Börse in New York
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Handel kurz ausgesetzt

Kurssturz auch an der Wall Street

Die Furcht vor den wirtschaftlichen Folgen des Coronavirus und der Sturz des Ölpreises haben Börsen weltweit auf Talfahrt geschickt. Die US-Börsen nahmen am Montag mit großen Verlusten den Handel auf. Kurz nach Handelsstart notierte der Dow Jones mit einem Minus von 7,20 Prozent, er schloss am Abend mit einem Minus von 7,8 Prozent. An der Wall Street wurde der Aktienhandel für 15 Minuten ausgesetzt.

In Europa sprachen Händler von einem schwarzen Montag. Anleger befürchten schwere Auswirkungen der Virusepidemie auf das Wirtschaftswachstum. Die europäischen Aktienmärkte konnten am Montagnachmittag die anfänglich großen Verluste zu Handelsbeginn nur geringfügig aufholen und tendierten weiterhin tief in der Verlustzone.

Der 50 führende Unternehmen der Euro-Zone umfassende Euro Stoxx 50 sackte am Montag um 8,45 Prozent auf 2959,07 ab. Der DAX in Frankfurt notierte nach Börsenschluss mit einem erheblichen Minus von 7,9 Prozent. Die Wiener Börse verzeichnete ebenso große Abgaben, der ATX rutschte am Montag um neun Prozent ab. Der FTSE 100 der Börse London gab rund 7,7 Prozent nach. Schwer getroffen wurde auch der italienische Leitindex FTSE MIB, der um mehr als elf Prozent nachgab. Auch an anderen europäischen Börsen gab es vergleichbare Kursstürze.

Ölpreise mit stärkstem Einbruch seit 1991

Wesentlicher Grund für den Kursrutsch ist das Nachgeben des Ölpreises. Saudi-Arabien hat nach dem Scheitern der Gespräche zwischen der OPEC und Russland über eine gemeinsame Förderbremse seine Produktion stark hochgefahren und Russland einen Preiskrieg erklärt.

Grafik zeigt Entwicklung des Ölpreises
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: APA

Der Ölpreis brach in der Nacht auf Montag um 30 Prozent ein – der größte Rückgang seit Jänner 1991 zu Beginn des ersten Golfkrieges. Die Ölpreise sind zum Wochenauftakt auf den tiefsten Stand seit Anfang 2016 zurückgefallen. In der Spitze rutschte der US-Ölpreis bis auf 27,34 Dollar und der für Brent-Öl auf 31,02 Dollar ab.

Verunsicherung belastet auch Investorenvertrauen

Belastet wurden hiervon vor allem die Ölwerte im Euro Stoxx 50. Die Aktien des italienischen Ölkonzerns ENI verloren zu Mittag etwa mit 17,52 Prozent stark. Im britischen FTSE 100 sackten die Papiere der Ölkonzerne BP (minus 17,43 Prozent) und BHP Group (minus 13,86 Prozent) ebenso deutlich ab.

Im DAX fielen die Anteilsscheine der Deutschen Bank zu Handelsbeginn mit Verlusten von rund 15 Prozent auf ein historisches Tief. Bis zum frühen Nachmittag konnten die Deutsche-Bank-Titel etwas aufholen. Sie tendierten jedoch nach wie vor mit einem Minus von 11,95 Prozent tief in der Verlustzone. Hierzulande litten unter den fallenden Ölpreisen die Aktien des heimischen Öl- und Gasriesen OMV. Sie sackten um annähernd elf Prozent auf 30,71 Euro ab.

Die zunehmende Verunsicherung der Anleger äußert sich auch in den am Vormittag vorgelegten aktuellen Daten zum Sentix-Investorenvertrauen. Das Barometer fiel im März bisher um 22,3 Punkte auf minus 17,1 Zähler. Das ist der stärkste Rückgang innerhalb eines Monats seit Beginn der Erhebung und der niedrigste Wert seit April 2013. Der Sentix-Index gilt als erster wichtiger Frühindikator für den laufenden Monat. „Die Verunsicherung ist hoch und die Perspektiven für Konjunktur und Märkte schwer abzuschätzen, zumal jetzt noch die Ölpreise kräftig fallen“, schrieb Analyst Ralf Umlauf von der deutschen Landesbank Helaba.

Herbe Verluste an asiatischen Börsen

Bereits im asiatischen Handel wurden aufgrund dessen herbe Verluste verzeichnet. Der Tokioter Aktienmarkt schloss zum Wochenauftakt tief in der Verlustzone. Der Nikkei-225 Index stürzte um 5,07 Prozent ab. Damit fiel er den erstmals seit über einem Jahr unter die psychologisch wichtige Marke von 20.000 Punkten. Der Topix Index sackte um 5,61 Prozent ab. Aber auch Futures auf die US-Indizes signalisierten zuletzt einen Einbruch.

Auch Coronavirus wirkt sich aus

Ebenfalls im Zentrum des Marktgeschehens bleibt der sich weiterhin auf die Wirtschaft auswirkende Coronavirus. Am Freitag hatten Fachleute bereits erste Schätzungen zu seinen Folgen für die Weltwirtschaft präsentiert: So soll sich in China das Wachstum im laufenden Quartal annähernd halbieren.

Milliardenschwere Hilfen

Der Internationale Währungsfonds (IWF) stellte indes milliardenschwere Hilfen für betroffene Länder in Aussicht. Für ärmere Staaten und Schwellenländer stünden bis zu 50 Milliarden Dollar (44 Mrd. Euro) bereit, teilte IWF-Chefökonomin Gita Gopinath am Montag mit. Das Geld könne über verschiedene Kreditlinien fließen, darunter auch kurzfristig verfügbare Notfallfinanzierungen. Es müsse aber auf jeden Fall eine international abgestimmte Antwort auf die globale Epidemie geben, um schwächeren Ländern zu helfen.

Die US-Notenbank Fed weitete ebenso ihre Hilfsmaßnahmen aus. Knapp eine Woche nach einer Zinssenkung erhöht sie ihre Geldspritzen für das Finanzsystem. Wie die regionale Fed von New York mitteilte, steigt das Volumen ihrer Übernachtgeschäfte mit den Banken von bisher 100 auf mindestens 150 Milliarden US-Dollar (132 Mrd. Euro). Das heißt, die Banken bekommen entsprechend mehr Geld für einen Tag. Das Volumen ähnlicher Geschäfte mit 14-tägiger Laufzeit werde von 20 auf 45 Mrd. Dollar erhöht. Die Änderungen gelten zunächst bis 12. März.

In Russland reagierten Regierung und Zentralbank auf den Fall des Rubels und kündigten Maßnahmen zur Stützung der Landeswährung an. Die Zentralbank sagte, sie werde die Devisenkäufe für 30 Tage einstellen. Weitere Instrumente zur Wahrung der Finanzstabilität würden eingesetzt, sobald das nötig sei. Das Finanzministerium kündigte an, Devisen zu verkaufen, sollte der Ölpreis unter der Schwelle von 42 Dollar (37 Euro) pro Barrel (159 Liter) bleiben.