Frau macht Turnübungen vor einem Fernseher
Getty Images/Leonardo Patrizi
„Teleturnen“

Daheim sporteln mit Spaß und ohne Risiko

Bewegung ist wichtig für die körperliche und geistige Gesundheit. Doch wie die gewohnte Routine aufrechterhalten, wenn Fitnesscenter, Hallenbad und Yogastudio geschlossen haben und man in den eigenen vier Wänden bleiben soll? Sorge ist hier unbegründet, denn es gibt zahlreiche Möglichkeiten fürs Sporteln daheim – ohne dabei ein gesundheitliches Risiko einzugehen.

„Teleturnen“? Das klingt erst mal nicht sehr nach 2020. Geistig sehen sich manche dabei womöglich an die 80er und 90er zurückerinnert: Mit Cindy Crawford als Fitnesstrainerin über den Röhrenbildschirm. Doch muss es nicht Crawfords „Shape Your Body Workout“ sein, um sich in Zeiten des Daheimbleibens fit zu halten – auch wenn sich die eine oder andere Videokassette vielleicht noch im Keller findet.

Einmal mit der Suche im Internet begonnen, öffnen sich völlig neue Welten des „Teleturnens“. Es gibt zahlreiche YouTube-Kanäle und Fitnessapps. Viele davon sind obendrein gratis oder haben für die nächsten Wochen eine kostenlose Version freigeschaltet. Ob Yoga, Gymnastik, Pilates, Cardio und sogar Crossfit nur mit dem eigenen Körpergewicht – es findet sich für jeden Geschmack etwas.

Wellness für stressige Zeiten

„Aufgrund des aktuellen Ausbruchs vermeiden es viele Menschen, sich in großen Gruppen zu versammeln, auch in Yoga-Studios und anderen Fitnessbereichen“, heißt es etwa auf der Website der App „Down Dog“. In vielen Ländern der Welt sind Fitnessstudios schon länger komplett geschlossen. „Wir glauben, dass in stressigen Zeiten wie diesen Menschen genau dann Wellness-Praktiken am dringendsten benötigen.“ Wichtig dabei ist nur, sich selbst nicht zu überschätzen und auf die eigene Sicherheit zu achten, darauf weisen seriöse Fitnessapps bei der Kontoeröffnung hin.

Workout-Video auf einem Smartphone
ORF.at
Die App „Down Dog“ bietet eine Möglichkeit, Yoga mit Hilfe des Smartphones zu machen

Einige Sportstudios, die ab sofort geschlossen bleiben müssen, haben auch E-Mails an ihre Kundinnen und Kunden versandt, dass sie nun Sporteinheiten online anbieten. „Gratis Klassen für zwei Wochen“, heißt es etwa in einer E-Mail eines Sportanbieters in Wien. Umgesetzt wird das mit Applikationen wie beispielsweise Zoom und Skype.

Ein Yogastudio in Brüssel bittet unterdessen, auf den „Spende-Button“ zu klicken, denn viele Yogalehrerinnen und -lehrer sind freiberuflich tätig und auf ihre Schülerinnen und Schüler finanziell angewiesen. Es sei absolut freiwillig, doch weist Yogastudioinhaber Pierre Rousseaux via E-Mail darauf hin: „100 Prozent aller Spenden gehen direkt an unsere Lehrerinnen und Lehrer.“ Auch in Österreich gibt es zahlreiche ähnliche Angebote – ein schnelle Suche in den Sozialen Netzwerken lohnt sich.

Hippe Tanzschritte und Indoor-Spaziergänge

Wer nicht bereits in einer entsprechenden Einrichtung mit Onlineangebot registriert ist, kann auch auf herkömmliche, kostenlose YouTube-Kanäle ausweichen, die in ihrem Angebot genauso weitreichend sind. Freilich lohnt es sich, eine genaue Auswahl zu treffen. Schließlich kann Social Media nicht nur von allen Menschen genutzt, sondern auch bespielt werden. Nach kurzer Suche finden sich aber qualitativ hochwertige Onlineeinheiten.

Idealerweise braucht man zum Mitmachen keinerlei Zubehör – wie etwa auf dem beliebten Kanal „Fitness Marshall“ mit Caleb Marshall. Ein junger Mann, der den Userinnen und Usern im Militäroutfit zu den neuesten Hits Tanzschritte beibringt – gute Laune ist dabei garantiert! Wer es lieber etwas ruhiger mag und eine Gymnastikmatte – oder einen Teppich – zu Hause hat, kann etwa auf „Yoga with Adriene“ oder „Mady Morrison“ ausweichen.

Sogar für Spaziergängerinnen und Spaziergänger gibt es Optionen für zu Hause: „Walk at Home by Leslie Sansone“ zum Beispiel. Sansone ist eine Personal-Trainerin, die bereits in den 1980er Jahren regelmäßig Videos herausgebracht hatte. In den meisten ihrer YouTube-Videos geht es darum, eine Meile, also rund 1,6 Kilometer, am Stand zu gehen. Langweilig wird es dabei allerdings nicht, denn Kniebeugen und Armbewegungen werden integriert.

Frau macht Turnübungen vor einem Fernseher
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Da gab es noch kein HD: Crawford in einem ihrer Fitnessvideos, die man heute auch auf YouTube finden kann

Sicherheit geht vor

Nicht zuletzt sollte nicht vergessen werden, dass auch Putzen Kalorien verbrennt. Glaubt man Schätzungen aus dem Internet, lassen sich beim Aufräumen je nach Tätigkeit rund 200 Kalorien in der Stunde verbrennen. Vielleicht findet man dabei sogar noch den längst verbannten Hometrainer oder die sperrige Rudermaschine, die nun eine zweite Chance verdient haben. Wer für etwaige Übungen kein Zubehör besitzt, darf indes Kreativität zeigen: Einfach ein paar schwere Bücher statt den Yogablöcken, und gefüllte Plastikflaschen als Hanteln tun es auch. Oder man bastelt sich einfach einen Boxsack, den man mit Reis oder Stoffresten füllt.

Bei allen körperlichen Tätigkeiten gilt in Zeiten des Coronavirus jedoch noch mehr denn je: Sicherheit geht vor. Alle Hilfsmittel müssen vorher unbedingt auf Standsicherheit und Stabilität geprüft werden. Auch der Bewegungsradius sollte vor dem Workout kontrolliert werden. Auch die eigene Fitness sollte ehrlich beurteilt und das Sportprogramm dementsprechend angepasst werden.

Der Grund, insbesondere jetzt: Österreichs Krankenhäuser brauchen alle Kapazitäten für den Ernstfall, um Coronaviruspatientinnen und -patienten sowie Notfälle betreuen und versorgen zu können. Wer beim „Teleturnen“ also auf sich selbst achtet, hilft auch den Spitälern sowie dem gesamten medizinischen Personal.