Mitarbeiter neben Notfallzelten im Brescia-Spital
AP/Luca Bruno
Coronavirus

Zahl der Todesfälle in Italien stark gestiegen

Trotz drakonischer Vorbeugungsmaßnahmen nimmt die Zahl der Coronavirus-Todesopfer in Italien weiterhin zu. Am Sonntag wurden 368 zusätzliche Todesfälle gemeldet, das sind fast doppelt so viele wie am Vortag.

Insgesamt stieg die Zahl der Todesopfer in Italien seit Beginn der Epidemie am 21. Februar auf 1.809, teilte der Zivilschutz am Sonntag in Rom mit. Die Infektionen kletterten um 2.853 auf 20.603. Auf den Intensivstationen lagen 1.372 Personen. Doch es sind auch viele wieder gesund geworden: 2.335 Personen sind genesen.

Die Lombardei ist mit 1.218 Todesopfern die am stärkste betroffene Region. Der Gesundheitsbeauftragte der Region Lombardei, Giulio Gallera, sprach von einem Anstieg der Infektionen, der zwar stark, jedoch nicht exponentiell sei. In der Region warnte man auch erneut vor dem Zusammenbruch des Gesundheitssystems. Angesichts der zunehmenden Zahl von Infektionen seien die Plätze auf den Intensivstationen durchaus knapp geworden.

Sorge um Gesundheitskapazitäten

„Wir stehen an einem Punkt, wo es bald kein Zurück gibt. Jeder Tag wird schwieriger. Es gibt Tage, an denen nur noch sieben Plätze auf der Intensivstation zur Verfügung stehen“, so Gallera. Er beklagte einen Mangel an Sanitätern, Atemschutzmasken und an weiterem medizinischen Material in der Region. Es gebe keine Rettungswagen mehr, um Patienten in Krankenhäuser der Nachbarregionen zu bringen.

„Wir bewirken Wunder, indem wir zusätzliche Plätze auf den Intensivstationen schaffen“, sagte der lombardische Präsident Attilio Fontana. Er lobte das unermüdliche Engagement der Sanitäter für die Patienten. Ärzte aus China und Venezuela seien in Italien eingetroffen, um ihren lombardischen Kollegen Hilfe zu leisten.

Drei Monate Haft drohen

Die Vorschriften der italienischen Regierung, um das Virus einzudämmen, sind rigoros. Das ganze Land wurde am Donnerstag unter zweiwöchige Quarantäne mit Sperre von Geschäften und Lokalen gestellt. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, verletzt Paragraf 650 des Strafgesetzbuches, der Missachtung von Behördenverordnungen ahndet. Dabei drohen drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 206 Euro. Die Behörden kontrollieren die Einhaltung der Vorschriften streng. Bisher wurden 20.003 Personen wegen Verstößen angezeigt.

Korrespondenten in Italien, Spanien und Frankreich

Die ORF-Korrespondenten erlauben einen Blick auf die Lage im europäischen Ausland.

Am Samstagabend rief die Regierung Italiens Bevölkerung auch zu einer noch strengeren Einhaltung des Reiseverbots auf. Personen, die in einer anderen Region als die eigenen Familienangehörigen leben oder studieren, sollen den Ort nicht verlassen, an dem sie sich befinden, hieß es in einem Regierungsschreiben. „Wer die eigenen Angehörigen liebt und im Interesse der Gemeinschaft müssen wir auf Reisen verzichten“, hieß es in der Pressemitteilung. So beschloss die Regierung am Samstag die Aussetzung von Nachtzügen auf der Nord-Süd-Achse. Der Flugverkehr wurde stark reduziert. Viele Airports wurden geschlossen.

Papst per Video

Auch Sardinien wurde unter komplette Quarantäne gestellt. Die italienische Regierung beschloss die Einstellung der Flug- und Fährenverbindungen zwischen der Insel und dem Festland. Lediglich Personen mit Genehmigung und Waren können zwischen Sardinien und Italien verkehren. Angeflogen wird die sardische Hauptstadt Cagliari nur vom Flughafen Rom Fiumicino.

Menschen vor dem Kolosseum in Rom
AP/Alessandra Tarantino
In ganz Italien gelten Ausgangssperren, aber auch Ausnahmen

Auch im Vatikan hinterlässt die Epidemie ihre Spuren. Papst Franziskus sprach am Sonntag zum zweiten Mal nicht wie üblich am Fenster seines Apostolischen Palasts direkt vor den Gläubigen das Angelus-Gebet. Das traditionelle Gebet wurde stattdessen per Video live aus dem Papstpalast übertragen. Auch der Petersplatz ist seit Dienstag geschlossen.