Albert Uderzo
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1927–2020

Asterix-Zeichner Uderzo ist tot

Der Zeichner der weltberühmten Asterix-Comics, Albert Uderzo, ist tot. Uderzo starb im Alter von 92 Jahren, wie seine Familie am Dienstag mitteilte. Gemeinsam mit Autor Rene Goscinny gehörte er zu den „Vätern“ der Comicserie um ein Dorf voller unbeugsamer Gallier, die den römischen Besatzern die Stirn bieten.

Der 92-Jährige starb am Dienstag in einem Vorort von Paris an einem Herzinfarkt, berichtete die französische Nachrichtenagentur AFP unter Berufung auf seine Familie. Uderzo sei bei sich zu Hause in Neuilly im Schlaf gestorben, sagte sein Schwiegersohn Bernard de Choisy. Er sei seit Wochen „sehr müde“ gewesen.

Uderzo und der bereits 1977 verstorbene Goscinny hatten neben anderen, weniger breit rezipierten Projekten mit „Asterix“ die erfolgreichste französische Comicserie aller Zeiten geschaffen. Uderzo illustrierte, Goscinny schrieb. Seit der Veröffentlichung des ersten Heftes am 29. Oktober 1959 wurden laut Angaben des Verlags 390 Millionen Alben verkauft. Dazu zählen Übersetzungen in 111 Sprachen und Dialekte.

Phänomen Asterix erobert die Welt

Dabei waren die Geschichten mit ihrem gallischen Witz zunächst für die Franzosen bestimmt. Man habe etwas typisch Französisches schaffen wollen, sagte Uderzo einmal. Doch vermutlich hätten sie mit ihren Geschichten etwas berührt, was alle betroffen habe, so der Zeichner.

Albert Uderzo , 1970
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Das Asterix-Duo: Goscinny (links) schrieb, Uderzo (rechts) illustrierte

Die Abenteuer des kleinen Galliers umfassen bisher 38 Alben. Mit Band 35 („Asterix bei den Pikten“) wurde die Serie allerdings in neue Hände übergeben und von dem französisch-schweizerischen Comiczeichner Didier Conrad und dem Texter Jean-Yves Ferri übernommen. Auch mehr als zehn Zeichentrick- und Realverfilmungen sind entstanden, 1989 hat ein Freizeitpark bei Paris eröffnet, der seinen Namen trägt, und Hunderte von Merchandising-Produkte wurden entworfen.

TV-Hinweis

Der ORF ändert sein Programm und zeigt in memoriam Albert Uderzo die Filme „Operation Hinkelstein“, „Asterix im Land der Götter“, „Asterix und die Wikinger“ sowie „Asterix in Amerika“ am Sonntag ab 12.10 Uhr in ORF1.

Angesichts der Coronavirus-Krise ein pikantes Detail: 2017 tauchte in dem Band „Asterix in Italien“ eine Figur namens „Coronavirus“ auf. Dabei handelt es sich um einen Wagenlenker, der im Auftrag von Julius Cäsar ein Pferdewagenrennen quer durch Italien gewinnen soll. Asterix und Obelix wollen den Sieg von „Coronavirus“ auf jeden Fall verhindern. Autor Ferri erklärte, sie hätten sich für den Namen entschieden, weil er „böse“ klinge. In der deutschen Ausgabe heißt der Wagenlenker Caligarius.

Uderzo produzierte nach Goscinnys Tod weiter

Nach dem Tod von Goscinny 1977 hatte Uderzo die Alben zunächst allein weiterproduziert. Das erste von Uderzo allein geschaffene Album „Der große Graben“ erschien 1980. Doch die Kritik der Fans wurde mit den Jahren immer lauter – unter anderem das Fehlen des ironischen Witzes von Goscinny wurde bemängelt.

2012 wurde schließlich der Wechsel angekündigt, auch deshalb, weil Uderzo an Arthrose litt und nicht mehr zeichnen konnte. Aber auch nachdem er seine Geschöpfe der nächsten Generation übergeben hatte, blieb Uderzo im französischen Alltag präsent. Nach dem Terroranschlag auf das Magazin „Charlie Hebdo“ veröffentlichte er etwa 2015 eine Zeichnung, auf der Asterix und Freund Obelix traurig die Helme abnehmen und sich – offensichtlich vor den Toten – verneigen.

Einer der erfolgreichsten Zeichner seiner Generation

Geboren wurde der Asterix-Erfinder am 25. April 1927 als Sohn italienischer Einwanderer in der Nähe von Reims. Er kam mit sechs Fingern an jeder Hand auf die Welt, eine Fehlbildung, die später operativ entfernt wurde. Als seinen ersten Comic entdeckte er Micky Maus in der französischen Tageszeitung „Le Parisien“ – und damit seine Bestimmung. Von den Helden von Walt Disney fasziniert, begann er im Alter von zehn Jahren, Figuren mit großen Nasen zu skizzieren.

Albert Uderzo
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Uderzo galt als ebenso streitlustig wie sein Comicheld Asterix

Bereits als 14-Jähriger zeichnete er für einen Pariser Verlag und erfand Figuren wie den jungen Reporter Luc Junior oder den Kaperkapitän Pitt Pistol. Ende der 40er Jahre gehörte er zu den erfolgreichsten Zeichnern seiner Generation – trotz seiner Farbenblindheit. Doch wohlhabend machten ihn erst die weltweit millionenfach verkauften Abenteuer des kleinen Galliers.

Goscinny über Uderzo: Liebe auf den ersten Blick

Den talentierten Texter Goscinny lernte er 1951 kennen. Uderzo beschrieb die erste Begegnung als „wesentlich und entscheidend“ für sich. Für Goscinny soll sie eine Art gegenseitige Liebe auf den ersten Blick gewesen sein, wie „Le Monde“ schrieb. Sie hätten stundenlang miteinander geredet und beschlossen zusammenzuarbeiten.

Uderzo hatte selbst etwas von seinem Comichelden. Er galt sein Leben lang als ebenso streitlustig wie Asterix. In den 90er Jahren kämpfte er jahrelang vor Gericht mit dem Verlag Dargaud um die Rechte für die ersten 25 Asterix-Bände. Ab 2008 stritt Uderzo mit seiner Tochter Sylvie. Er hatte seine Anteile dem Großverlag Hachette verkauft und seine Tochter als Chefin des Albert-Rene-Verlags entlassen. Zuletzt ging es dann darum, dass sie ihn entmündigen lassen wollte, weil sie befürchtete, Bekannte würden seinen Gesundheitszustand für eigene Zwecke ausnutzen.

Letztlich wurde das innerfamiliäre Kriegsbeil aber begraben. Darüber sei er sehr glücklich, hatte Uderzo anlässlich seines 90. Geburtstags vor drei Jahren unterstrichen. Denn jetzt könne er hin und wieder für sein Enkelkind zeichnen, sagte er damals.