Am Sonntag stieg die Zahl positiv getesteter Personen auf über 100. Das ging aus Angaben des Gesundheitsministeriums hervor. Am Samstagabend war die Zahl bei mehr als 80 gelegen. In ganz Österreich wurden bisher 4.509 Personen auf das neuartige Coronavirus getestet. „Wir werden auch die Unterstützung der Bevölkerung für die Maßnahmen brauchen“, so Kurz.
Nicht nur die Politik könne handeln. Wichtig sei auch, dass jeder seinen Beitrag leisten könne. Kurz nannte als Beispiel, dass man nicht zum Arzt gehe, sondern die Notfallnummer wähle, wenn man selbst betroffen sei. Man könne jedoch auch mithelfen, indem man nicht in die betroffenen Gebiete, etwa nach Norditalien, reise. Auch könne man soziale Kontakte beschränken, wenn man in einem solchen Gebiet war.
Gegen Hamsterkäufe und Masken in der Öffentlichkeit
Dass Menschen sich Sorgen machten, sei aber normal. Panik sei nicht angebracht. Hamsterkäufe seien aber genauso wenig angebracht, wie mit Mundmasken in die Öffentlichkeit zu gehen. Bei den bisherigen Verdachts- und Krankheitsfällen habe man es mit Menschen zu tun, die kooperierten. Man werde aber täglich beurteilen müssen, welche Maßnahmen zu treffen seien, verwies der Kanzler auf den Einsatzstab.
„Wir leben in einer Demokratie und glauben, dass Transparenz wichtig ist und nichts zu verschweigen“, so Kurz weiter. In Italien werde das öffentliche Leben heruntergefahren, da müsse man der Bevölkerung eine realistische Einschätzung geben.
„Jeder Tag hilft uns“
„Was wir verhindern müssen, ist, dass es eine rasche Ausbreitung des Coronavirus gleichzeitig mit der Grippewelle gibt“, sagte Kurz. Andernfalls würde das Gesundheitssystem an seine Kapazitätsgrenzen stoßen. Derzeit gebe es zusätzlich zu den Coronavirus-Infektionen nämlich noch über 100.000 Grippepatienten. „Jeder Tag, den wir jetzt gewinnen, in der Ausbreitung, hilft uns, was unsere medizinischen Kapazitäten betrifft.“
Auch Italien strenge sich an, „weil ihnen sonst das Gesundheitssystem zusammenbricht“. Man werde auch weitere Maßnahmen setzen, damit das Gesundheitssystem eben nicht überlastet wird. Dagegen sollen etwa Gesundheitschecks an der Grenze zu Italien helfen. Weniger Italiener reisten dann „zu uns, und weniger Österreicher reisen nach Italien“, so Kurz. Die Nachvollziehbarkeit der Ansteckung ist derzeit noch wichtig. Ziel sei es, so lange wie möglich bei Fällen zu beobachten und nachzuvollziehen, mit wem die betroffene Person Kontakt hatte. Je mehr Fälle, desto schwieriger werde allerdings die Zurückverfolgung. Man versuche, dass es keinen Peak gebe, also zu viele gleichzeitig Infizierte.
Maßnahmen gegen das Coronavirus
Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) spricht in der Pressestunde von möglichen weiteren Maßnahmen gegen die Ausbreitung des Coronavirus.
Auch das „Wann“ bei Maßnahmen entscheidend
Die Schließung von Schulen und Universitäten sowie die Einschränkung von Großveranstaltungen sei sehr genau zu überlegen. Wichtig sei nämlich auch dabei, wann man solche Maßnahmen setze. Kurz sprach dabei auch das volkswirtschaftliche Problem der Einschränkung des öffentlichen Lebens an.
„Es ist natürlich davon auszugehen, dass wir weitere Maßnahmen setzen müssen. Auch im Kontakt mit anderen europäischen Partnern.“ So gebe es eine totale Einschränkung des Austausches mit betroffenen Gebieten in Norditalien, aber etwa auch in China und im Iran, verwies Kurz auf die bereits gesetzen Maßnahmen etwa im Flugverkehr.
„Herausforderndes Jahr“ erwartet
Wichtig seien aber auch Maßnahmen, „um das Virus in unserer Gesellschaft einzudämmen, aber zum richtigen Zeitpunkt in der richtigen Dosierung“, so der Kanzler. Man sei gut auf alle Szenarien vorbereitet. Die Bundesregierung sei gut aufgestellt. "2020 wird jedoch trotzdem ein herausforderndes Jahr. Auch an Österreich werde das wirtschaftlich nicht ohne Spuren vorübergehen. Man wolle Unternehmen unterstützen – Kurz nannte etwa die Kurzarbeit bei der AUA –, damit diese sicherstellten, dass die Arbeitsplätze in Österreich erhalten und sicher blieben.
Wirtschaftliche Auswirkungen des Coronavirus in Italien
Kanzler Sebastian Kurz darüber, wie sich die Coronavirus-Situation wirtschaftlich auf Italien auswirken könnte.
Kapsch warnt vor überzogenen Maßnahmen
Der Präsident der Industriellenvereinigung (IV), Georg Kapsch, ging indes nicht von größeren Schäden durch das Coronavirus aus. Allerdings warnt er im Interview mit der Tageszeitung „Der Standard“ vor überzogenen Maßnahmen wie Betriebsschließungen, denn dann könnte der Ausfall erheblich werden. „Von einer Rezession in Österreich gehe ich nicht aus, außer die Hysterie entwickelt sich noch weiter“, so Kapsch.
Aber: „Wenn wegen einiger weniger Fälle Produktionen eingestellt werden und damit Wertschöpfungsketten in Europa zum Erliegen kommen, dann kann der Ausfall schon größer werden. Wenn die Irrationalität des Handelns noch größer wird, kann das Virus noch erhebliche Effekte haben.“ Es sei jedoch noch nicht so weit, dass die Regierung jetzt konjunkturell gegensteuern müsse.