Zehntausende machen sich alljährlich in den Süden, insbesondere nach Florida, auf. Das war auch heuer nicht anders, trotz des Coronavirus. Dass die Teenager die Warnungen – etwa der Seuchenbehörde CDC – einfach in die Luft schlugen, sorgte nicht zuletzt in China in Sozialen Netzwerken für Kopfschütteln und Entrüstung – in jenem Land, das nach Monaten teils schärfster Restriktionen den Höhepunkt der Krise eben erst überstanden zu haben scheint.
Selbst der Gouverneur von Florida, Ric De Santis wollte aber nichts davon hören, die Strandpartys, die ein wichtige touristische Einnahmequelle sind, zu stoppen. Daraufhin begannen allerdings die örtlichen Behörden, Strände zu schließen. In Miami Beach und Fort Lauderdale, zwei der beliebtesten Ziele, wurden bereits am Sonntag die Strände zu Sperrzonen erklärt, Gleiches gilt für Tampa Bay. Naples folgte am Mittwoch.
„Die Party ist vorbei“
Nun hat aber auch De Santis begonnen, den Ernst der Lage zu erkennen – zumindest teilweise. Mit den Worten „die Party ist vorbei“ verkündete der Gouverneur allerdings kein Totalverbot von. Vielmehr werden die Feiern auf maximal zehn Personen beschränkt. Damit können Studentinnen und Studenten, die oft allein oder in Kleingruppen anreisen, in Florida bleiben und feiern, wenn auch eingeschränkt. Zuvor hatte bereits der kalifornische Ex-Gouverneur Arnold Schwarzenegger die Studenten aufgerufen, heuer auf das Feiern in den Semesterferien zu verzichten.
Selbst US-Präsident Donald Trump, der die Gefahr der Pandemie lange heruntergespielt hatte, warnte vor den Folgen, insbesondere für die Eltern und Großeltern der College-Studenten.
New York als Krisenherd
Die Verbreitung des Coronavirus nimmt in den USA unterdessen wie erwartet an Fahrt auf. Vor allem New York City wird dabei zum Zentrum der Krise: Schnell steigende Fallzahlen angesichts von deutlich mehr durchgeführten Tests in New York machen das Ausmaß der Krise in der US-Millionenmetropole deutlich.
Alleine von Dienstag bis Donnerstag stieg die Anzahl nachgewiesener Infektionen auf mehr als das Vierfache und lag bei fast 4.000. Das liegt vor allem an zunehmenden Tests, die in den USA lange nur mangelhaft vorhanden waren, sodass sich die Dunkelziffer erhöhte. Der Gouverneur des Bundesstaates New York, Andrew Cuomo, geht von Zehntausenden tatsächlichen Fällen im Staat aus.
Spitäler nicht gerüstet
Behörden hatten immer wieder gewarnt, das die Kapazitäten der Krankenhäuser in New York nicht ansatzweise auf die Ansteckung breiter Gesellschaftsschichten vorbereitet seien. Für den Bundesstaat rechnet die Regierung mit einem Bedarf von 30.000 Beatmungsgeräten. Im Moment gebe es nur 5.000 bis 6.000, sagte Cuomo. Er habe Mitarbeiter nach China geschickt, um schnell neue Geräte zu kaufen.
De Blasio kritisiert Trump
New Yorks Bürgermeister Bill de Blasio forderte von Trump rasche Hilfe für die mit offiziell knapp neun Millionen Einwohnern größte Stadt der USA. Er verstehe nicht, warum Trump, der selbst ein New Yorker sei, „dasitzt und zusieht“, so de Blasio. Museen von Weltrang wie das Museum of Modern Art und Dutzende Broadway-Musicals und Sehenswürdigkeiten wie die Freiheitsstatue sind teilweise schon seit Tagen geschlossen – genauso wie die Schulen für mehr als eine Million Kinder. Nun bekommt „die Stadt, die niemals schläft“, eine Zwangspause.
In ihrer Vorbereitung auf drastisch steigende Fälle von Schwerkranken sucht New York dringend nach zusätzlichem medizinischen Personal und plant, öffentliche Einrichtungen in Notkrankenhäuser umzuwandeln. Washington sagte bereits die Sendung eines militärischen Krankenhausschiffs mit rund 1.000 Kabinen zur Unterstützung zu. Auch logistische Hilfe des Armeekorps der Ingenieure soll kommen.
New Yorker ignorierten Warnungen
Am Montag hatte die Stadt die Schließung unter anderem von Restaurants, Bars, Kinos und Konzerthäusern angekündigt. Cafes und Restaurants dürfen aber noch Essen liefern. Die Maßnahme wurde eingeführt, nachdem die New Yorker am Wochenende trotz offizieller Warnungen in Scharen zum Abendessen ausgingen oder die Lokale besuchten.
In den vergangenen Tagen fuhr das öffentliche Leben dann Stück für Stück herunter. Viele New Yorker arbeiten schon von zu Hause aus. Auch auf dem Times Square und in der U-Bahn war ungewöhnlich viel Platz, die Stimmung ernst, aber ruhig.
Streit zwischen de Blasio und Cuomo
De Blasio wirbt trotzdem für eine weitere Verschärfung und eine Ausgangssperre, wie sie auch schon zuerst in San Francisco an der Westküste und mittlerweile für ganz Kalifornien gilt. Diese müsste vom Bundesstaat beschlossen werden, Gouverneur Cuomo aber bremste in den vergangenen Tagen und sagte, dass eine solche Maßnahme bisher nicht geplant sei.