Schüler zu Hause am Laptop
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Wohnzimmer als Schulklasse

Das gilt es bei E-Learning zu beachten

Das Coronavirus hat den Unterricht von den Klassenzimmern nach Hause verlegt – „Distance Learning“ und E-Learning ist für Schülerinnen und Schüler zumindest in den kommenden Wochen der neue Alltag. Das Angebot ist riesig – beim Lernen von daheim gibt es aber einige wesentliche Unterschiede zum Klassenzimmer.

Für praktisch alle Beteiligten entsteht durch den vorläufig kompletten Umstieg auf das virtuelle Klassenzimmer eine neue Situation: Lehrpersonal, Eltern, Schülerinnen und Schüler müssen sich erst an den Umgang mit den verschiedenen Lernplattformen gewöhnen. „Das wird dauern“, so Andrea Schaffar, die an der Uni Wien Medienpädagogik unterrichtet, gegenüber ORF.at.

Wichtig sei vor allem Abwechslung, so Schaffar. Man solle nicht nur auf das von den Schulen zur Verfügung gestellte Material zurückgreifen, sondern zuerst die Frage stellen, was eigentlich gelernt werden soll. Dann könnte man etwa weiterführendes Videomaterial suchen oder auch über das Thema mit den Kindern diskutieren. Darüber hinaus könne man auch auf Lern-Apps zurückgreifen.

„Zuhause wird mit Freizeit verbunden“

Als eine der größten Hürden der kommenden Wochen könnten sich unterdessen die eigenen vier Wände herausstellen: „Das Zuhause wird mit Freizeit verbunden“, so Schaffar – das sei sehr ungewohnt. Wichtig sei vor allem, Zeitstrukturen auszumachen, so Schaffar. Vor allem für Jüngere sei das wichtig, diese könnten sich die Zeit selbst noch nicht so gut einteilen.

Kind lernt am Laptop
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Dass der Schulbetrieb nach Hause verlegt wird, ist für viele eine neue Situation

Dabei gelte es: „Nicht zu viele Aufgaben auf einmal.“ Man solle „kleine Schritte vereinbaren“ und diese mit den Kindern auch durchgehen. Dazu gehöre auch, mit den Kindern zwischendurch etwas anderes zu machen, etwa gemeinsam zu kochen, auch Bewegung spiele eine wesentliche Rolle, sagt Schaffar.

Lehrerinnen und Lehrer als entscheidende Faktoren

Wie das E-Learning-Angebot aufbereitet ist, hängt indes wohl auch stark von den Lehrerinnen und Lehrern ab. Es gebe „keine Arbeitspraxis“ und auch keine „Best Practice“, an der man sich orientieren könne, so Schaffar. Medienpädagogik sei im Lehramtsstudium nur „als Querschnittsmaterie“ verankert. Doch Lehrinhalte müssten digital anders aufbereitet werden als für den Einsatz im Klassenzimmer.

Ministerium bietet mehrere Plattformen

Vonseiten des Bildungsministeriums gibt es jedenfalls gleich mehrere Angebote für das virtuelle Klassenzimmer, sagt Martin Bauer, Leiter der Abteilung für IT-Didaktik im Gespräch mit ORF.at. Den Großteil der organisatorischen Hürden schultern dabei die beiden Lernplattformen LMS und Moodle. Diese werden vom Ministerium selbst betrieben und werden Schulen des Bundes kostenlos zur Verfügung gestellt, so Bauer. Als Alternative dazu gibt es Cloud-Lösungen von Herstellern wie Microsoft und Google – diese bieten vergleichbare Möglichkeiten wie die Lernplattformen des Ministeriums, so Bauer.

Darüber hinaus gibt es die Eduthek, die keine Lernplattform ist, sondern ergänzendes Material zur Verfügung stellt, so Bauer. Dieses ist zur „Vertiefung“ von Stoffgebieten gedacht und linkt auf externe Angebote, die das Ministerium kuratiert. Außerdem haben mittlerweile Schulbuchverlage ihr Angebot kostenlos zur Verfügung gestellt – genauso wie etwa der Brockhaus, so Bauer. Sammelstelle für sämtliche Dienste sei die Website des Bildungsministeriums.

Was letztlich zum Einsatz kommt, liegt in der Hand der Schule und des Lehrpersonals, so Bauer. Oft werden jedenfalls mehrere Dienste miteinander kombiniert, Lehrerinnen und Lehrer würden oft auch weitere Inhalte aussuchen und diese den Schülern zur Verfügung stellen.

Arbeitsblätter im Notfall

E-Learning kann es freilich nur dort geben, wo Schülerinnen und Schüler auch Zugriff auf einen Computer und das Internet haben. Doch auch für den Fall, dass Familien keinen Computer haben, gibt es Lösungen, so Bauer. Von den Schulen werden Arbeitsblätter zur Verfügung gestellt, die einerseits ausgedruckt werden können, andererseits liegen sie als Notlösung auch in den Schulen selbst auf und können dort abgeholt werden, so Bauer.

„Es sind keine Ferien“

Vom Ministerium gibt es keine Vorgaben, was genau durchgenommen wird – wie es schon bei der Vorstellung der Maßnahmen hieß, dient das „Distance Learning“ vor allem der Vertiefung des bereits behandelten Lernstoffs. Was das im Einzelnen bedeutet, entscheiden Lehrerinnen und Lehrer. Eine Bewertung des Gelernten ist laut Leistungsbeurteilungsverordnung aber momentan nicht vorgesehen. Aufgaben, die zu Hause erledigt werden, sind aber Teil der Mitarbeit, und diese ist wiederum Teil der Gesamtnote, so Bauer. Klar ist jedenfalls, dass die kommenden Wochen keine „Coronavirus-Ferien“ sind. „Es sind keine Ferien“, so Bauer, „der Unterricht findet zu Hause statt.“

„Freistunde“ im ORF-Fernsehen

Das Programm des ORF wurde im Zuge der aktuellen Maßnahmen für Schülerinnen und Schüler unterdessen stark ausgeweitet. Das Kinderprogramm wurde von 6.00 Uhr bis 9.00 Uhr ausgedehnt. Auch in der „ORF-1-Freistunde“ von 9.00 bis 12.00 Uhr gibt es Angebote für Schülerinnen und Schüler, unter anderem Sendungen wie „Universum“, „Newton“ und „Science Busters“. Außerdem sind die Inhalte der „ORF-1-Freistunde“ im Rahmen der Aktion „ORF-TVthek goes school“ auch online abrufbar.