CoV: Notenbankhektik macht Anleger nervös

Eine konzertierte Aktion der führenden Notenbanken gegen die wirtschaftlichen Folgen der Coronavirus-Krise macht die Anleger auf den Aktienmärkten offenbar noch nervöser. Nach einer der schwärzesten Wochen der Börsengeschichte zeichnen sich für den deutschen Leitindex DAX und an der Wiener Börse weitere Verluste ab.

Bereits zuletzt waren geldpolitische Lockerungen der US-Notenbank Fed und der Europäischen Zentralbank verpufft. Die Maßnahme könnte eher die Sorgen vor noch Schlimmerem befeuern, anstatt zu beruhigen, hatten Marktbeobachter Anfang März etwa nach einer Zinssenkung durch die Fed gesagt.

Die Fed senkte den Leitzins gestern erneut. Zudem wollen weltweit führende Notenbanken die Versorgung des Finanzsystems mit der Weltreservewährung US-Dollar sicherstellen. Zum einen werden die Kosten bereits bestehender gegenseitiger Dollar-Leihgeschäfte (Swaps) verringert. Zum anderen werden zusätzliche Leihgeschäfte mit einer längeren Laufzeit durchgeführt.

Absturz mit historischen Dimensionen

All das verpufft aktuell angesichts der anhaltenden Krise. So ist die aktuelle Entwicklung für den Analysten Markus Reinwand von der deutschen Landesbank Helaba zwar „ein klares Indiz dafür, dass die Märkte derzeit nach unten übertreiben“. Wann das ende, sei aber kaum zu sagen.

Der Absturz seit dem Wochenende 22./23. Februar, als die Folgen der Coronavirus-Ausbreitung mit der Abriegelung von Teilen Norditaliens erstmals deutlich in Europa spürbar wurden, hat historische Dimensionen.

Allein in der vergangenen Woche verlor der DAX rund 20 Prozent – einen höheren Wochenverlust hatte es bisher nur in der weltweiten Finanzkrise im Herbst 2008 gegeben. In den vergangenen drei Wochen büßte der DAX damit ein Drittel seines Werts ein. Um das Rekordhoch von 13.795 Punkten, das der deutsche Leitindex noch Mitte Februar markiert hatte, zu erreichen, müsste der DAX inzwischen gut 50 Prozent steigen.

Asiens Börsen und DAX auf Talfahrt

Derzeit ist diese Erholung noch nicht absehbar. Die Konjunkturhilfen mehrerer Notenbanken können die Talfahrt der asiatischen Börsen nicht aufhalten. Der japanische Nikkei-Index fiel um 2,5 Prozent auf 17.003 Punkte. Die Börse Schanghai rutschte um 3,3 Prozent auf 2.791 Zähler ab. Der australische Aktienmarkt brach sogar um knapp zehn Prozent ein und verzeichnete den größten Tagesverlust seit 1987.

Der Aktienindex DAX fiel heute zum Handelsauftakt unter die Marke von 9.000 Punkten. Kurz nach 9.00 Uhr lag er bei 8.715 Punkten, das war ein Minus von 5,6 Prozent im Vergleich zum Schlussstand vom Freitag.