Streit über Impfstofffirma

Der deutsche Außenminister Heiko Maas hat den mutmaßlichen Versuch der US-Regierung kritisiert, das Tübinger Pharma-Unternehmen CureVac zu einem Standortwechsel in die USA zu bewegen. „Deutsche Forscher sind führend an der Entwicklung von Medikamenten und Impfstoffen beteiligt, in weltweiten Kooperationen. Wir können nicht zulassen, dass sich andere ihre Forschungsergebnisse exklusiv aneignen wollen.“

Das sagte der SPD-Politiker den Zeitungen der Funke-Mediengruppe (Montag-Ausgaben). Darüber habe er bereits mit seinen Kollegen aus Kanada, Südkorea, Brasilien und Australien gesprochen. Dies werde aber auch im Kreis der G7-Staaten zu bereden sein. „Dieses Virus werden wir nur gemeinsam besiegen, nicht gegeneinander“, betonte Maas.

Aufregung um angebliches Trump-Lockangebot

Zuerst hatte die Zeitung „Welt am Sonntag“ über Auseinandersetzungen um die Tübinger Impfstoff-Firma CureVac berichtet. US-Präsident Donald Trump versuche, deutsche Wissenschafter mit hohen finanziellen Zuwendungen nach Amerika zu locken oder das Medikament exklusiv für sein Land zu sichern, berichtete das Blatt unter Berufung auf Regierungskreise in Berlin.

Ein hochrangiger Vertreter der US-Regierung bestätigte den Zeitungsbericht gestern Abend (Ortszeit) nicht. Er teilte auf Anfrage mit, man kenne weder den Bericht der „Welt am Sonntag“ noch die zugrunde liegenden Informationen. Der US-Botschafter in Berlin, Richard Grenell, bezeichnete den Bericht auf Twitter als unwahr.

„Das falsche Signal“

Der deutsche Innenminister Horst Seehofer (CSU) sagte hingegen am Sonntag in Berlin: „Ich kann nur sagen, dass ich heute mehrfach gehört habe von Regierungsmitgliedern, dass dies zutrifft und dass wir da morgen im Krisenstab darüber reden.“ Wirtschaftsminister Peter Altmaier (CDU) lobte in der ARD-Sendung „Bericht aus Berlin“ gestern Abend die Tübinger Firma dafür, dass sie für die US-Avancen „nicht zur Verfügung steht“. Seit Jänner forscht CureVac an einem Impfstoff gegen das Coronavirus.

Auch aus dem Deutschen Bundestag kommt scharfe Kritik an den US-Begehrlichkeiten. „Jetzt einen Wettbewerb um Standortfragen loszutreten ist das falsche Signal. Das Virus macht nicht an Grenzen halt. Internationale Zusammenarbeit ist jetzt wichtig und nicht nationaler Eigennutz. Impfstoff darf, ebenso wie das Virus, nicht an Grenzen halt machen“, schrieb der Vorsitzende des Gesundheitsausschusses, Erwin Rüddel (CDU), auf Twitter.

„Zeit von Solidarität, nicht von nationalen Egoismen“

FDP-Fraktionschef Christian Lindner kritisierte in der Zeitung „Welt“ (Montag-Ausgabe): „Im Wahlkampf ist Trump offenbar jedes Mittel recht. Die Bekämpfung von Corona ist eine Menschheitsaufgabe und kein Anlass für Egoismus.“ Die Grünen-Fraktionsvorsitzende Katrin Göring-Eckardt mahnte, die Corona-Gefahr sei eine globale Krise, in der die Menschheit „zusammenstehen“ müsse.

„Es ist die Zeit von Solidarität und Zusammenarbeit, nicht von nationalen Egoismen“, sagte sie der „Welt“. Der Parlamentarische Geschäftsführer der Linken, Jan Korte, warf Trump in der Zeitung vor: „Ein unsozialeres, unsolidarischeres und rücksichtsloseres Vorgehen im weltweiten Kampf gegen die Corona-Pandemie ist kaum vorstellbar.“