Ein Arzt bei der Behandlung eines Patienten in der Intensivstation
AP/Claudio Furlan
Coronavirus

Italien meldete mehr Tote als China

Italien hat am Donnerstag im Zuge der Coronavirus-Pandemie mehr Todesfälle als China gemeldet und ist mit über 3.400 Opfern das Land mit den meisten offiziell gemeldeten Toten auf der Welt. Seit Beginn der Epidemie am 21. Februar sind 3.405 Menschen an der vom Erreger ausgelösten Lungenkrankheit Covid-19 gestorben.

Die Zahl der Infizierten sei auf 33.190 geklettert, was einem Zuwachs von 4.480 Personen entspreche, teilte der italienische Zivilschutz in Rom mit. 2.498 Personen liegen auf der Intensivstation. 4.440 Menschen sind inzwischen genesen.

In der Lombardei, die von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffene Region Italiens, stieg die Zahl der Todesopfer auf 2.168, das sind 209 mehr als am Mittwoch. Die Zahl der Infizierten kletterte von 17.713 auf 19.884.

In Kärntens Nachbarregion Friaul-Julisch Venetien stieg die Zahl der Coronavirus-Todesopfer auf 36. Die Zahl der Infizierten sei auf 522 Personen gewachsen, das seien 137 mehr als am Mittwoch, berichteten die regionalen Gesundheitsbehörden am Donnerstag. Die meisten Infizierten (266 Fälle) wurden in der Provinz Udine gemeldet. Vier Personen sind wieder genesen. 134 Personen liegen im Krankenhaus, davon 29 auf der Intensivstation.

Inwieweit die offizielle Statistik in China die wahre Lage widerspiegelt und wie hoch die Dunkelziffer dort ist, ist allerdings unklar. So hatte China mehrfach mit Änderungen bei der Zählweise der Infektionen international für Verwirrung gesorgt. Auch in Italien wird mit einer hohen Dunkelziffer gerechnet.

Ausgangssperren vor Verlängerung

Die Italienerinnen und Italiener müssen sich indes auf eine Verlängerung der Ausgangssperre und weitere Verschärfungen einstellen. Es sei unvermeidlich, unter anderem die Schließung von Schulen und Geschäften über die „ursprüngliche Frist“ hinaus zu verlängern, sagte Ministerpräsident Giuseppe Conte am Donnerstag. Mittlerweile erwägt die Regierung in Rom sogar ein Verbot aller Freizeitaktivitäten im Freien – darunter auch Spaziergänge und Joggen.

In Italien gelten wegen der Coronavirus-Pandemie drastische Einschränkungen der Reise- und Versammlungsfreiheit. Bisher müssen die meisten Geschäfte bis zum 25. März schließen, auch öffentliche Versammlungen sind bis dahin verboten. Die Schulen bleiben bis zum 3. April geschlossen. „Wir haben den Zusammenbruch des Systems verhindert, die restriktiven Maßnahmen wirken“, sagte Conte der Zeitung „Il Corriere della Sera“. Wenn nun „hoffentlich in einigen Tagen“ der Höhepunkt der Erkrankungswelle erreicht sei und die Zahl der Ansteckungen zurückgehe, „können wir nicht sofort zum vorherigen Leben“ zurückkehren.

53.000 Anzeigen

Die Einhaltung der Vorschriften wird von den Behörden streng kontrolliert. In den vergangenen acht Tagen wurden 53.000 Personen wegen Verstößen gegen die Quarantänebestimmungen angezeigt. Insgesamt seien 1,2 Millionen Personen kontrolliert worden, teilte das italienische Innenministerium am Donnerstag mit.

643.000 Geschäftsbesitzerinnen und -besitzer wurden demnach binnen acht Tagen kontrolliert, 1.668 von ihnen wurde die Lizenz entzogen, weil sie trotz der Quarantäne offen hielten. Wer sich nicht an die Vorschriften hält, verletzt Paragraf 650 des Strafgesetzbuches, der die Missachtung von Behördenverordnungen ahndet. Dabei drohen drei Monate Haft oder eine Geldstrafe von bis zu 206 Euro.

Bischöfe riefen zu Gebet auf

Italiens katholische Bischöfe riefen für Donnerstagabend zu einem Rosenkranzgebet gegen das Coronavirus auf. Alle Italienerinnen und Italiener sind zu „einem Moment des Gebets für das ganze Land“ angehalten. Wer mitmachen will, soll „als Symbol der Verbundenheit und Hoffnung“ eine Kerze oder ein weißes Tuch am Fenster anbringen, hieß es in einer Mitteilung der Italienischen Bischofskonferenz. Auch Papst Franziskus beteiligte sich an der Aktion. In seiner vom Vatikan verbreiteten Botschaft zum Josefstag rief das 83-jährige Oberhaupt der katholischen Kirche alle Gläubigen zur gegenseitigen Unterstützung auf.

Lombardei: Gesundheitssystem am Limit

In der Lombardei fehlt es an Medikamenten und Personal. Die Krankenhäuser der Provinz sind am Limit.

Erste Infizierte wieder genesen

Das chinesische Ehepaar, das als erster Coronavirus-Infektionsfall in Italien gemeldet worden war, hat indessen am Donnerstag das römische Krankenhaus Spallanzani verlassen. Dort waren die beiden Reisenden seit dem 30. Jänner behandelt worden. „Die Entlassung der chinesischen Patienten ist eine positive Nachricht, auf die das ganze italienische Gesundheitssystem stolz sein kann“, sagte der Direktor der Spezialklinik, Francesco Vaia.