Arbeiter in einer Fabrik
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Rekord bei AMS-Meldungen

Kampf gegen Krise auf dem Arbeitsmarkt

Die Coronavirus-Epidemie und die Maßnahmen dagegen betreffen inzwischen praktisch alle Unternehmen – von klein bis ganz groß. Standorte werden vorübergehend geschlossen, die Wintersaison im Tourismus ist Wochen vor Ostern zu Ende. Am Montag verzeichnete das Arbeitsmarktservice (AMS) einen Rekord an Arbeitslosenanträgen. Kurzarbeit soll Jobs retten, die Regierung verspricht Hilfe für Unternehmen.

Laut AMS-Chef Johannes Kopf wurden am Montag 16.000 Arbeitslosenmeldungen gezählt, viel mehr als um diese Zeit üblich, wie es Dienstag im Ö1-Morgenjournal hieß. „Normalerweise“ gebe es die meisten Anträge Anfang des Jahres, bis zu 10.000 pro Tag. „Wir gehen davon aus, dass diese Woche schon sehr hart wird“, sagte Kopf.

Das AMS rechne in den kommenden Tagen mit zahlreichen weiteren Anträgen, aber auch Anfragen zum neuen Kurzarbeitsmodell. Kopf verwies unter anderem auf das vorverlegte Saisonende im Wintertourismus. Trotz des Ansturms müsse sich aber niemand sorgen, dass er um Ansprüche umfalle, „auch wenn man bei uns nicht durchkommt“. Kapazitäten würden verstärkt, man werde erstmals Anträge auch rückwirkend akzeptieren – Audio dazu in oe1.ORF.at.

Kurzarbeit zwischendurch auch „auf null“

Der AMS-Vorstand geht davon aus, dass die von der Regierung für das neue Kurzarbeitsmodell vorgesehenen 400 Mio. Euro – deutlich mehr als seinerzeit während der Finanz- und Wirtschaftskrise – für drei Monate reichen werden. Sollte die Krise länger dauern, rechnet er mit einer Aufstockung. Kopf strich wie zuvor schon Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) die Vorteile der Kurzarbeit in der gegenwärtigen Situation auch für Unternehmen hervor. Sie sei sozialer als Kündigungen, außerdem gebe sie Unternehmen Stabilität.

Ein Mitarbeiter des AMS berät vor dem AMS wartende Personen
APA/Barbara Gindl
Andrang auf Stellen des AMS – trotz des Appells, nicht persönlich zu kommen

Niemand wisse, wie lange die Krise dauert und wann wieder Aufträge kommen. Wenn es so weit ist, habe Kurzarbeit den Vorteil, dass man sofort und flexibel weitermachen könne, sagte Koch. Bis dahin sei es zwischendurch auch möglich, auf „null runterzugehen“, wie es die Wirtschaftsministerin formuliert hatte. Am Ende müssen es zehn Prozent sein. „Es ist schon ein ganz neues Modell.“

Magna macht zu, voestalpine prüft, Kurzarbeit bei AUA

Laut mehreren Medienberichten will Magna Steyr sein Werk in Graz bis Ende des Monats schließen, am Standort sind mehrere tausend Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter beschäftigt – mehr dazu in steiermark.ORF.at. Auch die Voestalpine prüft Werksschließungen – mehr dazu in steiermark.ORF.at.

Salzer (ORF) über eine Offensive für Menschen zu Hause

Rebekka Salzer (ORF) spricht über eine Offensive, die den Menschen das Leben zu Hause erleichtern soll.

Die beiden Fluglinien AUA und Laudamotion fahren ihre Flugpläne weiter zurück und stellen den Betrieb faktisch ein, ausgenommen sind Rückholflüge – mehr dazu in wien.ORF.at. Sowohl die Lufthansa-Tochter AUA als auch die Ryanair-Tochter Laudamotion wollen auf Kurzarbeit umstellen. Die AUA beschäftigt rund 7.000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, Laudamotion 900, davon 400 in Wien. Der Flughafen Wien-Schwechat stellt auf Notbetrieb um – mehr dazu in noe.ORF.at. Von den Österreichischen Bundesbahnen (ÖBB) hieß es am Dienstag, Kurzarbeit sei in „kleineren Sparten“ nicht ausgeschlossen, etwa im Bereich Catering, Stellenabbau sei aber kein Thema.

Schramböck verspricht Härtefonds für Kleine

Arbeitsministerin Christine Aschbacher, Tourismusministerin Elisabeth Köstinger (ÖVP), Wirtschaftskammer (WKÖ), Österreichischer Gewerkschaftsbund (ÖGB) und Arbeiterkammer (AK) verwiesen – ähnlich wie Schramböck – per Aussendung auf den Nutzen des neuen Kurzarbeitsmodells in der gegenwärtigen Situation. Es gehe darum, Kündigungen zu vermeiden und Unternehmen zu unterstützen. Die Übernahme des Dienstgeberanteils bereits ab dem ersten – statt dem vierten – Monat helfe, Arbeitsplätze zu sichern. Auch SPÖ-Chefin Pamela Rendi-Wagner und SPÖ-Sozialsprecher Josef Muchitsch appellierten an die Unternehmen, Kurzarbeit in Anspruch zu nehmen.

Es seien inzwischen praktisch alle Unternehmen – klein und groß – betroffen, hatte Schramböck am Montag in einer ZIB Spezial gesagt. Deshalb habe die Regierung ihr Hilfspaket über vier Mrd. Euro aufgelegt. Unterstützung soll es auch für Einpersonenunternehmen (EPU) und Freischaffende geben. Sie arbeite aktuell an einem Härtefonds. Die Höhe des gesamten Fonds wie auch die Höhe der Unterstützung einzelner Betroffener sei noch offen und werde „in den nächsten Tagen“ bekanntgegeben.

Wirtschaftsministerin Schramböck zur ökonomischen Hilfestellung

Wirtschaftsministerin Margarete Schramböck (ÖVP) erläuterte unter anderem, wie jenen geholfen werden soll, die unter der Krise wirtschaftlich besonders zu leiden haben.

Es soll auch Bargeld auf die Hand geben, das nicht zurückgezahlt werden muss. Es handle sich dabei um eine Unterstützung vom Staat, um das Überleben zu sichern. Einen vergleichbaren Härtefonds habe es bereits 2008 gegeben, nach diesem Muster wolle man auch jetzt vorgehen, so Schramböck. Die Hilfe sei für jene gedacht, bei denen Steuerstundungen, Garantien und Kurzarbeit nicht greifen. Für die Maßnahmen sei der von der Regierung geschnürte, vier Mrd. Euro schwere Hilfstopf gedacht.

AK und WKÖ zufrieden mit Regelung

Das neue Modell mache Kurzarbeit für viele von der Coronavirus-Krise betroffene Branchen noch stärker und einfacher in der Praxis anwendbar, so WKÖ-Chef Harald Mahrer am Dienstag. Insbesondere für die stark betroffene Tourismusbranche, die Gastronomie und den Handel. Arbeiterkammer-Präsidentin Renate Anderl versicherte, dass man die Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer jetzt nicht alleine lasse. AK und ÖGB hätten in den vergangenen Tagen ein umfassendes Informationsangebot zu arbeitsrechtlichen und Konsumentenschutzfragen auf die Beine gestellt, das stark genutzt werde.

Die Seite Jobundcorona.at, auf der man die wichtigsten Informationen zu Fernbleiben von der Arbeit, Entgelt sowie Arbeit und Familie beantwortet bekomme, hatte seit Sonntag am ersten Tag 138.000 Zugriffe. ÖGB und Fachgewerkschaften verzeichneten nochmals 97.500 Zugriffe zum Thema. Weiters gebe es auch die Infohotline 0800 2212 00 80. Zusätzlich steht den Arbeitnehmern auf Jobundcorona.at eine Sammlung der häufigsten Fragen und Antworten (FAQs) zur Verfügung.

„Jetzt geht es wirklich darum, möglichst viele Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer in Beschäftigung zu halten – das funktioniert mit der Corona-Kurzarbeit. Man kann gar nicht oft genug an die Unternehmen appellieren, davon Gebrauch zu machen“, sagte auch ÖGB-Präsident Wolfgang Katzian.