Italien schließt „nicht lebensnotwendige“ Betriebe

Italien hat im Kampf gegen das Coronavirus die Schließung aller „nicht lebensnotwendigen“ Unternehmen und Fabriken angeordnet. Ministerpräsident Giuseppe Conte sagte heute Abend in einer Fernsehansprache, die Regierung habe entschieden, landesweit jegliche Produktion einzustellen, „die nicht ausdrücklich notwendig, entscheidend, unverzichtbar ist, um unsere grundlegenden Waren und Dienstleistungen sicherzustellen“.

Die Maßnahme ist eine Reaktion auf den erneut starken Anstieg von Todesfällen und CoV-Infektionen im Land. 793 Todesopfer wurden gestern in ganz Italien gemeldet – so viele wie nie zuvor binnen eines Tages. Die Bilanz der Todesopfer kletterte damit auf 4.825 Personen, teilte der Zivilschutz in Rom mit. Die Zahl der Infizierten kletterte auf 42.681.

564 Tote in der Lombardei

Allein in der Lombardei, der von der Coronavirus-Epidemie am stärksten betroffenen italienischen Region, stieg die Zahl der Todesopfer heute um 546 Personen. Der Mailänder Bürgermeister Giuseppe Sala rief in einem Video zum Durchhalten in Zeiten der Krise auf. Mailand sei bisher nicht so stark wie andere Städte der Lombardei von der Seuche betroffen. „Wir müssen durchhalten, denn der Zusammenbruch einer Stadt mit 1,4 Millionen Einwohnern wäre ein Desaster für das Gesundheitssystem“, so Sala.

ORF-Korrespondentin Wagner zur Lage in Italien

ORF-Korrespondentin Katharina Wagner berichtet aus Rom über die verschärften Maßnahmen gegen das Coronavirus und die steigende Zahl der Todesopfer.

Verschärfte Kontrollen

In ganz Italien wurden die Polizeikontrollen zur Einhaltung der Quarantänevorschriften verschärft. Nachdem die italienische Regierung die landesweite Schließung von Parks, Grünflächen und Spielplätzen beschlossen hat, sind seit diesem Wochenende Freizeitaktivitäten außer Haus verboten, geht aus der neuen Verordnung der Regierung hervor, die bis zum 25. März gilt.

Polizeikontrolle von öffentlichem Platz in Italien
APA/AFP/Alberto Pizzoli

Sport im Freien ist zwar weiterhin erlaubt, allerdings nur in der Nähe der eigenen Wohnung. Die Sicherheitsdistanz von einem Meter von anderen Personen muss eingehalten werden. Lebensmittelgeschäfte auf Bahnhöfen wurden geschlossen. Reisen zu Ferienwohnungen sind verboten. Polizei und Militär kontrollierten streng die Einhaltung der Vorschriften.

Roms Bürgermeisterin nach Parkvideo in Kritik

Roms Stadtoberhaupt Virginia Raggi fing sich indes mit einem Videoaufruf viel Kritik ein. Dabei appelliert sie vor dem Wochenende an die Römer, im Zuge der Coronavirus-Pandemie auf jeden Fall in den eigenen vier Wänden zu bleiben und nicht ins Grüne zu gehen. Jedoch steht sie auf dem Video selbst in einem grün blühenden Park. „Es gibt Leute, die noch rausgehen, als sei nichts gewesen. So geht es nicht“, erklärte sie dabei mit ernster Miene.

Bei den Einwohnern kam das weniger gut an. „Genial. Man stellt sich in den Park und sagt den Menschen, dass sie zu Hause bleiben sollen“, hieß es in den Kommentaren auf Raggis Twitter-Account. Oder: „Können wir jetzt alle in den Park gehen und Videos machen, um den Leuten zu sagen, sie sollen daheim bleiben?“