Pollen einer Erle
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Coronavirus

Was bei Allergien und Asthma zu tun ist

Mit der beginnenden Pollensaison nehmen auch die Beschwerden der Allergiker wieder zu. Atemnot und Husten können daher auch vermehrt allergisch bedingt sein. Umso entscheidender ist es, in der Coronavirus-Krise auf die Veränderung der Symptome zu achten. Asthmatiker sollten auf keinen Fall ihre bisherige Medikation ändern, betonten Experten.

Menschen mit einer Asthmaerkrankung, auch wenn sie allergisch bedingt ist, hätten kein höheres Risiko, sich mit dem Coronavirus zu infizieren, betont Bernd Lamprecht, Lungenfacharzt und Generalsekretär der Österreichischen Gesellschaft für Pneumologie, gegenüber ORF.at. Das bestätigte auch die Europäische Allergiestiftung (ECARF) für Allergiker allgemein: „Personen mit einem Heuschnupfen haben keine verminderte immunologische Abwehr, sie sind nicht ‚immun-geschwächt‘ und die Abwehr gegen Bakterien und Viren ist bei ihnen normal.“

Vorsicht ist aber dennoch geboten, wenn Menschen an Asthma – auch allergisch bedingt – erkrankt sind: „Es handelt sich bei Asthma um eine chronische Atemwegserkrankung. Entsprechend schwerer kann der Verlauf bei einer Infektion mit dem Coronavirus sein und mit mehr Komplikationen“, erklärt Lamprecht.

Asthmatherapie fortsetzen

Es sei daher wichtig, dass die betroffenen Asthmapatienten die bisher durchgeführte Therapie fortführen und nicht die Medikamente weglassen. Lamprecht: „Es ist notwendig, eine gute Krankheitskontrolle zu haben, damit man gestärkt ist für eine allfällige Virusinfektion.“ Für Unsicherheit sorgte ein Interview des deutschen Virologen Christian Drosten, in dem dieser riet, mit dem Arzt über eine mögliche Absetzung inhalierbarer Cortisonpräparate zu reden, weil diese das Immunsystem dämpfen, und auf andere Präparate umzustellen. Das müsse aber der behandelnde Arzt entscheiden, betonte Drosten. Lamprecht wie auch die Österreichische Gesellschaft für Pneumologie halten davon nichts.

Tabellarischer Vergleich zwischen Pollenallergie und Covid-19
Grafik: ORF.at; Quelle: Österreichische Gesellschaft für Pneumologie

Das Cortison werde hier nur in geringen Dosen verabreicht, und der Nutzen überwiege die möglichen Nebeneffekte, wenn das Medikament abgesetzt würde. Dann könnte sich die Krankheit verschlechtern und unnötige Arztbesuche notwendig machen – mehr dazu in science.ORF.at.

Kein Fieber bei Pollenallergie

Entscheidend ist gerade für Asthmatiker, auf die Symptome und deren Veränderung zu achten. „Alarmzeichen sind Fieber, Husten und eine deutliche Veränderung der Atemnot“, erklärt Lamprecht. Aber auch bei Allergikern ohne asthmatische Beschwerden gilt es, allergische Symptome von einem viralen Infekt wie dem Coronavirus zu unterscheiden.

Eine Pollenallergie verursache kein Fieber, so der Allergologe Stefan Wöhrl, Leiter des Allergiezentrums Wien-Floridsdorf, im Interview mit ORF.at. Typische Symptome bei Allergien sind juckende Augen, eine rinnende oder blockierte Nase, so beide Experten.

Symptome richtig deuten

Schwieriger sei die Unterscheidung für Allergiker, die bisher noch nicht von Asthma betroffen gewesen sind, warnt Wöhrl. Die Birkenblüte, die derzeit aufgrund des milden Winters um etwa zwei Wochen früher als gewöhnlich und besonders stark einsetzt, verursache meist einen starken Heuschnupfen. Diese Symptome können sich aber verschlimmern. „Bei etwa 40 Prozent der Pollenallergiker kann es zu einem sogenannten Etagenwechsel kommen. Dann rutscht der Heuschnupfen eine Etage tiefer in die Lunge.“

Für Allergologen ist das ein natürlicher Verlauf der Erkrankung, wenn nicht gegengesteuert wird. Häufig betroffen seien 35- bis 40-Jährige, so Wöhrl: „Das sind dann Allergiker, die erstmals mit Asthma konfrontiert sein können und daher auch die Symptome nicht so deuten können.“

Zudem komme Asthma nicht akut. Wöhrl: „Es schleicht sich allmählich ein mit Brodelgeräuschen und Atemnot in der Nacht.“ Wenn der asthmatische Husten allerdings längere Zeit unbehandelt bleibe, könne auch eine Lungenentzündung entstehen. Damit werde eine Unterscheidung zu Covid-19 schwieriger. Wöhrl: „Der Beginn einer Allergie mit Schnupfen und Husten passt aber nicht zum Krankheitsbild einer Infektion mit dem Coronavirus.“