Einkaufen im Supermarkt
ORF.at/Lukas Krummholz
Appell gegen Hamsterkäufe

„Es ist von allem genug da“

Seit Montag wird im Kampf gegen das Coronavirus der Ausgang drastisch eingeschränkt. Der Lebensmittelhandel bleibt geöffnet – und Hamsterkäufe sind nicht notwendig, wie die Händler betonen. „Es ist von allem genug da“, hieß es seitens REWE, Spar, Hofer und Lidl.

Eine Rationierung von Produktgruppen sei nicht geplant, hieß es. Die Waren werden laufend nachgefüllt, auch genug Frischware sei vorhanden. Mittlerweile hilft dabei sowohl in den Zentrallagern von Spar und REWE das Bundesheer mit. Im Spar-Lager in Graz etwa wurde am Wochenende das Personal durch diese Hilfe auf 200 Personen verdoppelt. Ab Montag werde die Unterstützung des Heeres österreichweit noch ausgeweitet, so Oberstleutnant Kurt Hutter gegenüber der ZIB Spezial.

Auch bei REWE wird am Sonntag in Sonderschichten durchgearbeitet, damit die Filialen in den nächsten Wochen wieder gut bestückt sind: „Wir sind auf verstärkte Nachfrage vorbereitet, wir haben die Anlieferungen verstärkt, die Filialen und Märkte sind gut versorgt und werden das auch bleiben, da die Nachbestellungen der Lage angepasst sind – wir können somit entsprechende Mengen rasch bereitstellen.“

Bundesheer unterstützt Lebensmittelhandel

Reingard Diermayr (ORF) berichtet aus Tirol, Christian Prates (ORF) aus Graz und Lisa Veits (ORF) aus Wien.

Was aber gebraucht wird, sind Aushilfskräfte – aufgerufen sind unter anderem auch Studierende, Oberstufenschüler, Beschäftigte aus dem Handel, der Gastronomie oder der Hotellerie. „Unsere Rekrutierungsstellen sind auch am Wochenende besetzt“, so eine REWE-Sprecherin. Hofer und Lidl suchen aufgrund der Ausnahmesituation ebenfalls nach Aushilfskräften. Bewerbungsgespräche seien via Videotelefonie und WhatsApp möglich, so Lidl-Österreich-Chef Alessandro Wolf.

Onlineshops überlastet

Großen Andrang gab es bei den Onlinelieferdiensten von Billa und Interspar. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, alle Aufträge zu erfüllen, können aber Verzögerungen nicht vermeiden“, schreibt Billa auf seiner Website. Am Samstag hieß es, dass bereits alle Liefertermine ausgebucht seien. Weitere Termine werden in den nächsten Tagen freigeschaltet. Grundsätzlich bietet Billa eine österreichweite Zustellung an.

Leergeräumte Regale in einem Wiener Supermarkt
ORF.at/Nadja Igler
Am Freitag hatte es vielerorts in Österreich Hamsterkäufe gegeben

Die Supermarktkette liefert derzeit nur übliche Haushaltsmengen. Aufgrund der hohen Nachfrage gilt eine allgemeine Gewichtsbeschränkung von maximal 100 Kilogramm pro Bestellung. Billa kann auch Gebiete, welche aktuell unter Quarantäne stehen, nicht beliefern.

Keine neuen Zustellfenster bei Spar

Interspar beliefert aus dem Webshop derzeit Wien, Salzburg Stadt und Umgebung sowie Teile von Niederösterreich und Burgenland. Für Salzburg ist derzeit der nächste Liefertermin am 25. März, für neue Bestellungen in Wien gibt es vorerst keine Liefertermine. „Wir können die Zustellfenster für die Onlinebestellungen leider nicht so einfach erweitern. Das geht organisatorisch nicht“, hieß es von Spar auf APA-Anfrage. Die Supermarktfilialen haben in der nächsten Woche uneingeschränkt geöffnet.

Bei den Essenszustellern Lieferando und Mjam lagen die Zustellzeiten in Wien, Linz und Salzburg Stadt am Sonntag zu Mittag zwischen regulären 30 und 60 Minuten. Als Vorsichtsmaßnahme akzeptieren die Essenslieferdienste derzeit keine Barzahlungen und stellen das Essen vor der Tür ohne Kundenkontakt ab. „Nach unserem Informationsstand dürfen Restaurants weiter kochen und ausliefern, nur keine Gäste empfangen. Heißt, unsere Flotte darf auch weiter operieren“, so Mjam-Geschäftsführer Artur Schreiber zur APA. Die Situation sei „aber dynamisch und kann sich ändern“.

Städte richten Hilfsservices ein

Die Stadt Wien richtete unterdessen eine Hotline für all jene ein, die Unterstützung benötigen und sie nicht andernorts organisieren können. Unter 01/4000-4001 können sich ältere Menschen und Hilfsbedürftige melden, wenn sie Unterstützung brauchen – etwa für die Besorgung von Lebensmitteln und Medikamenten, aber nicht selbst in einen Supermarkt oder eine Apotheke gehen wollen bzw. können, um sich nicht der Gefahr einer Ansteckung auszusetzen. Ein ähnliches Service richteten Graz und Eisenstadt ein – mehr dazu in steiermark.ORF.at und in burgenland.ORF.at.

Bereits seit einigen Tagen erobert die „#Nachbarschaftschallenge“ die Sozialen Netzwerke. Junge, weniger gefährdete Menschen bieten älteren Nachbarn Hilfe an. Die Idee ist einfach: Im Wohnhaus wird ein Zettel aufgehängt, auf dem Mitbewohner informiert werden, dass man mit Rat und Tat zur Seite steht und älteren Personen Erledigungen und Einkäufe abnimmt. Das ganze freilich unter der Einhaltung der Grundregeln: Der persönliche Kontakt sollte kurz gehalten werden, auf die notwendige Distanz ist zu achten.

Auch Arzneimittelversorgung aktuell gesichert

Auch vom Hamstern von Arzneimitteln sollen die Österreicherinnen und Österreicher absehen. Die Apotheken bleiben offen, ebenso Geschäfte für medizinische Produkte und Heilbehelfe. Das Bundesamt für Sicherheit im Gesundheitswesen (BASG) betonte, dass laut Informationen der Pharmaunternehmen und des Großhandels die Versorgung mit Arzneimittel derzeit gesichert sei. Es bestehe keine Notwendigkeit, sich mit Arzneimittel einzudecken. Kauf und Abgabe in Apotheken sollen nur in einem geregelten und dem Zweck und Bedarf entsprechenden Rahmen mit notwendigen Mengen stattfinden.

Leeres Lokal vor Stephansdom
AP/Ronald Zak
Die Straßen und Plätze sollen ab Montag leer bleiben, die Kaffeehäuser und Restaurants bleiben ohnehin geschlossen

Maßnahmen ab Montag

Ab Montag treten die Maßnahmen zur Eindämmung des Virus in Kraft. Unter anderem müssen nicht essenzielle Geschäfte für eine Woche schließen. Ausgenommen sind der Lebensmittelhandel, Apotheken, Drogerien, Post, Banken und andere Geschäfte, die für die Grundversorgung notwendig sind. Ausnahmen gibt es etwa auch für Trafiken und Tankstellen. Auch der Tierfutterhandel bleibt offen. Ebenso dürfen Geschäfte öffnen, die Sicherheits- und Notfallprodukte sowie Wartungsarbeiten anbieten.

Grafik zu Ausgangsbeschränkungen
Grafik: APA/ORF.at; Quelle: Bundeskanzleramt

Ein Versammlungsverbot wird gelten. Spiel- und Sportplätze werden geschlossen. Auch Lokale und Restaurants dürfen nun gar nicht mehr öffnen. Das Haus soll nur noch verlassen werden für Berufsarbeit, die nicht aufzuschieben ist, dringende Besorgungen wie Lebensmittel und, um anderen Menschen zu helfen, so Bundeskanzler Sebastian Kurz (ÖVP). Man kann sich zwar abseits der drei Ausnahmen weiterhin im öffentlichen Raum aufhalten, etwa für Spaziergänge, allerdings nur alleine oder mit Personen, mit denen man zusammenlebt.

Der öffentliche Verkehr bleibt aufrecht. Der Betrieb an den Schulen wird stark heruntergefahren, spätestens mit Montag müssen auch alle Universitäten den Lehrbetrieb eingestellt haben. Unternehmen wurden angehalten, ihren Mitarbeitern und Mitarbeiterinnen – wo möglich – Teleworking zu ermöglichen.