Menschen an Bord im Süden Ägyptens unter Quarantäne. Neben der ägyptischen Besatzung befänden sich auch Touristen aus Frankreich, Indien und Amerika auf dem Schiff, hieß es aus Behördenkreisen in der Stadt Luxor. Das Schiff war aus Assuan gekommen. Nach Angaben der Gewerkschaft der Touristenführer in Luxor handelt es sich um die „MS River Anuket“.

Das ägyptische Gesundheitsministerium hatte am Freitag lediglich bekanntgegeben, dass zwölf Crew-Mitglieder eines Nil-Schiffs positiv auf das Virus getestet worden waren. Sie hätten aber keine Symptome gezeigt. Offiziell haben sich im bevölkerungsreichsten Land Nordafrikas lediglich 15 Personen mit dem Coronavirus infiziert.

Zudem stieß auch das Kreuzfahrtschiff „MSC Opera“ mit über 2.000 Menschen an Bord wegen möglicher Coronavirus-Gefahr in mehreren Mittelmeer-Häfen auf Probleme. Das Schiff lief am Samstag in Messina auf Sizilien ein, wie die Nachrichtenagentur Ansa schrieb. Allerdings waren sich die Behörden dort nicht einig, ob die Passagiere an Land gehen sollten.

Irak will Grenzen zu Iran sperren

Auch im Iran ist die Zahl der Neuinfektionen sprunghaft angestiegen. Das Gesundheitsministerium teilte mit, dass bis zum Samstag binnen 24 Stunden mehr als tausend Menschen positiv auf das Coronavirus getestet wurden. Insgesamt seien jetzt 5.823 Infektionsfälle bekannt. Die Zahl der Menschen, die infolge der Infektion gestorben sind, stieg um 21 auf insgesamt 145.

Im Irak rief die Regierung seine Bürger im benachbarten Iran dazu auf, in die Heimat zurückzukehren. Ab Mitte des Monats würden die Grenzübergänge zum Iran geschlossen, hieß es in einer Mitteilung. Der Irak und der Iran haben eine fast 1.500 Kilometer lange gemeinsame Grenze. Die irakischen Flughäfen blieben allerdings geöffnet.