Leere Supermarktregale, lange Schlangen an den Kassen und übervolle Parkplätze: Solche Bilder wurden am Freitag vielfach über Soziale Netzwerke und Messenger geteilt. Die Verunsicherung, wie es in den kommenden Tagen weitergeht, trieb die Leute am Freitag noch einmal verstärkt in die Lebensmittelgeschäfte. Dass sie dort bisweilen auf leere Regale trafen, liegt laut dem Lebensmittelhandel aber nicht daran, dass die Vorräte aufgebraucht wären.
„Unsere Lagerhäuser sind immer gut bestückt“, hieß es etwa von Spar-Presseprecherin Nicole Berkmann am Freitag gegenüber ORF.at. Auch für die kommenden Wochen sehe die Versorgungslage „sehr gut“ aus. „Wir haben alles, was wir brauchen, vorrätig – auch weiterhin“, so Berkmann. Und der Lebensmittelhändler mit rund 1.550 Filialen in ganz Österreich habe auch „bei den Herstellern reichlich nachgeordert“.
Regale sollen nur kurz leer bleiben
Ganz ähnlich äußerte sich am Freitag auch der REWE-Konzern. „Es ist genug da, wir haben alles auf Lager“, sagte Pressesprecher Paul Pöttschacher gegenüber ORF.at. Die Grundversorgung sei auf jeden Fall gesichert. Wenn Regale zurzeit leer seien, liege das oft auch daran, dass die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter mit dem Nachschlichten nicht nachkämen. Viele Waren, die am Vormittag nicht mehr im Regal lägen, seien bereits am Nachmittag wieder für die Kundinnen und Kunden verfügbar.
Tatsächlich war der Andrang am Freitag in manchen Märkten so groß, dass die Filialen Blockabfertigung einführen mussten. Allein schon deshalb, um nicht zu viele Menschen auf engem Raum zusammenkommen zu lassen.
Sonderschichten in Großlagern
Sowohl bei Spar als auch bei REWE betont man, dass die meisten Märkte zumindest einmal am Tag beliefert würden, manche auch mehrmals. Zurzeit würden auch in den Großlagern genug Waren liegen, um die Frequenz aufrechtzuerhalten. Die Herausforderung sei aber auch hier wie in den Filialen selbst, die Produkte auszuliefern.

Laut REWE-Sprecher Pöttschacher legen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter in den zehn heimischen Großlagern Sonderschichten ein. Darüber hinaus haben laut Pöttschacher auch die heimischen Lebensmittelproduzenten ihre Kapazitäten erhöht. So hätten etwa die Molkereien auf die gesteigerte Nachfrage reagiert.
Nachfrage in Supermärkten und Apotheken hoch
Am Freitag kauften viele Menschen in Supermärkten und Apotheken ein. Die Handelsketten raten von Hamsterkäufen ab, denn die Lager seien gut gefüllt und Produkte daher auch weiterhin erhältlich.
Laut Pötschacher nutzt der Lebensmittelhandel auch aus, dass das Fahrverbot am Sonntag zurzeit ausgesetzt ist. Die Maßnahme gab am Freitag Verkehrsministerin Leonore Gewessler (Grüne) bekannt. Um die Versorgungssicherheit mit medizinischen Produkten und Waren des täglichen Bedarfs im Lichte der Krise zu gewährleisten, werden die Wochenendfahrverbote für Lkws ab 7,5 Tonnen österreichweit per sofort ausgesetzt, so das Ministerium.
Der Handelsverband bedankte sich zudem bei den Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern. Indem sie die Versorgung sicherstellen, würden sie Österreich einen „unverzichtbaren Dienst“ erweisen. Für jene mit Kindern werde die bestmögliche Betreuung seitens der Regierung sichergestellt, wie der Geschäftsführer des Verbands, Rainer Will, betonte.
Supermärkte bleiben geöffnet
Noch ein Punkt ist dem heimischen Lebensmittelhandel wichtig: Hamsterkäufe seien auch deshalb nicht sinnvoll, da die Lebensmittelgeschäfte auf jeden Fall geöffnet blieben. „Wir werden heute, morgen, aber auch am Montag wie gewohnt geöffnet haben“, sagte Pöttschacher. „Wir werden selbstverständlich geöffnet halten, und das auch nächste Woche“, so Spar-Sprecherin Berkmann. Es werde auch zu keiner Verkürzung der Öffnungszeiten kommen.
Der Lebensmittelhandel widersprach damit auch vehement im Internet und auf Messenger-Diensten kursierenden Falschmeldungen über anstehende Supermarktschließungen. Auch Innenminister Karl Nehammer (ÖVP) versicherte am Freitag im Ö1-Mittagsjournal erneut, dass Lebensmittelgeschäfte, Banken und Apotheken „selbstverständlich“ geöffnet blieben. Wie bereits am Vortag trat er „Fake News“ entgegen, die anderes behaupteten – Audio dazu in oe1.ORF.at.
Auch Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP) beruhigte am Freitagnachmittag in einer Pressekonferenz: Supermärkte, Apotheken, Banken und ähnlich wichtige Geschäfte blieben offen, versicherte der Kanzler.
Apotheken haben Monatsbedarf auf Lager
Ähnlich wie der heimische Lebensmittelhandel sieht denn auch die Apothekerkammer hinsichtlich der Versorgungssicherheit aktuell keinen Grund für Beunruhigung. In jeder Apotheke würde ein durchschnittlicher Monatsbedarf an Medikamenten gelagert, so die Apothekerkammer gegenüber ORF.at. Beim Großhandel würden noch einmal Vorräte für etwa zwei, drei Wochen liegen und die Industrie permanent nachliefern.
Eine Unbekannte besteht allerdings zurzeit: Da viele Wirkstoffe oft nur an wenigen Standorten – zumeist in Asien – produziert werden, könnten hier auf die Lieferketten noch größere Herausforderungen zukommen. Noch habe sich die Situation durch das Coronavirus aber nicht verändert, so die Apothekerkammer. Und generell hätten die Apotheken „sehr viel Übung mit Lieferengpässen“.
„Wer Hilfe braucht, der bekommt sie in der Apotheke“
Die Apothekerkammer beruhigte auch angesichts von Schließungsängsten. „Wir sind immer für Sie da, egal wie sich die Corona-Pandemie entwickelt“, so deren Präsidentin Ulrike Mursch-Edlmayr am Freitag in einer Aussendung: „Wer Hilfe braucht, der bekommt sie in der Apotheke. Dieses Berufsethos der rund 6.200 Apothekerinnen und Apotheker in Österreich hat selbstverständlich auch – und vor allem – in Krisen wie der jetzigen absolute Gültigkeit.“
Die Versorgungsgarantie der Apotheken gelte auch gegenüber all jenen Menschen, die das Haus nicht verlassen können oder dürfen. „Die Apotheken kommen ihrem Auftrag für die Arzneimittelversorgung nach und bieten daher in Notfällen unkomplizierte Zustellung bis an die Haustüre an. Dies gilt vor allem zu den Betriebszeiten der Apotheken, in vielen Regionen Österreichs ist eine Notfallzustellung auch 24 Stunden, sieben Tage in der Woche möglich“, so die Apothekenkammer.