Nach der vorläufigen Absage des Filmfestivals von Cannes öffnet die Mittelmeerstadt ihren berühmten Festivalpalast wegen des Coronavirus für Obdachlose. Auf der Straße lebende Menschen sollten in dem Gebäude Unterschlupf und Schutz finden, sagte Dominique Aude-Lasset von der Stadtverwaltung gestern. Tags zuvor hatten die Veranstalter mitgeteilt, dass das Filmfestival von Cannes wegen des Coronavirus nicht wie geplant im Mai stattfinden wird.
Es gehe um ein „Symbol der Solidarität“. Wichtiger als Kongresse oder kulturelle Veranstaltungen sei es wegen der Coronavirus-Krise derzeit, dass alle Menschen zu Hause blieben, „auch die Schwächsten“. Die neue Einrichtung öffnete bereits am Abend ihre Pforten.
Angeboten werden laut Aude-Lasset Betten, Mahlzeiten und Duschen. Dabei würden alle Vorschriften zur Unterbringung von Obdachlosen eingehalten. Am Eingang zum Gebäude sei eine Station zum Fiebermessen eingerichtet.
Strafen für Obdachlose in mehreren Städten
Zuvor war bekanntgeworden, dass in mehreren französischen Städten die Polizei wegen der landesweiten Ausgangssperre offenbar Bußgelder gegen Obdachlose verhängt hatte. Solche Fälle habe es in Paris, Lyon und Bayonne gegeben, kritisierte ein Dachverband von rund 800 Hilfsorganisationen in Paris. Die Federation des acteurs de la solidarite (FAS) verlangte das „sofortige Ende der Strafmaßnahmen“.
Die Präfektur von Lyon im Osten Frankreichs ordnete nach Angaben einer Lokalzeitung eine Untersuchung an. Solche Bußgelder verstießen gegen die Anordnungen, hieß es. Auch in Paris wurde die Präfektur eingeschaltet.
Seit Dienstag gilt in Frankreich eine landesweite Ausgangssperre. Wer einkaufen oder in die Apotheke gehen will, muss eine Bescheinigung von der Website der Regierung herunterladen und mit sich führen, wenn er seine Wohnung verlässt. Ansonsten droht ein Bußgeld von 135 Euro.
Nach Angaben der französischen Behörden haben sich mehrere Dutzend Obdachlose mit dem Coronavirus infiziert. In den kommenden Tagen sollen für sie spezielle Aufnahmezentren entstehen. Gesunde Obdachlose will die Regierung in leerstehenden Hotels unterbringen.