Eine Person schiebt einen Einkaufswagen
APA/Barbara Gindl
Ansteckung im Alltag

Wenige Grundregeln begrenzen das Risiko

Beim Coronavirus sind noch viele Fragen offen, der aktuelle Wissensstand bezieht sich auf Beobachtungen aus China und von ähnlichen Viren. Derzeit geht man davon aus, dass SARS-CoV-2 eher über eine Tröpfchen- als über eine Schmierinfektion übertragen wird, also über Körperflüssigkeiten. Viele Risiken kann man nicht gänzlich ausschließen, aber reduzieren.

Ein Druckknopf im Lift, ein Stiegengeländer, das Einkaufswagerl: Oft kann man gar nicht vermeiden, etwas in der Öffentlichkeit anzugreifen. Viele Eigenschaften des Coronavirus sind noch unbekannt, etwa der Zeitraum der höchsten Ansteckungsgefahr. Was bisher als gesichert gilt, ist das Risiko einer Ansteckung durch Tröpfcheninfektion, also durch virenbelastete Körperflüssigkeiten wie Speichel oder Nasensekret.

Wenn eine erkrankte Person hustet oder ausatmet, können die unsichtbaren Tröpfchen direkt eingeatmet werden. Möglich ist auch eine Schmierinfektion: Viren landen auf Gegenständen und Oberflächen. Wenn Gesunde diese Oberflächen und dann an sich selbst Augen, Nase oder Mund berühren, können sie sich anstecken.

Deswegen wird derzeit immer wieder zum regelmäßigen Händewaschen und der richtigen „Husten- und Niesetikette“ geraten. Dazu gehört es, nicht in die Hand, sondern in die Ellenbeuge zu niesen oder zu husten, Taschentücher nach einmaliger Benutzung wegzuwerfen und sich nach dem Naseputzen die Hände zu waschen. Um das Einatmen fremder Tröpfchen zu vermeiden, soll zu allen anderen Menschen mindestens ein Meter Abstand gehalten werden.

Darauf ist zu achten

Sowohl so wenig wie möglich draußen anzugreifen als auch Abstand zu halten sei wichtig, so Monika Redlberger-Fritz vom Virologischen Institut der Medizinuniversität Wien gegenüber ORF.at. „Aber Abstand halten steht an oberster Stelle, denn die häufigste Form der Übertragung ist die von Mensch zu Mensch." Idealerweise niest man ja in die Ellenbeuge, damit es in der Luft nicht so viele Viren gibt. Bei diesem Coronavirus sind die Tröpfchen relativ groß. Das heißt, dass sie nicht sehr weit fliegen können. Daher die Empfehlung von einem Meter Mindestabstand“, so Redlberger-Fritz.

Wenn man sich draußen aufhalte, solle man unbedingt vermeiden, sich ins Gesicht zu greifen. „Das tut man komplett unbewusst, hier wäre es wichtig, die Aufmerksamkeit aktiv darauf zu richten“. Zu Hause sollte der allererste Weg ins Badezimmer zum Händewaschen führen.

Infektion über Pakete unwahrscheinlich

Was eine mögliche Ansteckung über andere Wege betrifft, sind noch viele Fragen offen. In Laborversuchen in den USA überlebte das Coronavirus unter bestimmten Bedingungen auf Kupferoberflächen bis zu vier Stunden, auf Plastik bis zu drei Tage.

Im Alltag herrschen allerdings andere Bedingungen. Viren, die auf einer Oberfläche kleben, dünnen sich schnell aus. Es kommt neben der Art der Oberfläche zudem darauf an, welche Temperaturen herrschen und wie stark die Virenlast in niedergelegten Tröpfchen ist.

Es wurden bisher keine Fälle nachgewiesen, bei denen sich Menschen etwa über aus China importierte Gegenstände angesteckt haben. Das Risiko gilt auch laut Weltgesundheitsorganisation (WHO) als gering. Selbes gilt laut dem deutschen Robert-Koch-Institut (RKI) für Postsendungen oder Gepäck.

Streitpunkt Bargeld

Ob das Virus auf Geldscheinen eine Gefahr darstellt, ist umstritten. Der Handelsverband setzt eher auf kontaktloses Zahlen: Er empfahl in einer Aussendung, vorübergehend das NFC-Limit ohne die Eingabe einer PIN-Nummer zu erhöhen.

Viren auf Bargeld seien nicht zu unterschätzen, so Mark Witchi, Leiter der Sektion Impfempfehlung und Bekämpfungsmaßnahmen im Schweizer Bundesamt für Gesundheit kürzlich in der „WirtschaftsWoche“. „Viren auf Banknoten können eine Gefahr darstellen, wenn man sich nach dem Anfassen nicht die Hände wäscht und ins Gesicht greift“, sagte er. Influenzaviren könnten beispielsweise bis zu 17 Tage auf Banknoten überleben, hätten seine Untersuchungen ergeben.

Grafik zu Coronavirus-Schutzmaßnahmen
Grafik: QuickHoney/ORF.at

Im China hatte die Zentralbank im Februar angeordnet, dass Banken alle gebrauchten Geldscheine desinfizieren, versiegeln und vorübergehend einlagern. Die Deutsche Bundesbank hielt hingegen fest, dass bei den regelmäßigen Untersuchungen von Geldscheinen bisher „keinerlei Belege“ dafür gefunden worden seien, dass das Coronavirus durch Bargeld übertragen wird.

Laut Europäischer Zentralbank ist die Wahrscheinlichkeit einer Übertragung über Geldscheine „sehr niedrig im Vergleich zu anderen Oberflächen“. Sie empfahl „die gleichen Maßnahmen bezüglich der Handhygiene“ wie „bei allen anderen Gegenständen des alltäglichen Gebrauchs auch“.

Hülle als Schwachstelle des Virus

Auch der deutsche Virologe Christian Drosten sah die Gefahr in einem NDR-Podcast als geringer an. „Das auf dem Geldstück klebende Virus würde ich mal weitgehend vergessen“, sagte der Direktor des Instituts für Virologie an der Berliner Charite. Bei Corona- und Influenzaviren handle es sich um behüllte Viren. Diese seien gegen Eintrocknung „extrem empfindlich“. Die Hülle ist nämlich der empfindliche Teil.

Anders sei es bei Schnupfenviren, die unbehüllt seien und weniger empfindlich gegen Eintrocknung. Diese würden eher mit den Fingern in die Nase gebracht und könnten dort für Infektionen verantwortlich sein. Bei Coronaviren erfolge eine Infektion dagegen meist über den Rachen – „und wir stecken uns den Finger nicht in den Hals“, so Drosten.

Klimaanlage und Handtrockner ungefährlich

Die Virologin Redlberger-Fritz hält die Verbreitung des Erregers über eine Klimaanlage für unwahrscheinlich. In den Spitälern etwa sei das bisher kein Thema gewesen. Noch weniger wahrscheinlich sei das Risiko, dass Händetrockner das Coronavirus über die ausgeblasene Luft „ausspucken“. „Auf diesen Heizspiralen überlebt das Virus nicht. Diese Geräte saugen auch die direkt umgebene Luft ein und blasen sie wieder aus. Da müsste schon ein Patient direkt daneben stehen und hineinniesen“, so die Expertin.

Virustod in der Waschmaschine

Die AGES macht auf ihrer Website darauf aufmerksam, dass es derzeit auch keine Hinweise auf Ansteckung durch Lebensmittel oder Wasser gibt. „Von Fleisch, Wurst, Eiern, Obst, Gemüse, Wasser usw. geht keine Gefahr durch das neuartige Coronavirus aus. Es gibt derzeit keine Hinweise darauf, dass sich Menschen über herkömmliche Lebensmittel bzw. über Trinkwasser/Leitungswasser oder Oberflächenwasser mit dem neuartigen Coronavirus infiziert haben. Auch für andere Coronaviren sind keine Berichte über Infektionen durch Lebensmittel bekannt“, heißt es.

Auch Abfälle, die in Haushalten anfallen und mit dem Coronavirus verunreinigt sein könnten (z. B. Taschentücher), stellten kein höheres Infektionsrisiko dar, so die AGES. Gebrauchte Taschentücher sollten in reißfesten Kunststoffsäcken gesammelt werden und verschlossen in die Restmülltonne geworfen werden. Im Übrigen sterbe das Virus selbst bei den niedrigsten Temperaturen von Waschmaschinen durch die Beigabe von Waschmittel verlässlich ab, da es behüllt ist. Deshalb ist Seife auch ein geeignetes Mittel, um es zu bekämpfen.